Unsterbliche Gefährten - das böse Blut
vorsichtig.
„Der wird sich schon wieder beruhigen, lass ihm nur etwas Zeit. Ich gehe kurz in den Keller und suche was zum Anziehen für dich raus, bin gleich wieder da.“
„Okay, danke schön Josh, das ist ein guter Verband“, ich grinse ihn an, er zuckt mit den Schultern.
„Dann waren die vergangenen Kriege doch zu was nütze“, er lacht leise und geht in den Keller.
Ich hüpfe von der Theke und stelle mich probehalber auf mein Bein – es geht, bald kann ich wieder normal gehen.
Ich nehme zwei Gläser aus der Mikrowelle und humpele in Richtung Hintertür. Durch den Glasausschnitt kann ich Ansgar im Stuhl sitzen sehen, er hat die Hände vor sein Gesicht geschlagen und die Ellenbogen auf den Tisch gestützt. Ich möchte ihm meine Gedanken schicken, ihn trösten, irgendetwas sagen, aber ich weiß nicht, ob das funktioniert, er sagte doch, er muss mich sehen dafür.
Lass mich bitte allein , es geht also doch.
Nein, denke ich, es ist nicht deine Schuld, wer immer das war, hat umsichtig gehandelt, wer hätte das denn ahnen können?
Ansgar schiebt zwei Finger auseinander und linst mit einem Auge durch die Lücke.
Über tausend Jahre Vampirdasein und ich vernachlässige meine Instinkte, werfe meine Beherrschung über Bord, breche meinen Kodex und alles, andas ich glaube, wegen ein paar Sekunden mit einer kleinen Schwarzhaarigen. Wer, glaubst du, ist wohl an dem Chaos schuld. Sein Auge glüht zwischen den Fingern hindurch.
Na, die kleine Schwarzhaarige natürlich, sage ich ihm in Gedanken. Er atmet prustend aus, nimmt die Hände vom Gesicht und schüttelt den Kopf. Dann lässt er ihn auf die Arme sinken. Ich habe genug und gehe zu ihm, setze mich ihm gegenüber und schiebe das volle Glas zu ihm hin.
„Trink was, dann geht’s dir gleich besser.“
„Hmm“, ich sehe seine Nasenflügel beben, mit einer viel zu schnellen Bewegung hält er sich das Glas unter die Nase und atmet tief ein. Dann trinkt er es in zwei langen Schlucken leer und stellt es geräuschvoll wieder auf den Tisch.
„Und, besser?“, frage ich interessiert.
„Nein“, er schluckt kurz und starrt vor sich hin.
„Ich werde den hohen Rat bitten, jemand anderen zu dir zu schicken. Ich kann dich nicht beschützen, ich kann mich in deiner Nähe nicht konzentrieren, ich bin immer abgelenkt, du lenkst mich ab.“
Er sieht mich an und der feine rote Rand scheint sich wieder auszudehnen, er will das Feuer verdrängen, will alles beherrschen.
„Keine Angst, ich werde dem anderen meinen Wissensstand mitteilen, es besteht keine Notwendigkeit, dass du nochmals … gebissen wirst.“ Er steht auf.
Mistkerl, schicke ich ihm in Gedanken.
Ego sum, qui sum, erklingt es in meinem Kopf, dann ist er weg. Ich höre ihn im Laden mit Josh sprechen, ich kann mich nicht bewegen, ich will nur noch hier sitzen und gar nichts mehr tun. Nach einiger Zeit schließe ich meine Augen, ich überlege, ob ich mich in die rote Wolke meiner Erinnerung flüchten soll, entscheide mich aber dagegen – zu viel Schmerzhaftes erwartet mich dort.
Als ich nach – mir erscheint es wie Stunden – meine Augen wieder öffne, sehe ich das grinsende Gesicht von Josh vor mir.
„Wie schaffst du das nur immer wieder?“, fragt er leise.
„Wie schaffe ich was?“, ich blicke wohl eher verständnislos.
„Da kommt ein tausend Jahre alter Vampir daher, der schon so ziemlich alles gesehen, geschmeckt und gerochen hat, und Zack “, Josh schnippt kurz mit den Fingern, „hast du ihn eingelullt, er vergisst alles und ist total verknallt in dich.“
Josh schüttelt den Kopf. „Wie machst du das bloß?“
„Glaub es mir, nicht wissendlich.“
Aber jetzt ist er weg und ich weiß nicht, wen sie als nächstes schicken werden. Falls ich bis dahin überhaupt noch auf dieser Erde wandele. Ohne Ansgar wäre ich heute zu einem Häufchen Asche geworden, wer weiß, was die sich als nächstes ausdenken.
„Josh, weißt du wer das heute war? Hat Ansgar irgendetwas zu dir gesagt?“
„Er brauchte mir nichts zu sagen, ich weiß auch so, wer dafür verantwortlich ist. Das waren Justin und Dennis.“
Ganz plötzlich sehe ich wieder braune Augen vor mir, die sich langsam in Raubtieraugen verwandeln und blitzende Zähne.
„Die beiden habe eine Gruppe Vampire um sich versammelt und nichts Gutes im Sinn. Sie nennen sich die Vernichter und ziehen mordend durch die Stadt. Aus meinen Quellen habe ich erfahren, dass ihr eigentliches Ziel der hohe Rat ist, sie wollen den Rat stürzen um wieder
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