Unsterbliche Leidenschaft
reicht …«
»Dass die Betreffenden im Knast landen?«, fragte sie.
»Ich glaube jedenfalls nicht, dass es den schmierigen Brüdern, die das eingefädelt haben, gefallen würde, wenn jemand davon erfährt.«
War ihr Vater einer dieser »schmierigen Brüder«? In ihrem Kopf drehte sich noch immer alles, aber sie versuchte trotzdem, sich auf den Bildschirm zu konzentrieren. Toby bewegte die Maus, und vor ihren Augen rollten endlose Zahlenkolonnen vorbei, genauso wie … »Genau darauf bin ich auch gestoßen, ich wusste nur nicht, was das alles bedeutet.« Sie sah von Tom zu Toby und wieder zurück zu den rollenden Zahlenreihen. »Ich habe Dad davon erzählt, und er sagte …« Sie hielt inne. »Ich weiß nicht mehr, was er gesagt hat.« Sie fröstelte. Hatte ihr eigener Vater ihr das wirklich angetan? Oder hatten die beiden Ereignisse nichts miteinander zu tun? Damit würde Laran verstärkt ins Blickfeld rücken. Aber war Dad vielleicht sein Auftraggeber? Oder hatte er auf eigene Faust gehandelt? Und warum, wenn der Grund ihre Entdeckung der Geldwäschemanöver war, hatten sie Jane mit hineingezogen?
Ihr tat schon wieder der Kopf weh; ein Wirrwarr von Gefühlen und neblige Strudel aus Zweifeln verdrängten einen kurzen Moment der Klarheit.
Toby wirkte äußerst besorgt. »Du bist dir ganz sicher, nicht wahr?«, sagte sie.
Er nickte. »Vielleicht hat ja dein Vater gar nicht Bescheid gewusst. Wenn er alles anderen Leuten überlassen hat …«
Sehr nett von Toby, es zumindest zu versuchen. »Nein. Der ist der geborene Kontrollfreak. Als ich ihn neulich ohne Termin sprechen wollte, ließ er mich doch glatt zwanzig Minuten warten.« Sie erinnerte sich jetzt genau daran, wie sie in der Vorhalle mit dem Schieferfußboden gesessen hatte, während Laran bei ihrem Dad war. Sie fröstelte abermals.
»Vielleicht«, sagte Tom ruhig, »haben ja dieses Betrugsmanöver und der Angriff auf dich gar nichts miteinander zu tun, und es war Zufall, dass es genau zu dem Zeitpunkt passiert.«
»Möglich, Tom, aber trotzdem unwahrscheinlich. Es gibt sicher einen Zusammenhang. So kann man es sich besser erklären. Ich mache eine Entdeckung, von der Dad nicht will, dass sie publik wird. Also hetzt er mir Laran auf den Hals.« Bei dem Gedanken wurde ihr fast schlecht.
»Du weißt nicht einmal, ob es sich bei diesem Kerl wirklich um den Vampir handelt, hinter dem wir her sind«, bemerkte Toby.
»Gibst wohl des Teufels Advokat, Toby?«
»Nicht unbedingt. Ich hab nur was gegen vorschnelle Schlüsse.«
»Eine Möglichkeit gibt es, das herauszufinden. Ich frag einfach Dad!«
»Jetzt?«, fragte Tom. »Wir sind fünf, sechs Stunden voraus.«
»Acht, um genau zu sein. Er ist in Oregon. Pazifikzeit. Umso besser. Somit reiße ich ihn aus dem Schlaf, er wird noch benommen sein, und in dem Zustand sagt er vielleicht die Wahrheit.«
Tom warf einen Blick auf seine Uhr. »Du willst ihn wirklich um zwei Uhr morgens wecken?«
Wenn Dad für den Übergriff auf sie und Jane verantwortlich war, dann wusste sie nicht, ob sie wollte, dass er überhaupt je wieder ungestört schlafen könnte.
Sie suchte die Nummer, die Adela ihr gegeben hatte. Sie war ihr so wenig vertraut wie jede x-beliebige Nummer aus der Fernsehwerbung. Sie tippte sie in das Gerät und gab sich der trügerischen Hoffnung hin, sie könnte sich vielleicht doch täuschen. Dass Tom recht haben könnte. Dass dies alles nur ein schrecklicher Zufall war. Von der anderen Seite her ertönte das Freizeichen. Sie zählte – drei, vier, fünf, sechs. Würde sich ein Anrufbeantworter einschalten. Das Voicemail-System?
»Bei Connor privat.«
»Hier ist Elizabeth Connor. Ich muss mit meinem Vater sprechen.«
»Miss Connor«, sagte die Stimme, »ist Ihnen klar, wie spät es ist?«
»Absolut. Sollte er schlafen, dann wecken Sie ihn.« Warum nicht ab und an die arrogante Zicke geben? Dies war eine mehr als passende Gelegenheit.
Mehrere Minuten lang blieb das Telefon stumm. Vor Angelas inneren Auge fand die panische Suche nach Lederpantoffeln, Streifenpyjama und Kaschmirbademantel statt, gleichzeitig versuchte sie, sich das Gesicht ihres Vaters vorzustellen, aber … »Lizzie?« Es war dieselbe Stimme wie beim letzten Mal, nur klang sie nun müde und durcheinander, greisenhaft. Sie selbst fühlte sich uralt. »Dad, warum hast du Laran auf mich gehetzt?«
Sein verblüfftes Ringen nach Luft und die darauf folgende Stille bestätigten ihren Verdacht. Es war ein schreckliches Gefühl. »Lizzie, er
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