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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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Lupi mussten genau wie Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen, und für die meisten bedeutete das, dass sie woanders wohnen mussten. Manche arbeiteten auf dem Clangut als Wachen, in der Krippe oder bei der Baufirma des Clans. Andere besaßen woanders ihr eigenes kleines Geschäft oder arbeiteten für menschliche Arbeitgeber oder Unternehmen. Aber eine große Anzahl war in den Unternehmen beschäftigt, die dem Clan in den drei Küstenstaaten gehörten, die zu dem Territorium der Nokolai gehörten.
    Das war ungewöhnlich. Bis der Oberste Gerichtshof den Behörden untersagte, einem gefassten Lupus die Droge Gado zu verabreichen, hatte Rules Volk es nicht gewagt, in größeren Gruppen zusammenzuleben. Die meisten Clangüter konnten nicht einmal die Hälfte ihrer Mitglieder aufnehmen, und die Clans hatten es für gefährlich gehalten, wenn zu viele ihrer Mitglieder am selben Ort arbeiteten.
    Bei den Nokolai war das anders, und zwar Isens wegen … und wegen der Vochi.
    Isen hatte seit Langem gewusst, dass die Lupi nicht weiter im Verborgenen leben konnten. Die Welt hatte sich immer mehr verändert. Er hatte alles für den Tag geplant, an dem sie an die Öffentlichkeit gehen würden, und mit dem Wythe-Clan zusammen daran gearbeitet, den Plan umzusetzen, indem er das Rechtssystem für sich nutzte. Und selbst für die Zeit davor hatte er schon vorgesorgt gehabt. Zuerst hatte er einen Vorwand gefunden, um vierzig oder fünfzig Clanmitglieder um sich zu versammeln – indem er vorgegeben hatte, das Clangut beherberge eine religiöse Gemeinschaft. Zusätzlich zu den schon bestehenden Häusern hatte er dann die Gebäude mit den Schlafsälen für die »Brüder«, die zu Besuch kamen, errichtet. Nachdem die Nokolai an die Öffentlichkeit gegangen waren, hatte er noch einen zweiten Schlafsaal und zusätzliche Häuser bauen lassen.
    Heute konnten die Nokolai, falls nötig und wenn sie ein bisschen zusammenrückten, den gesamten Clan dort unterbringen.
    Dennoch lebten auch jetzt noch nicht alle Nokolai hier, sondern waren über ganz Kalifornien, Oregon und Washington verstreut und hielten Augen und Ohren offen – sowohl aus taktischen Gründen, als auch aus Notwendigkeit. Krieg war teuer. Die Nokolai waren zwar ein wohlhabender Clan, der aber trotzdem nicht alle seine Mitglieder über einen längeren Zeitraum finanzieren konnte. Nicht, wenn ein Großteil des Vermögens aus den Unternehmen stammte, in denen ihre Leute arbeiteten.
    Die Entscheidung, Unternehmen zu gründen, die den eigenen Clan beschäftigten, hatte Isen getroffen. Doch ohne die Hilfe der Vochi hätte er das Vorhaben niemals umsetzen können.
    Die Vochi waren immer ein kleiner Clan gewesen und hatten mehr als andere unter der eingeschränkten Fruchtbarkeit aller Andersblütigen gelitten. Außerdem hatte er stets zu viele Unterwürfige, zu wenige Kämpfer hervorgebracht. Dazu kam ein besonderes Interesse daran, Reichtum anzuhäufen, sodass die Vochi leicht zu dem dünnen Jungen mit der Brille, auf dem die Sportler herumhackten, hätten werden können … oder, bei Streit zwischen den Clans, zu dem dünnen weißen Typ, der sich zufällig gerade dann in der falschen Gegend aufhielt, wenn die Crips und die Bloods aufeinandertrafen.
    Dessen waren sich die Vochi sehr wohl bewusst. Das erste Mal unterwarfen sie sich den Nokolai vor tausendsechshundert Jahren. Seitdem standen sie unter ihrem Schutz und hatten es ihnen reichlich vergolten. Sie waren der Grund, warum die Nokolai der wohlhabendste Clan waren – ihr Scharfsinn und, in jüngster Zeit, Isens Erkenntnis, dass in der Welt der Menschen Geld Macht bedeutete. Und das war nun einmal wohl oder übel die Welt, in der die Lupi lebten.
    In dieser Welt, aber nicht von ihr. Sie hatten viel gemein mit den Menschen, aber sie waren keine Menschen. Ein Clan konnte nicht auf die gleiche Weise geführt werden, wie die Menschen ihre Gesellschaften führten.
    Menschenansammlungen erinnerten Rule an Vogelschwärme oder Kinder: Sie waren unfähig, sich längere Zeit ruhig zu verhalten. Er stand neben seinem Vater inmitten von geschätzten dreihundert zumeist reglosen und schweigenden Lebewesen. Zumeist deshalb, weil auch Frauen in der Menge waren – weibliche Clanmitglieder, die so leise waren, wie es ihnen möglich war. Aber die meisten waren Lupi, mit dem instinktiven Verständnis des Wolfs dafür, wie wichtig Reglosigkeit war. Die meisten von ihnen waren Nokolai. Ihr Rho hatte Stille befohlen. Sie gehorchten. Trotz des heftigen

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