Unsterbliche Küsse
nötig«, antwortete sie gelassen, während sie, auf der Suche nach Unterwäsche, ihren Koffer durchwühlte. Sie kicherte, als sie einen schwarzen Spitzen-BH fand, und suchte dann weiter nach einem passenden Höschen. Sie ließ den Bademantel zu Boden gleiten und schlüpfte in das Spitzenhöschen; zog es hoch und strich es über den Hüften glatt. Dann schlüpfte sie in den schwarzen Büstenhalter, lächelte versonnen, als sie ihn im Rücken zuhakte. Sie griff nach ihrer Jeans.
»Jetzt hast du’s mir heimgezahlt.«
Dixie drehte sich um, die Jeans in der Hand, und sah ihn an. Sie wusste, auch ohne den Blick tiefer gleiten zu lassen, dass er ebenso erregt war wie sie. Sie schlüpfte in die Jeans, balancierte von einem Fuß auf den anderen, um den Kontakt zu den nun etwas rutschigen Einlagen aus Erde nicht zu verlieren. Während sie ihr T-Shirt in den Bund steckte und den Reißverschluss hochzog, wandte sie sich wieder Christopher zu. Er sah aus wie ein ausgehungerter, magerer Wolf. »Ich glaub, ich bin fertig.« Sie ließ das Kofferschloss zuschnappen. »Was ist mit diesen Flipflops? Wenn ich sie anbehalte, hinterlasse ich eine nasse Spur.«
»Wir fahren dich hinaus.«
Wie gerufen erschien daraufhin Tom in der Tür und schob einen Rollstuhl herein. »Steig ein.«
Als er ihr auch noch eine Decke über den Schoß legte, kam sie sich doch etwas dumm vor. »Mach was mit diesen blöden Pantoffeln«, schnauzte er Christopher an. »Wir kriegen Ärger mit der ganzen Station, wenn wir eine nasse Schneckenspur hinter uns herziehen.«
»Ich hab sie doch längst.« Christopher hielt sie mit gestreckten Armen vor sich.
»Nein! Ich brauche sie doch!«, rief Dixie. Ohne sie wäre sie hilflos wie eine am Strand angespülte Qualle.
»Keine Angst.« Christopher holte ein Handtuch aus dem Bad und verpackte die Flipflops darin. Dann verstaute er sie unter der Decke auf ihrem Schoß.
»Gut! Die Show kann beginnen.« Tom bewegte den Rollstuhl auf den Hinterrädern, aber noch ehe er an der Tür war, schob ihn Christopher zur Seite.
»Vielen Dank, alter Freund. Lass mich das machen. Immerhin gehört sie mir.«
Er beanspruchte sie für sich, und die anderen erkannten seine Besitzansprüche widerspruchslos an. Aber was war mit ihr? Sie musste sich eingestehen, dass sie der Gedanke, jemandem zu gehören, erschreckte, aber auch faszinierte.
Sie hatte widersprüchliche Gefühle, als er sie auf den Beifahrersitz setzte. Als er ihren Sicherheitsgurt anlegte, lächelte sie ihn an. Sie ließen die steinernen Torpfosten hinter sich und bogen links ab auf eine von Trockensteinmauern gesäumte Straße. Sie zog die Bettsocken aus und schlüpfte wieder in die Flipflops.
»Besser?«, fragte er.
Sie nickte. »Ich fühle mich geerdet.«
»Genau das bist du. Ohne Heimatboden unter den Füßen bist du wie entwurzelt. Morgen früh nach dem Aufwachen bekommst du richtige Schuhe. Dann zeige ich dir die Heide bei Mondschein, und wir sehen zu, wie die Sterne aufgehen.«
Er fühlte, wie sie sich etwas entspannte; gleichzeitig erinnerte er sich, wie verunsichert und ängstlich er gewesen war, als er sich zum ersten Mal mit der Ewigkeit konfrontiert sah. Sicher, wegen eines Francis Walsingham musste sie sich keine Sorgen machen, dafür hatte sie aber Caughleigh am Hals. Ganz gleich. Er würde Dixie so lange bei sich behalten, bis sie für ein Leben unter Sterblichen gewappnet wäre.
Er spürte, kühl und weich, ihre Handfläche auf seiner linken Hand auf dem Steuerrad und sah auf die schlanken, weißen Finger herunter. »Du machst dir Sorgen um mich«, sagte sie.
»Und ich hab geglaubt, ich hätte meine Gedanken ausgeblendet.«
»Es wird alles gut. Sobald ich mich an die Vorstellung gewöhnt habe, ewig zu leben.« Sie hielt inne. »Mir erscheint es so endlos lang.«
»Vergiss die Vorstellungen von Zeit, wie du sie kanntest. Wir werden nicht altern und wir verändern uns auch nicht. Stell dir die Ewigkeit wie ein permanentes Jetzt vor.«
»Da kommt es drauf an, das richtige ›Jetzt‹ zu erwischen.«
Er lächelte. Trotz aller Verunsicherung war sie um eine Antwort nicht verlegen. Im Vollbesitz ihrer Kräfte und mit ihrem Selbstvertrauen würde sie problemlos ihre Frau stehen. »Ich hätte Justin erwürgen können, nachdem er mich verwandelt hatte. Ich war verängstigt, war wütend und komplett durcheinander. Er hatte meine Leiche einfach aus den Katakomben des Leichenbeschauers geklaut und gegen einen toten Bettler ausgetauscht.«
»Das erklärt
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