Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
Vom Netzwerk:
philosophischen Mist später hören«, sagte Beth entschuldigend.
    Ein gedämpfter Laut, der vielleicht ein Lachen war, kam von dem Stuhl am anderen Ende des Raumes und erinnerte Lily daran, dass sie nicht allein waren. Als sie einen Blick hinter sich warf, machte auch Tony ein entschuldigendes Gesicht. »Tut mir leid. Ich wollte nicht lauschen. Beth, bist du damit einverstanden, wenn ich etwas dazu sage?«
    Beth zuckte die Achseln. »Klar. Warum nicht?«
    Lily fielen da schon ein paar Gründe ein – er war ein Mann und ein Lupus, und er kannte Beth überhaupt nicht. Sie bezweifelte, dass er verstand, worum es ging, geschweige denn helfen konnte, doch sie schwieg. Schaden konnte es wohl nicht.
    Tony kam zu ihnen und ließ sich auf ein Knie nieder, sodass er mit den Augen mehr oder weniger auf gleicher Höhe mit Beth war. Er streckte beide Hände aus. Zögernd legte sie ihre Hände hinein. Er drückte zu, sah ihr in die Augen und sagte in seiner langsamen, bedächtigen Art: »Jemand hat versucht dich zu verletzen oder dich zu töten. Aber nun hast du ihn sehr schwer verletzt. Oder vielleicht getötet. Jetzt macht dir das schwer zu schaffen.« Er machte eine Pause.
    Beth nickte.
    »Und das ist auch ganz richtig so. Töten soll nicht einfach sein.«
    Beths Mund rundete sich zu einem stillen »Oh«. Die Anspannung wich aus ihren Schultern. »Du meinst, es ist richtig, dass ich verwirrt bin.«
    »So ist es.«
    »Und ich soll aufhören zu denken, dass ich alles sofort verstehen kann.«
    Er lachte – ein Grollen, so leise, das Lily es kaum hörte. »
Pequita
, niemand versteht je alles.«
    Als sie zurücklächelte, sah sie wieder mehr aus wie sie selbst. Kokett. »He, wen nennst du hier ›Kleine‹?«
    »Fast alle.«
    Beth lachte. Es war ein gutes Lachen, und es schien, als würde es sie genauso überraschen wie Lily.
    Draußen im Flur sagte jemand: »… mich nicht so ansehen. Ich weiß nicht, was das alles soll, aber es ist mein gutes Recht, da reinzu…«
    »Deirdre!« Beth sprang auf. »Das ist Deirdre. Ich bin hier drinnen«, rief sie und eilte zur Tür. Eine große, dünne Blondine mit riesigen Kreolen und einem kleinen Schmetterlingstattoo auf dem Schlüsselbein rauschte in den Raum. »Beth! Ich habe gerade erst meine Nachrichten abgehört, tut mir so leid! Bist du in Ordnung? Du siehst aus wie –«
    »Mir geht es gut, außer –«
    »– durch die Mangel gedreht, und ich –«
    »– dass es mir auch furchtbar geht. Ich bin so froh, dich zu sehen!«
    Als die beiden aufeinandertrafen, umarmten sie sich und redeten einfach weiter.
    Lily seufzte, lächelte und erhob sich, auf einmal müde. Sie blickte zurück zu Tony, der seine beinahe zwei Meter fünfzehn entfaltete, bis er stand. Sie neigte den Kopf und sagte leise: »Was hättest du zu ihr gesagt, wenn sie Wut oder Reue statt Verwirrung empfunden hätte?«
    Tief in diesen braunen ruhigen Augen glitzerte ein Funke Humor. »Dasselbe. Du hast ihr gute Fragen gestellt«, fügte er hinzu, als wollte er sie aufmuntern.
    »Und dann habe ich versucht, sie selbst zu beantworten, statt darauf zu warten, dass sie ihre eigenen Antworten findet.«
    »Wir versuchen immer, für die Menschen, die uns wichtig sind, alles zu regeln. Meistens gelingt uns das nicht, aber wir möchten es gern.«
    »Ich glaube, du wirst ein guter Rho.«
    »Meinst du?« Er bedachte sie mit einem Blick, der ebenso schwer zu deuten war wie Isens manchmal. »Auch wenn ich nicht so schnell denke?«
    »Das, was Isen am besten kann, ist mit Menschen umgehen. Das ist das, was der Clan am meisten von ihm braucht. Du gehst es anders an als er, aber deine Art –« Ihr Telefon vibrierte. Sie zog es heraus. »Deine Art funktioniert auch.«
    Der Anrufer war Arjenie. Zuerst fragte sie nach Beth. Lily fragte sich kurz, woher sie es wohl wusste. Rule hatte es natürlich seinem Rho mitgeteilt, und möglicherweise hatte Isen Benedict angerufen, der es dann sicher Arjenie erzählt hätte. Lily versicherte ihr, dass es Beth gut gehe, dann kamen sie zum eigentlichen Anlass des Anrufs. Arjenie hatte in San Francisco keinen Hugo ausfindig machen können, der Cullens Beschreibung entsprach, und auch niemanden namens Hugo in den Datenbanken der Gefängnisse des Landes, der dazu passte. Sie wusste nicht mehr, wo sie sonst noch suchen sollte. Lily schnitt eine Grimasse, dankte ihr und beendete die Verbindung.
    »Dieser Hugo, nach dem ihr sucht«, sagte Tony, »ist er hier in San Francisco?«
    »Er war es. Und ist es immer

Weitere Kostenlose Bücher