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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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ihm zu helfen, und Rule stellt nicht eine Frage.«
    »Nicht jeder stellt gleich Fragen, wenn er einen Schock erlitten hat.«
    »Ich weiß, aber bis jetzt hat sich daran nichts geändert. Er weicht allen Fragen aus. Ist dir klar, dass Isen von diesem Jasper wusste? Vielleicht nicht viel.« Lily hatte Machek überprüfen lassen, und dabei war so einiges herausgekommen, was Isen nicht erwähnt hatte. »Aber er wusste, dass Rules Mutter, ein paar Jahre nachdem sie ihm Rule übergeben hatte, noch ein Kind bekommen hat. Er wusste, dass Rule einen Bruder hat und hat es ihm nie gesagt. Und Rule scheint das nicht zu stören. Er verließ sogar den Raum, als ich anfing, Isen über Jasper auszufragen.«
    »Er ist einfach gegangen?«
    »Nicht, um unhöflich zu sein. Er hatte plötzlich Dinge zu erledigen.«
    »Hm.« Cynna verfiel in Schweigen.
    Rule hatte gesagt, er müsste alles für ihre Reise arrangieren und die nötigen Sicherheitsvorkehrungen treffen. Eine nette Beschäftigung, die absolut ihre Berechtigung hatte, zu der er aber nicht aus dem Zimmer hätte gehen müssen. Und kaum hatte Lily die ersten Fragen gestellt, klingelte Isens Telefon erneut.
    Dieses Mal war es der Rho der Laban, dem Isen mitteilte, dass er gerade beschäftigt sei. Nein, Leo solle nicht zurückrufen, sondern warten, bis Isen Zeit fände, mit ihm zu sprechen.
    »Ich kann gern gehen«, hatte Lily angeboten.
    »Nein, ich möchte, dass er wartet. Zuerst wird er geduldig sein, aber nicht lange. Leo hat nie viel Geduld gehabt. Dann wird er zunehmend ärgerlich werden. Das wird länger andauern, bis dann irgendwann aus dem Ärger Angst wird. Dann werde ich mit ihm sprechen.«
    Isen hatte den anderen Rho volle dreißig Minuten in die Warteschleife gestellt, während er mit Lily über Jasper sprach … und Jaspers Mutter. Als Isen dann schließlich fand, dass Leo genug Angst ausgestanden hatte, hatte er Lily entlassen. »Wenn du Rule findest, sag ihm, dass ich ihn sehen will. Wenn nicht, dann schick jemanden nach ihm. Er ist vielleicht laufen gegangen.«
    Sie hatte Rule nicht gefunden. Und auch nicht erfahren, welches Schicksal Leo getroffen hatte. Als sie zurückkam, hatte Isen sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen, und wenn er die Tür geschlossen hatte, durfte niemand ihn stören, es sei denn, es handelte sich um einen Notfall. So groß ihre Neugier auch war, ein Notfall war es wohl nicht. Daher war sie zu Bett gegangen.
    Cynna brach das Schweigen. »Lupi haben ein Wort für sie, weißt du. Für die Halbgeschwister mütterlicherseits.«
    Lily schnaubte. »Mensch?«
    Cynna ließ ein Grinsen aufblitzen. »Ja, aber dieses Wort bezeichnet nur das Verwandtschaftsverhältnis. Mit Geschwistern, die nicht zum Clan gehören. Sie nennen sie die
alius
-Familie.«
    »Ich habe die Bezeichnung schon irgendwo gelesen. Vielleicht in einem der Tagebücher, die die Rhej – ich meine Hannah – mir zu lesen gegeben hat.« Bevor Hannah starb, durfte Lily ihren Namen nicht nennen. Jetzt tat sie es, denn nun war Cynna »die Rhej«. Gott sei Dank hatte Cynna ihr erlaubt, sie weiter bei ihrem Namen zu nennen. Es wäre schlimm genug, hatte sie gesagt, dass die Lupi kaum noch ihren Namen benutzten, und sie würde ihn schon gern noch ab und zu hören. »Ich dachte, es bedeutet einfach Familie.«
    »Ich weiß nicht, wie jemand, der wirklich Latein kann,
alius-
Familie übersetzen würde, aber die Lupi übersetzen den Ausdruck mit ›die andere Familie‹.«
    »Die, die nicht zu uns, zum Clan gehören. So als wären sie keine echten Geschwister.«
    »Das ist verständlich, wenn man sich die Geschichte anschaut. Früher kam es selten vor, dass Lupi von ihrer Mutter aufgezogen wurden. Wenn die Mutter verheiratet war, dann nicht mit dem Vater des Kindes, und wenn nicht – uneheliche Kinder waren jahrhundertelang ein Riesending. Da war es normal, dass die Lupi aufwuchsen, ohne die Familie ihrer Mutter zu kennen, und da ist es nur verständlich, dass sie keine enge Bindung zu ihr entwickeln konnten. Familie, nicht Clan, verstehst du? Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass ihre menschlichen Halbgeschwister gar nichts von ihnen wissen, geschweige denn sie ›Bruder‹ nennen wollten, also haben sie dasselbe getan.« Sie zuckte mit den Schultern. »Heute wachsen viele Lupi bei ihren Müttern auf, zumindest zeitweise, aber an der Einstellung hat sich trotzdem nichts geändert.«
    Lily dachte darüber nach. Rule hatte nie wissen wollen, ob er irgendeine
alius-
Familie hatte, soweit sie

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