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Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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in die stillen Straßen, verlassen bis auf das eine oder andere einsame Taxi, und wanderte über den Fluss hinüber zu der Stelle, wo sich dicht neben dem Originalstandort das neue Globe-Theatre erhob. Auf London zumindest war Verlass. Eine Stadt war nicht wankelmütig wie Sterbliche oder treulos wie die Weiber.
    In seinem Kopf überschlugen sich die Bilder. Dixie gehörte ihm. Er hatte sie markiert und von ihr gekostet, aber ohne ihr Wissen. Anspruch und Begehren waren allein auf seiner Seite. Und alleine musste er auch ewig seinen Schmerz ertragen. Toms Warnung hatte ihn zu spät erreicht. Sich mit Sterblichen einzulassen, brachte Elend und Gefahr, unter Umständen sogar den Tod.
    Sein Wissensdurst und die Schwäche für eine hübsche Sterbliche hatten ihn an den Rand des Untergangs gebracht, aber er hatte die Notbremse rechtzeitig gezogen. Er würde ihr die Bücher abkaufen, um anschließend dem Ratschlag Toms zu folgen und Bringham zu verlassen. Je mehr der Zirkel an Macht gewann, umso gefährlicher wurde das Dorf für einen wie ihn.
    Christopher kehrte nur knapp eine halbe Stunde vor Einsetzen der Dämmerung zu seinem Häuschen zurück. Sein Körper schmerzte wie der faule Zahn, den er sich von einem Bader in der Fleet Alley einmal hatte ziehen lassen. Tom hatte recht in Sachen Ernährung; Tierblut gab nicht genug Kraft, um sich zweimal am Tag zu verwandeln. Seine leeren Adern lechzten nach richtiger Speisung. Das Herz, das er nicht hatte, rief nach Dixie.
    Dixie! Sie war hier gewesen! Er spürte ihre Anwesenheit und roch ihre Süße. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen, so urplötzlich, wie ihn der Schrecken packte. Halb verwandelte Hände umfassten den Kieferntisch. Verwundert sah er zu, wie menschliche Haut und Fingernägel zurückkehrten. Das Erstaunen über die Kräfte seines Körpers würde niemals enden. Er spreizte die neu gebildeten Finger auf dem Tisch und stützte sich mit wackeligen Schultern darauf ab. Er brauchte Ruhe.
    Sein Kopf war schwer wie Blei, als er ihn hob und über den Tisch blickte. Da sah er den Teller und zog die Augenbrauen zusammen. Säuberlich mit Klarsichtfolie bedeckt erschienen die schokoladenbraunen Vierecke wie Teile eines Puzzles – diese Dixie LePage war ein Rätsel. Der Zettel zitterte in seiner Hand. Es war ein Blatt von seinem Block. »Christopher«, stand da in einer Handschrift so offen und klar wie ihr Lächeln. »Verzeih bitte, dass ich einfach eingedrungen bin, aber die Tür war offen. Ich hab dir ein paar Brownies gebracht, nach Grannys Rezept und als Dankeschön für den herrlichen Lunch. War heute schon in Guildford wegen deiner Bücher. Ich komme am Freitag wieder, sobald der Schätzpreis feststeht. Pass auf dich auf und bis bald, Dixie.«
    Der Zettel verknüllte in seiner Hand. Zu müde, um die Konsequenzen auch nur anzudenken, schleppte sich Christopher nach oben in seine verdunkelte Studierstube, wo der Schlaf seine Verwirrung übermannte.
    Dixie fuhr wie benommen von Guildford zurück. Auf ihrem Rücksitz transportierte sie ein kleines Vermögen, und ihr schnürte es die Kehle zusammen bei dem Gedanken, einen derart hohen Scheck zu fordern. Hatte Christopher überhaupt eine Ahnung, wie viel die Bücher wert waren? Konnte er sich diesen Betrag denn leisten? Sie würde es bald wissen, ebenso wie sie eine Erklärung für ihr verschwundenes Notizbuch verlangen würde. Da müsste er sich schon was einfallen lassen.
    Er war zu Hause. Sie wusste es in dem Moment, als sie um die Ecke bog und das Moos auf den unregelmäßigen Dachziegeln sah. Natürlich war er zu Hause. Er rechnete mit ihrem Besuch.
    Tatsächlich erwartete er sie bereits; er stand im Türrahmen und beobachtete sie im Schatten des Verandadachs. Er füllte den Türrahmen komplett aus, die langen schlanken Beine etwas nach vorne gestellt, eine Schulter seitlich angelehnt und der Kopf beinahe bis hoch zum Türsturz reichend – was bei einem Cottage auch nicht weiter verwunderte. Ihren Eingang hatte er nicht ganz so verstellt, aber er hatte noch immer jenes Lächeln, das jeden Gletscher zum Schmelzen brachte.
    Als sie das Gartentor öffnete, in einer Hand den Karton balancierend, spürte sie bereits seine Aufregung. Er kam auf sie zu. Warme, sanfte Wellen der Vorfreude erreichten sie wie die herankommende Flut. Niemand war derart aufgeregt nur wegen ein paar Büchern. Aber das war allein seine Sache. Sie hatte einen Verkauf abzuwickeln und ein Hühnchen mit ihm zu rupfen. Er nahm ihr die Schachtel ab,

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