Unsterbliche Leidenschaft
denn nicht? Ich sehe überhaupt nicht, welchen Sinn es haben soll, daran festzuhalten. Außerdem hat dieses System allein durch unser Zusammensein einen Riss bekommen. Dann lass es uns doch gleich ganz einreißen.«
Sie war derart von sich überzeugt, dass ihre Zuversicht schon fast ansteckend war. Aber sie konnte nur so gutgläubig sein, weil sie ein reines Herz hatte und vieles nicht wusste. Sie hatte nicht gesehen, was er gesehen hatte. Das war vielleicht ein Vorteil. Vielleicht … Er musste sie schützen. Sie war noch so naiv wie ein Kind und entsprechend gefährdet. »Ich glaube, wir sollten zuerst versuchen, noch mehr Licht ins Dunkel deiner Vergangenheit zu bringen, Angela. Wir wissen jetzt, dass du eine Hexe bist; das grenzt den Suchradius ein. Wir suchen jetzt nach einer Hexe, die letzten September in Chicago verschwunden ist.«
»Du glaubst wohl, ich werde als Hexe in der Vermisstenliste geführt?«
Ihr sarkastischer Ton klang besonders sexy und verführerisch. Abel, wie sollte er da widerstehen … aber … »Es muss dich jemand vermisst haben. Wir müssen noch genauer nachforschen.« Und er musste sich über Hexen informieren. Unvorstellbar! Aber für Angela würde er es tun.
Angela ließ sich auf das Bett zurückfallen und starrte an die Decke. »Wir suchen noch immer nach zwei namenlosen Personen, die anscheinend niemand vermisst. Shit! Du glaubst, es könnte mich jemand vermisst haben, und sei es nur das Kreditkartenunternehmen, weil der Scheck nicht rechtzeitig eingetroffen ist!«
Er spürte den Schmerz unter den leichtfertig dahingesagten Worten. »Auch wenn dich früher vielleicht keiner vermisst hat, heute sind es einige, davon einer, dem es das Herz brechen würde.«
Dafür schenkte sie ihm ein erschöpftes Lächeln. Er wäre nur zu gerne geblieben, aber ein seltsames Gefühl sagte ihm, dass die Zeit drängte, und in mehr als fünf Jahrhunderten hatte er gelernt, auf seine Instinkte zu vertrauen. Vielleicht wusste ja diese Mrs Merchant einen Rat. Er würde sie aufsuchen. Alleine. Aber Angela würde niemals hierbleiben …
»Angela, Liebes.« Er zog sie näher heran. »Zwischen uns gibt es keine Fehde. Ich liebe dich.«
Sie sah zu ihm auf, mit leuchtenden Augen und geöffneten Lippen. »Ich liebe dich auch«, flüsterte sie.
Ihre Lippen öffneten sich. Er glitt mit einer Hand unter ihren Bademantel, umfasste ihre Brust und spürte, wie sich die Warze unter seinen Fingerspitzen verhärtete. Verflixt, sie waren beide bereit und mehr als willens, aber sie brauchte Ruhe, und er musste los zu einem Gespräch mit einer alten Hexe.
Er überflog die Oberfläche von Angelas Bewusstsein, hielt sie eng umfangen, als sie auf seine Schlafsuggestionen reagierte. Sie entspannte sich und hing schließlich schwer und schlaff in seinen Armen. Er legte sie hin und deckte sie zu, installierte eine weitere Gedankenbotschaft in ihr, mindestens zwei Stunden zu schlafen, erinnerte sich gerade noch rechtzeitig, sich anzuziehen, lief aus dem Zimmer und rannte die Treppe hinunter.
Die Eingangshalle war leer, selbst am Empfang saß niemand. Perfekt. Innerhalb von Sekunden war er draußen auf der Fore Street. Er nahm die Abkürzung über die alte Stadtmauer und an der Kirche vorbei in Richtung von Megs kleinem Laden.
9
Columbus. Am selben Tag
»Nun denn«, murmelte Kit Marlowe, als er den Lift betätigte. Dixie hätte ihm gerne noch gesagt, dass eine Begegnung mit drei Vampiren eine Zumutung für jede Hexe darstellte; noch dazu hatte diese Mrs Whyte ohnehin große Angst vor der Begegnung mit ihrer angeblichen Tochter. Angesichts seiner Erfahrungen im letzten Sommer hegte Christopher, was auch verständlich war, eine entschiedene Abneigung gegenüber Hexen, Wicca-Anhängern und Zauberern.
Als die Tür aufging, ließ er ihr den Vortritt. »Vergiss nicht, sie ist nur eine Mutter, die ihr vermisstes Kind sucht«, versuchte sie ihm klarzumachen.
»Schon klar. Aber erleichtert bin ich deswegen nicht. Ich hoffe nur, Vlad hat meine Bedingung ernst genommen und sie nach Druidenmessern durchsucht.«
Dixies Sympathien gehörten dieser unbekannten Frau, und sie würde es niemandem wünschen, von Dracula abgetatscht und durchsucht zu werden. »Er würde nie ein Risiko eingehen; dazu ist sein Überlebensinstinkt viel zu groß. Außerdem hat er eine fast siebenstündige Autofahrt mit ihr hinter sich. Genügend Zeit, um versteckte Waffen oder finstere Absichten aufzuspüren.« Dixie drückte Kits Hand. »Sei unbesorgt.
Weitere Kostenlose Bücher