Unsterbliche Leidenschaft
hat dich also gefunden.« Nein, der Göttin sei Dank, hatte er nicht.
»Warum nur, Dad?«
»Du musst verstehen, Lizzie. Hat er es dir nicht erklärt?«
»Ich will es von dir hören, Dad.«
»Mach einfach, was er von dir verlangt, Lizzie. Bitte.« Die Verzweiflung in seiner Stimme war nicht zu überhören.
»Und wenn nicht?«
»Du musst, Lizzie.« Aus Verzweiflung wurde mehr und mehr Panik. »Das ist doch nicht zu viel verlangt. Vergiss einfach, was du entdeckt hast. Alles hängt davon ab. Bitte, Lizzie.« Er flehte sie förmlich an. So hatte sie ihren Vater noch nie gehört. Ihm, dem Meister des Befehlstons, war doch sonst jede Bitte zu viel gewesen.
»Mach dir keine Sorgen, Dad.« Ebenso sinnlos wäre es gewesen, wenn sie versucht hätte, sich selbst zu beruhigen. »Erzähl doch, wohin ist Laran denn gegangen, nachdem er mich gefunden hatte?« Warum die Fiktion nicht ein Stück weit aufrechterhalten?
»Das weiß ich nicht! Als er das letzte Mal angerufen hatte, war er noch auf der Suche nach dir. Du warst weder in Yorkshire anzutreffen noch in dieser Kleinstadt in Devon. Wo hat er dich denn nun gefunden?«
»Nirgendwo, Dad. Wiederhören.«
Sie brach das Gespräch ab und legte das Telefon neben einem Stapel Disketten und Papieren auf den Tisch. Ohne ein Wort zu sagen, steuerte sie auf die Terrassentür zur und ging hinaus. Sie lehnte den Kopf an den rauen Stein der Pergola und begann, hemmungslos zu heulen.
Plötzlich spürte sie ein gebügeltes Seidentaschentuch in ihrer Hand. Durch ihr Elend und den Schmerz hindurch bemerkte, nein, roch sie Toms tröstliche Gegenwart. Sie schmiegte sich an ihn, weinte kalte Tränen der Wut und des Schmerzes in die warme Anwesenheit seiner Liebe.
Ihre Füße waren wie Eis, und ihre Finger prickelten vor Kälte, als ihr Schluchzen in einem immer leiser werdenden Schniefen verebbte. »Er hat es tatsächlich getan, Tom. Er hat es getan!«, brachte sie schließlich hervor. »Es war Laran, und Dad hat ihn geschickt.« Er hatte ihn losgeschickt, sie und Heather in Ghule zu verwandeln, und noch einmal losgeschickt, ihre Freunde zu attackieren und ihr weiß die Göttin was alles anzutun. Alles, um diese widerliche, verbrecherische Geldwaschaktion zu verschleiern.
»Allem Anschein nach hast du recht«, sagte Tom, »aber brich nicht den Stab über ihn, ehe du ganz sicher bist. Solange jemands Schuld nicht erwiesen ist, gilt er als unschuldig.« Wie um sein Worte zu unterstreichen, fuhr er mit seinen verkrüppelten Fingern zärtlich über ihre Wange.
»Du glaubst, er ist unschuldig?«
»Ich glaube, er ist in die Sache verstrickt, aber wir wissen nicht, wie tief.«
Er hat zugegeben, dass er Laran auf mich gehetzt hat.«
»Nicht direkt.«
Sie sah ihn fragend an. Offenbar hatte er mitgehört, und Toby wahrscheinlich auch. »Schön und gut, aber Laran ist nun einmal hier und mir auf den Fersen. Und in Yorkshire war er auch. Ich hätte Dad fragen sollen, ob Laran ein Vampir ist!«
»Ich glaube, davon können wir mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgehen. Mehr Sorgen macht mir dagegen, was er in Totnes will oder gewollt hat. Und wo ist er jetzt?«
»Das herauszufinden dürfte ein Leichtes sein. Ich sage einfach meinem Vater, wo ich bin, und er gibt es prompt weiter.«
»Du wirst dich nicht zum Lockvogel machen!« Eigentlich keine schlechte Idee, da er es nun schon mal gesagt hatte. »Nicht nach dem, was er Justin angetan hat. Du hättest nicht die geringste Chance.«
»Aber nicht, wenn ich Silber trage. Ich geh jetzt einkaufen.«
Tom kam mit. Toby blieb im Haus zurück und ließ weiter Zahlenreihen über den Monitor rollen, während der Drucker Blatt um Blatt ausspuckte, jedes einzelne übervoll mit Tabellen. Eigentlich wollte sie ja diesen Kettenladen in der Regent Street ansteuern, Tom jedoch führte sie zu einem kleinen, edlen Juweliergeschäft an der Ecke Half Moon Street und kaufte dort prompt den gesamten Bestand an Ketten und Armbändern aus Silber.
»Das reicht ja für die ganze Kolonie.«
»Sollte Etienne recht haben, und er hat recht, wenn ich daran denke, wie die Sache neulich für Antonia verlaufen ist, werden wir das Zeug bitter nötig haben.«
Und sie selbst würde die Unterstützung der Kolonie bitter nötig haben. Alleine könnte sie es doch nie mit einem Vampir aufnehmen, das war ihr mittlerweile klar, aber ein wenig rechnete sie auch damit, dass die Kräfte aus dem Vollmondritual ihre Chancen erhöhen würden. »Wir müssen bald los, wenn wir rechtzeitig in
Weitere Kostenlose Bücher