Unsterbliche Leidenschaft
Angela umgehend informieren, und außer ihre Telefonnummer zu hinterlassen, blieb Stella nicht mehr viel, was sie hätte tun können. »Sie bekommt sie hoffentlich«, sagte sie und legte auf.
»Bestimmt.« Justin drückte Stella an sich. »Ich wollte dir keine Angst einjagen, aber so ganz risikofrei ist diese Reise nicht.«
»Es wäre nett gewesen, uns im Voraus darüber zu informieren.«
Sie hatte recht. »Ich wollte ja, dass Tom es ihr sagt, aber er zog es vor, zu warten, bis er etwas Konkretes herausgefunden hat.«
»Soll das heißen, dass er in all den Jahrhunderten im Trüben gefischt hat?«
»Ich zumindest habe eine sichere Erkenntnis gewonnen.« Er umfasste ihre Taille und zog sie eng an sich heran. Seine Gefühle für sie standen außer Zweifel. »Ich liebe dich, und ich habe dich unendlich vermisst!«
»Vielleicht sollten wir uns darum kümmern!«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, sodass ihr Mund seinem näher kam. Ihre Lippen waren süß und feucht und weich; er hatte sie so vermisst, wie er es nie für möglich gehalten hätte. Er begehrte diese Frau. Seine Vampirfrau. Stella. Ihre Arme umschlangen seine Schultern und drückten ihn gegen ihre füllige Brust. Als er ihre Lippen öffnete, liebkoste ihn ihre Zunge, und in seinen alten Adern pulsierte heftig das wilde Verlangen eines Vampirs.
Da klingelte das Telefon auf seinem Schreibtisch.
Sie löste sich aus seinen Armen, aber ehe sie es erreichen konnte, verstummte es. Sie wartete ab, nur eine Handbreit vom Apparat entfernt. »Wahrscheinlich für Sam, Pete oder Jimmy mit Fragen zu den Schularbeiten oder dem neuen Film, der jetzt in Whitby läuft. Wenn doch Angela bloß anrufen würde.«
Er zog sie wieder zu sich heran, dieses Mal nicht, um sie zu küssen, sondern um ihre Hand an seine Brust gedrückt zu halten und ihr sanft über den Kopf zu streicheln. »Sie ruft sicher zurück. Mach dir keine Sorgen.«
»Und wenn sie ausgerechnet dann anruft, während er mit seinen Kumpels plaudert?«
»Dann versucht sie es halt später noch einmal. Sie ist noch nicht lange genug dort, als dass jemand aufmerksam auf sie werden könnte. Es wird schon alles gut gehen.«
Sie blickte zu ihm auf. Das Vertrauen in ihren Augen berührte ihn zutiefst. Worauf hatte er sich mit dieser Frau bloß eingelassen, die obendrein ein Kind hatte? Freud und Leid ohne Ende, sagte er sich. Er beugte sich herunter und küsste sie wieder.
»Entschuldigung bitte!« Sie sahen beide auf. »Tut mir echt leid.« Sam grinste verschmitzt. »Ich sehe zwar, dass ihr beschäftigt seid, aber Onkel Tom ist am Telefon.« Er hielt das schnurlose Telefon aus der Küche in der Hand.
»Danke, mein Sohn.« Justin griff nach dem Telefon.
Stella kam ihm zuvor. Warum die Sache nicht gleich hinter sich bringen, und zu ihrem Glück befand sich Tom ja am anderen Ende der Leitung. Die direkte Konfrontation mit zwei zornentbrannten Großvampiren war niemandem zuzumuten. »Du bist ein Schatz. Wie steht’s mit den Schularbeiten?«
»Fast fertig. Darf ich danach Robot Wars gucken? In zehn Minuten fängt es an.«
Sam hatte sich an das Fernsehprogramm der Britties innerhalb kürzester Zeit gewöhnt. »Ja, und hinterher darfst du dir noch einen Penguin genehmigen, aber nur wenn du dir auch brav die Zähne vor dem Zubettgehen putzt.«
»Danke, Mom!« Auch den besten britischen Pausensnack hatte er ruck, zuck entdeckt. Leider war sie auf seine Aussage angewiesen und konnte selbst nicht nachvollziehen, wie gut dieser üppig mit Creme gefüllte Schokoladenkeksriegel schmeckte.
»Hallo?« Toms Stimme machte ihr gnadenlos klar, in welcher Klemme sie steckte.
»Hi, Tom.« Justins ausgestreckte Hand ignorierte sie. Das war ihre Angelegenheit, und sie würde sie selbst regeln.
»Hallo, Stella. Du hast ja einen gewitzten jungen Mann im Haus. Ich weiß jetzt alles über die Chancen von Newcastle gegen Sunderland.«
»Kein Wunder, ist er doch sicher Newcastles größter Fan.« Fußball hatte sich überhaupt als Geschenk des Himmels erwiesen; mit Kopfbällen und Dribbeln hatte er sich von Tag eins an Freunde auf dem Spielfeld gemacht. »Wie geht’s in London?«
»Landunter! Ist Angela gerade in der Nähe?«
Sie bekam wohl keine feuchten Hände mehr, aber die Kehle schnürte es ihr immer noch zusammen. Im nächsten Moment würde sie einen vierhundert Jahre alten Vampir zur Weißglut treiben. »Tom, Angela ist kurzfristig verreist, nach Totnes, um zu sehen, was sie herausfinden kann.« Auf ihre Mitteilung
Weitere Kostenlose Bücher