Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
sickert aus seinen feinen Ritzen und Spalten langsam dunkelrotes Blut hervor. Erst füllen sich nur die Spalten in dem Gestein, wie ein See, dann fließt es über den Rand, läuft am Stein herunter und versickert unter ihm, wird aufgesogen von dem heiligen saxum und der Kreislauf beginnt von neuem.
Ansgar und ich starren den Stein an, dann beugen wir uns gleichzeitig nach vorne und ziehen die Luft ein, prüfen den Geruch des Blutes.
„Es riecht nach dir“, sage ich zu Ansgar und höre gleichzeitig seine Stimme in meinem Kopf: Es riecht nach dir.
Wir blicken uns in die Augen und lächeln – es riecht nach uns , sagt Ansgar, wir haben eine starke Verbindung. Und jetzt haben wir eine starke Waffe gegen Moritus.
Ich lehne mich gegen seine Schulter und seufze, ich wünschte, schicke ich ihm in Gedanken, wir hätten es schon hinter uns gebracht.
Ja, das wünschte ich auch, er küsst mich aufs Haar, wir müssen noch ein bisschen kämpfen, Natascha, wirst du es durchstehen?
Solange du bei mir bist, mein Geliebter, stehe ich alles durch.
Gut, er küsst mich erneut aufs Haar.
Ich seufze wieder. Und wie kommen wir jetzt hier aus diesem Nichts – damit wir … kämpfen können?, frage ich ihn.
Er packt mich an den Schultern und dreht mich zu sich hin, ich blicke in seine Augen – sie sind wunderschön – braun, eine schwarze Pupille in der Mitte, sonst nichts, kein Feuer, kein pulsierender Ring, keine Lava – nichts. Sie sehen direkt … menschlich aus und wunderschön.
Ich lächele ihn an. Deine Augen sind so … anders.
Ich weiß, unterbricht er mich, deine auch – sie sehen wunderhübsch aus. Er lächelt mich ebenso an.
Willst duimmer noch hier raus? Oder sollen wir lieber für alle Zeiten in diesem Zwischenreich bleiben?
Nein, denke ich, ich will wieder nach Hause.
Dann küss mich und wir sind baldzurück.
Ich lächele ein wenig und küsse ihn auf seine kalten Lippen. Der Geruch, der mich umfängt ist, wie immer, atemberaubend, herrlich und köstlich zugleich. Ich schließe meine Augen und dränge mich ein wenig näher an ihn heran. Auch er umschlingt mich fester mit seinen Armen.
Plötzlich fängt die Welt an, sich um uns herum zu drehen. Erst nur langsam, dann immer schneller werdend.
Ich spüre die Luft, wie sie um mich herum weht, es wird heller und ist mit einem Mal ganz hell.
Wir lösen unsere Lippen voneinander und atmen beide keuchend aus. Ich blicke mich erstaunt um – wir liegen auf dem Boden, auf einem dreckigen, staubigen Boden. Wir sind wieder in der Lagerhalle – Josh und Nicki stürmen auf uns zu und reißen mich an beiden Armen hoch.
„Ah, was ist los“, rufe ich und blicke in zwei besorgte Gesichter.
„Alles wieder okay mit dir?“, fragt mich Josh.
„Ja, … ja. Warum?“
Er und Nicki tauschen einen Blick aus, den ich nicht verstehe. Ansgar steht plötzlich vor mir und sagt:
„Alles in Ordnung. Wie lange haben wir auf dem Boden gelegen?“ Er sieht Nicki an, der schüttelt nur ungläubig den Kopf und runzelt die Stirn.
„Nur ein paar Sekunden, als ihr hingefallen seid, sind wir direkt auf euch zu und wollten sie von dir wegziehen. Wieso fragst du?“
Ansgar schüttelt nur den Kopf, in mir drin höre ich seine Stimme :
Ich habe es mir gedacht, es war das Nichts, alles um uns herum ist wie tot gewesen, die Zeit ist nicht mehr weitergelaufen. Der Stein scheint eine Wahnsinns Macht zu haben – wir müssen vorsichtig sein.
Ja, aber warum wollten die beiden mich von dir wegziehen? Was habe ich getan?
Ansgar sieht mich an und lächelt.
Du warst … etwas außer dir, nennen wir es mal so. Aber du hastdein Versprechen nicht gebrochen. Das ist gut so.
Ich war etwas außer mir?, frage ich verblüfft. Ich habe keinerlei Erinnerung daran.
Das ist auch besser so, laut sagt er:
„Wir gehen jetzt den hohen Rat befreien und dann suchen wir Moritus. Natascha? Was machen wir mit Dennis?“
Ich blicke auf meinen Sohn, der immer noch mit gebrochenem Genick und einer riesigen Brustwunde auf dem Boden liegt.
Ich zucke teilnahmslos mit den Schultern.
„Das, was du immer mit solchen Kerlen machst. Aber bitte erst, wenn ich hier raus bin.“
Selbst wenn ich will, dass Dennis von dieser Erde verschwindet, so muss ich seine Hinrichtung nicht mit eigenen Augen sehen. Ich wende mich dem Ausgang zu.
Hinter mir hebt Josh den Finger und sieht Ansgar strahlend an. „Oh, bitte darf ich? Ja? Bitte, ich will das machen.“
Ich grinse in mich hinein, ja Josh, du hast es dir verdient –
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