Unsterbliche Leidenschaft
Totnes sein wollen. Davor will ich mich noch mit Meg unterhalten, und Zeit zum Meditieren brauche ich auch.«
Tom blieb abrupt sehen. »Ganz wohl ist mir nicht bei dem Gedanken, da hinzufahren. Hat nicht dein Vater gesagt, Laran sei nach Totnes gefahren?«
»Wo er mich nicht gefunden hat. Der kann doch mittlerweile überall sein. Adela hat mir ihre Unterstützung zugesichert; sie will alle Hexen anrufen, die sie kennt. Natürlich werde ich hinfahren. Zauberei und Silber sind die Mittel, mit denen wir ihm beikommen können, stimmt’s? Du hast für genügend Silber gesorgt, ich sorge für die Zauberei. Und sollte Laran noch dort sein …«
»Um ihn zu schlagen, wirst du die ganze Kolonie brauchen.«
»Womit alle meine Chancen ruiniert wären, mich Meg und ihrem Zirkel zu nähern. Du allein hast doch schon gereicht, ihr das Fürchten zu lehren. Was wird dann erst, wenn die ganze Kolonie über sie hereinbricht?«
»Wir werden sehen.«
20
Er meinte es wirklich ernst.
Während sie geschlafen hatte, hatten Gwyltha und Justin alle Vampire in Südengland angerufen; bis sie und Tom von ihrer Einkaufsexpedition zurück waren, hatte sich ein riesiges Vampiraufgebot in der South Audley Street versammelt. Einige kannte sie noch von Columbus her, andere wiederum hatte Tom ihr in London kurz vorgestellt, die meisten jedoch kannte sie überhaupt nicht. Alles in allem tummelte sich rund ein Dutzend kampfbereiter Vampire in Toms Wohnzimmer.
Angela musste unwillkürlich daran denken, dass ein Großteil der versammelten Runde Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende älter war als das älteste Stück von Toms edlen Antiquitäten. Eine ziemlich ernüchternde Vorstellung, aber in ihrem Bewusstsein überwog der Schrecken, der sie bei dem Gedanken befiel, wie sie einem Dutzend Vampire klarmachen würde, dass sie nicht zu dieser Party gehen würden.
»Was für ein Monster«, murmelte ein großer, stämmiger Vampir. Jude, dachte Angela, sich an die knappe Vorstellungsrunde erinnernd. Er runzelte die Stirn und machte dabei ein Gesicht, als würde er Laran alleine mit einem Handstreich erledigen. »Lady«, sagte er mit einem Kopfnicken zu Gwyltha, »diesem Untier muss der Garaus gemacht werden.«
»Worauf du dich verlassen kannst«, erwiderte Gwyltha.
Toby fragte: »Wie wollen wir vorgehen, Gwyltha?«
»Wir bewehren uns mit Silber und einem Abwehrzauber, indem wir uns mit einem Hexenzirkel in Totnes kurzschließen.«
Ungefähr so, aber nicht ganz. »Gwyltha«, sagte Angela, »Meg begegnete Tom mit äußerster Skepsis und denkbar größtem Misstrauen. Wenn sie es nun gleich mit einem ganzen Dutzend von euch zu tun kriegen soll, blockt sie garantiert sofort ab.«
»Mir ist dieser Plan mehr als suspekt, Gwyltha«, sagte ein anderer Vampir namens Simon. »Wir hatten mit Hexen noch nie etwas zu schaffen.« Er machte eine knappe Verbeugung vor Angela. »Bei allem Respekt vor den Anwesenden, können wir nicht doch alleine damit fertig werden?«
»Eben nicht. Nicht, wenn wir Etienne Glauben schenken«, erwiderte Gwyltha. »Simon, ich bin auch mehr als skeptisch in dieser Sache, aber welche Alternative haben wir denn? Nichts zu tun und zuzusehen, wie dieses Monster in unserem Territorium marodiert und nach Lust und Laune die Gehirne Sterblicher verwüstet? Und abgesehen von aller moralischen Verpflichtung gegenüber Sterblichen, so skrupellos und gewalttätig dieses Monster ist, schreckt es auch vor einem Mord nicht zurück. Und was dann, wenn mittels moderner Wissenschaft und DNA-Analyse die Art seiner Existenz ans Tageslicht kommt? Uns stünde möglicherweise eine Rückkehr ins finsterste Mittelalter bevor, mit allem, was dazugehört. Pfählungen, Enthauptungen und Hinrichtungen auf dem Scheiterhaufen. Nein. Wir können nicht untätig bleiben. Vielleicht ist es ja auch an der Zeit, dass die beiden Strömungen der alten Religion im Kampf gegen einen gemeinsamen Feind wieder zusammenfinden.«
»Du gehst davon aus, der Zirkel wäre zu einer Zusammenarbeit bereit«, bemerkte Angela. »Und wenn nicht? Willst du trotzdem darauf bestehen und die Zeremonie einfach stürmen? Immerhin handelt es sich um eine rituelle Feier.«
Unruhe machte sich in der Runde breit. Wie konnte ein einfacher Ghul es wagen, eine Versammlung gestandener Vampire zurechtzuweisen? Wie auch immer, nun war es schon egal. »Du möchtest Laran das Handwerk legen. Genau das will ich auch, nur bin ich, in Anbetracht dessen, was er mir und meiner Stiefschwester angetan hat,
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