Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
Auch ich schlinge meine Arme um seinen warmen Körper. Es tut mir gut. Er tut mir gut.
Wenn mir vor zwei Tagen jemand gesagt hätte, das ich einen Menschen umarme, ohne meine Zähne in seinen Hals zu schlagen – ich hätte denjenigen nicht nur für völlig verrückt erklärt – nein, ich hätte ihn getötet.
Die Stille wird unterbrochen von meinem Handy, das klingelt. Mechanisch gehe ich ran. „Ja?“
„Tascha?“, fragt die Stimme am anderen Ende der Leitung
Ich versteife mich in Justins Armen, und brülle in das Telefon.
„Frank. Du Schweinehund. Wie kannst du es wagen mich anzurufen.“ Justin drückt mich fester an sich. Ich höre wie sein Puls ansteigt, sein Blut schneller rauscht.
„Tascha, stell dich nicht so an. Wir sind die Putzkolonne, schon vergessen? Wir säubern die Stadt von all den Subjekten, die sie verunreinigt. Das dein Sohn dazugehört, dafür kannst du mich nicht verantwortlich machen!“
Ich fühle wieder Wut und Hass in mir aufsteigen.
„Du wirst dir sicher denken können, dass ich das nicht machen werde.“ Im gleichen Augenblick wo der Satz meine Lippen verlassen hat, will ich ihn gerne zurücknehmen. Ich weiß, es war ein Fehler.
„Das macht nichts. Es gibt genug andere, die nicht so zimperlich sind. Dann schicke ich eben Thomas auf die Jagd.“ Es knackt – er hat aufgelegt. Ich habe das dringende Bedürfnis, dieses verflixte Handy mit Wucht auf den Boden zu werfen. Aber diesmal widerstehe ich diesem Drang. Ich stecke es einfach weg.
Justin sieht mich an. Ich erzähle ihm von Thomas, was ich über ihn weiß. Es ist wenig genug.
„Thomas wird Dennis jagen, und er wird ihn erwischen“, füge ich am Ende hinzu.
„Wir müssen schneller sein, das ist alles.“ Justin sieht mich prüfend an.
„Frank wird Thomas bestimmt eine andere Uhrzeit geben und einen anderen Ort, oder was meinst du?“
„Ja. Thomas zu verfolgen hat gar keinen Sinn, wir müssen Dennis ausfindig machen und ihn verstecken. Nur so sind wir auf der sicheren Seite.“
„Ja, du hast Recht, also los, wo ist dein Sohn jetzt?“, Justin sieht auf seine Armbanduhr, „um fünf Uhr morgens?“
Ich überlege kurz. „Na ja, ich schätze im Bett, wenn er nicht wieder auf einem Raubzug ist.“
„Okay, also auf zu seinem Bett, wo immer das auch sein mag.“
„Es sind fast zwei Stunden Fahrt bis dahin“, wende ich ein.
„Na dann aber nichts wie los.“ Justin zieht mich am Arm aus meiner Wohnung. Ich schaue ihn unverständlich an und frage mich wieder einmal, was er verbirgt, was ihn so plagt.
Wir rennen die Treppen hinunter zu meinem Mustang, springen rein und ich fahre mit quietschenden Reifen aus dem Parkhaus, aus der Stadt. In die Richtung, in der ich früher einmal gelebt habe, zurück in mein altes Zuhause.
Dunkelheit umgibt uns, das Gewitter ist vorbei, aber die schwarzen Wolken bedecken immer noch den Himmel und färben ihn schwarz. Plötzlich fällt mir etwas ein.
„Justin, was wird denn jetzt aus dir? Wie stehst du denn zu Frank? Immerhin bist du noch sein Halbblut“, frage ich erstaunt. Überrascht, dass er noch nicht von selbst darauf zu sprechen gekommen ist.
Justin dreht nicht nur seinen Kopf zu mir, sondern fast seinen gesamten Körper. Er sieht mich an.
„Tascha, Frank hat mich auch gelinkt. Willst du immer noch wissen, warum er mir im Badezimmer die Wunden nicht verschlossen hat?“
Ich kann ihn nur fragend ansehen.
Justin schmeißt sich wieder in seinen Sitz und starrt nach vorne.
„Er wollte, dass du mich erledigst. Frank wollte mich auf eine einfache und für ihn bequeme Art loswerden. Das ist der Grund. Außerdem hättest du ihm, und der Obrigkeit, endlich einen triftigen Grund geliefert, dich aus dem Weg zu räumen.“
Ich sehe nach vorne auf die Straße und kann es nicht glauben, was ich soeben gehört habe.
„Frank will mich … töten?“ Es klingt in meinen Ohren nicht echt und ich sage es direkt noch einmal.
„Aber warum?“, dann durchzuckt es mich.
„Und wie kommt es, dass du davon weißt?“
„Fahr bitte rechts ran.“ Justin starrt immer noch nach vorne.
„Warum sollte ich. Ich will schnell zu Dennis.“
„Bitte Tascha, fahr rechts ran. Ich hab dir was zu sagen und ich möchte verhindern, dass du das Auto um einen Baum wickelst, nur aus Wut über mich. Denn so möchte ich nicht sterben“, er grinst schief.
Das Glück ist mit ihm, es kommt gerade ein Parkplatz, ich steuere den Wagen hinein, halte an und stelle den Motor ab. Nur das leise Ticken ist
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