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Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Unsterbliche Gefährten - das böse Blut

Titel: Unsterbliche Gefährten - das böse Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chrissi Schröder
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Reifenspuren, die in einen der Wege führen. Ich zerre mein Lenkrad herum und folge den Spuren.
    Nur langsam komme ich voran. Trotz der lang anhaltenden Dürre in den letzten Wochen ist der Weg morastig, nicht viel, aber mein Auto ist schließlich kein Offroader. Wenn wir stecken bleiben, wäre das nicht gut, gar nicht gut.
    Ein Stück weiter wird der Untergrund wieder fester und ich kann beschleunigen. Immer tiefer fahren wir in den Wald hinein. Keine Spuren sind mehr zu entdecken.
    „Das gibt es doch nicht. Wo sind die nur?“, frage ich in die Stille hinein.
    „Keine Ahnung, aber gib mal Gas, dann erwischen wir sie bestimmt weiter vorne.“ Justin blickt angestrengt durch die Windschutzscheibe. Ich drücke das Pedal noch tiefer durch. Der Mustang schießt über den erstaunlich ebenen Waldweg. Plötzlich ein Knurren und Brummen von rechts.
    Der Jeep fliegt förmlich zwischen den Bäumen hervor. Wie ein brüllendes Tier stürzt er sich auf den Mustang. Selbst ich kann mir ein erschrecktes Kreischen nicht verkneifen.
    Die Schnauze des Gladiator trifft mit voller Wucht die Beifahrerseite. Justin hält sich die Arme vor das Gesicht und wendet sich ab. Ich halte krampfhaft das Lenkrad fest, aber es hilft nichts. Die Wucht des Aufpralls katapultiert meinen Wagen nach links, runter vom Waldweg, unaufhaltsam in Richtung Bäume. Ich versuche zu bremsen, den unvermeidlichen Aufprall in letzter Sekunde noch abzuwenden. Aber der Mustang reagiert nicht mehr.
    Frontal prallen wir, immer noch mit hoher Geschwindigkeit, gegen eine Fichte. Der Mustang hebt hinten ein bisschen vom Boden ab, als sich die gesamte Frontpartie, wie in einer innigen Umarmung, um den Stamm schmiegt.
    Blitzartig ist es still. Ein Ticken ist noch zu hören, sonst nichts. Ein paar Vögel, die aufgeregt davonfliegen, dann ist es wieder still.
    Ich blicke auf meine Hände, die noch krampfhaft das Lenkrad umklammern. Schaue auf den rauen Stamm der Fichte, die viel zu nahe steht. Langsam drehe ich meinen Kopf, es knackt ein bisschen in meinem Genick. Justin sitzt immer noch in seinem Sitz – ich bin erstaunt, er war nicht angeschnallt und hatte eigentlich nichts zum festhalten. Ich habe erwartet, dass er im hohen Bogen aus dem Auto geschleudert wird.
    Er hält sich eine Hand vor die linke Gesichtshälfte, Blut rinnt unter der Hand hervor. Ich nehme seine Hand und will sie wegziehen.
    „Zeig mal, wie schlimm ist es.“
    „Nein, lass es.“ Er klingt ängstlich. Ich lasse meine Hand wieder sinken. Er dreht sich ein wenig von mir weg und nimmt die Hand langsam runter, sie ist voller Blut. Dann blickt er mich zögernd an. Seine linke Gesichtshälfte, vom Auge bis zum Mund, ist fast verschwunden. Tiefe Risse ziehen sich über die Wange. Der Wangenknochen ist gebrochen, ich kann durch die offenen Wunden die Knochensplitter sehen, die ganze Seite sieht eingefallen aus. Aber das Schlimmste ist die leere Augenhöhle. Sein linkes Auge ist nicht mehr da. Statt dessen starrt mich ein schwarzes Loch an.
    „Oh, … dich hat es aber voll erwischt.“ Ich hebe meine Hand und will ihm über die zerstörte Wange streichen. Er zuckt zurück.
    „Ich kann auf der Seite nichts mehr sehen, wie kommt das?“
    Er dreht den Rückspiegel in seine Richtung und blickt hinein. Sekundenlang, schweigend. Dann ruckt sein Kopf zu mir. „Meinst du das verheilt wieder? Meinst du ich kann bald wieder sehen mit … eh, … wird mir eigentlich ein neues Auge wachsen?“ Er blickt erneut in den Spiegel.
    „Das sieht furchtbar aus. Ich sehe furchtbar aus.“
    „Deine Selbstheilungskräfte werden dich schon wieder zusammenflicken. Was mit dem Auge allerdings passiert, das weiß ich auch nicht.“
    Er tut mir Leid. Ich scheine bei dem Unfall nichts abbekommen zu haben. Ich habe nicht einmal einen Kratzer.
    Er starrt nach wie vor in den Spiegel, mir brennt die Zeit unter den Nägeln, ich will Frank erwischen.
    „Justin, meinst du, du kannst laufen? Ich will weiter, ich will Frank und Dennis erwischen.“ Sein Auge löst sich vom Rückspiegel, er blickt mich an.
    „Ja, natürlich. Entschuldige bitte, ich hatte sie für einen kurzen Moment vergessen. Komm lass uns gehen.“
    Er versucht die Beifahrertür zu öffnen, aber sie ist bei dem Aufprall des Jeeps mit dem Rest der Karosserie verschmolzen. Er macht einen kurzen Satz, hüpft über die Türe und steht auf dem weichen Waldboden. Ich muss es ihm nachmachen, da meine Türe auch klemmt.
    „Wir werden sie schon finden Tascha, mach dir keine

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