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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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dass sie mit niemandem darüber sprechen sollten, der nicht zum Clan gehört, also auch nicht mit unseren Gästen. Aber manche wissen es wohl trotzdem.«
    »Menschen reden eben«, stimmte Lily ihm zu. »Und Kinder wiederholen das, was sie hören – vor allem wenn sie glauben, es sei ein Geheimnis.«
    »Was auch der Grund ist«, sagte Rule mit fester Stimme, »warum Stillschweigen ein Teil der Abmachung zwischen den Laban, den Vochi und den Nokolai ist. Sie haben sich verpflichtet, Stillschweigen über das, was sie während ihres Aufenthaltes hier erfahren, zu bewahren, es sei denn, ihre Rho fragten sie. Kinder sind nicht durch solch eine Vereinbarung gebunden, aber seitdem sie hier eingetroffen sind, hatten die Kinder der Laban und der Vochi noch keine Gelegenheit, mit jemandem außerhalb des Clangutes zu sprechen.«
    Laban und Vochi waren Clans, die den Nokolai unterstanden, ganz ähnlich wie in einem feudalen System. Ihre Rho waren Isen unterstellt wie in früheren Zeiten einfache Adliger einem Grafen oder Herzog, in Zeiten, als Titel zu mehr da waren, als Paparazzi anzulocken. Damals, als mit den Titeln noch echte Pflichten und echte Verantwortung einhergingen … Pflichten, die für beide Seiten galten. »Vochi sollen angeblich gut mit Geld umgehen können«, sagte sie nach einem Moment.
    »Abe hat mich unterrichtet.«
    »Abe ist der Rho der Vochi.«
    »Ja.« Rules Stimme klang angespannt. »Ich habe einen Uniabschluss, aber der gab mir nur die Steine, um damit etwas zu bauen. Abe hat mich das Handwerk gelehrt, worauf ich zu achten habe, wie viel Liquidität unter welchen Umständen nötig ist, wie … Er hat mir so viel beigebracht. Ich kann einfach nicht glauben –« Er brach abrupt ab.
    Dass sein Lehrer die Nokolai verraten hatte. Das war es, was Rule meinte. Deswegen war Isen so wütend. Der Rho der Vochi könnte von seinen hier lebenden Leuten alles über den Prototyp erfahren haben. Alles, was der Dieb wissen musste.
    Lupi hatten nicht dieselben Prioritäten wie Menschen. Für sie war es schlimmer, dass ein untergeordneter Rho möglicherweise dieses Verhältnis verraten hatte, als der Verlust eines Gerätes, das vielleicht Millionen oder Hunderte Millionen wert war. Oder wert wäre, wenn es wirklich funktionierte. Hatte der Dieb gewusst, dass es fehlerhaft war? Lily stellte die Frage fürs Erste zurück. Sie war zwar entscheidend, aber im Moment nicht so dringend. Untreue wurde bei den Lupi hart bestraft. Da gab es nur Schwarz oder Weiß, keine Grauschattierungen. Wenn ein Nokolai Geheimnisse des Clans ausplauderte, war es Verrat. Wenn ein untergeordneter Rho gegen eine Abmachung, die er mit dem Rho der Nokolai getroffen hatte, verstieß, war es Verrat. Und in ihrer Welt gab es für Verrat nur eine mögliche Strafe.
    Wenn sie sich jetzt nicht sehr clever anstellte – oder sehr viel Glück hatte –, dann würde jemand sterben. Vielleicht heute Nacht. »Die Laban könnten die Informationen auf dieselbe Weise wie die Vochi bekommen haben«, sagte sie vorsichtig. »Und sie sind sehr viel gewiefter.«
    Cullen schnaubte. »Ich bezweifle, dass Leo weiß, wie er den Überblick über seinen Kontostand behält, geschweige denn einen Prototyp verkauft. Die Laban sind gute Kämpfer. In allem anderen sind sie weniger gut.«
    Das hatte sie auch schon gehört. Die beiden Clans aus Nordamerika, die sich den Nokolai untergeordnet hatten, waren sehr unterschiedlich. Laban war ein kleiner, streitlustiger Clan, der gute Kämpfer hervorbrachte. Der Clan der Vochi war ebenfalls klein, aber reich, und seine Mitglieder unterwarfen sich zu leicht. »Die Vochi mögen Geldspielchen. Darin kennen sie sich gut aus.«
    Rules Antwort war einsilbig. »Ja.«
    »Der Dieb hat den Prototyp eines Geräts gestohlen, das nicht funktioniert.«
    »Das … klingt nicht nach Abe.« Die Anspannung wich leicht aus Rules Stimme. »Verrat sieht ihm auch nicht ähnlich, aber etwas zu stehlen, das nicht funktioniert – Isen muss das wissen.« Er beschleunigte seine Schritte. Blieb wieder stehen.
    »Geh«, sagte Lily ihm. »Cullen kann mich nach unten begleiten. Falls wir in Schwierigkeiten geraten, kann er Feuer werfen. Das wird ihm guttun. Geh.«
    Er zögerte noch einen Moment, nickte dann und rannte los.
    Lily und ihr feuerwütiger Begleiter gingen schweigend weiter, so schnell sie ihre Menschenbeine auf dem holprigen Abhang trugen. Nach ungefähr fünf Minuten ergriff Cullen das Wort. »Der Prototyp funktioniert.«
    Sie seufzte. »Ja, ich weiß.«

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