Unsterbliche Leidenschaft
nie eine Hexe. Sie machte sich sogar lustig über meinen Glauben. Aber trotzdem war sie meine Tochter, eine hübsche, junge Frau, eine Lehrerin, verdammt noch mal, und einer von euch …« – ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich – »… hat sie auf dem Gewissen!«
»Madam.« Christophers gediegen britischer Tonfall unterbrach die Stille, die Adelas leidenschaftlichem Ausbruch gefolgt war. »Von uns « – das uns betonte er eigens – »hat keiner diesen ruchlosen Akt begangen. Akzeptieren Sie das, wenn Sie mit unserer Unterstützung rechnen wollen.«
Dixie hätte ihm einen Tritt ans Schienbein verpassen können. Diese arme Frau war sichtlich am Boden zerstört, fürchtete sich wie ein Kaninchen, das in einen Fuchsbau geraten war, und er stellte ihr Bedingungen. »Christopher …«, begann sie.
Vlad erhob die Hand. »Verzeihen Sie, wenn ich unterbreche, meine liebe Miss LePage, aber mein Freund Marlowe hat auf etwas sehr Wichtiges hingewiesen.« Er wandte sich an Adela. »Sie haben mich um Hilfe gebeten, und ich bin Ihrer Bitte nachgekommen. Nun haben sich meine Freunde mit dieser Begegnung verwundbar gemacht. Können Sie es von daher verstehen, wenn ich Sie um Ihr Wort bitte, dass Sie keine Rache suchen, dass Sie nicht danach trachten, uns zu schaden?«
Darauf folgte ein schrilles, hysterisches Lachen. »Ich euch einen Schaden zufügen? Ihr seid zu dritt, und wie könnte ich auch nur einem von euch was antun?«
Christopher wurde sehr still. »Man hat es versucht, Madam. Man hat es versucht.«
»Ich nicht und auch sonst keine Hexe, die ich kenne! ›Schadenszauber ist tabu‹ lautet unsere Losung!«
Christopher sah aus, als hätte er gleich losgeknurrt, und Vlad wirkte zunehmend nervös, während er zwischen ihm und Adela hin und her sah.
Höchste Zeit für ein Quäntchen Vernunft. »Hört mal! Adela, Christopher, können wir uns nicht drauf einigen, dass wir uns hier nicht gegenseitig wehtun wollen, was auch immer irgendwann irgendwo passiert sein mag. Sinnvoller, als uns wegen uralter Gräuel zu befehden, wäre es doch, herauszufinden, ob Jane wirklich Adelas Tochter ist.« Am liebsten hätte sie gleich allen befohlen, sich zu setzen und einen Finger auf die Lippen zu legen, aber das sähe dann doch zu sehr nach Schulbibliothekarin aus, wo sie es doch mit zwei Großvampiren und einer Hexe zu tun hatte.
Christopher bat mit einem netten Lächeln um Verzeihung und schaffte es sogar, Adela höflich zuzunicken. »Dem schließe ich mich fürs Erste an.«
»Ich stimme ebenfalls zu. Ich will meine Tochter zurück und bin nicht hier, um mich zu rächen.«
Damit sollte der Friede für diesen Nachmittag gesichert sein. »Haben Sie Fotos von Ihrer Tochter?«, fragte Dixie. Eigentlich gab es keinen Grund für diese Frage, denn allein vom Aussehen her war Adela eindeutig Janes Mutter. Aber möglicherweise würde sich die Spannung im Raum bei einer gemütlichen Fotorunde lösen. »Mehrere. Eines habe ich Mr Roman schon gezeigt, aber ich habe das ganze Album mitgebracht. Falls sie keine Erinnerung an sich hat, hab ich mir gedacht, würden Fotos vielleicht weiterhelfen.«
Dixie sah sich das Foto, das Adela aus der Tasche zog, nur kurz an und gab es dann an Christopher weiter. Das Gesicht, das er dabei machte, war die Fahrt in die Stadt wert.
»Bei Abel!« Er starrte das Bild fassungslos an, ehe er Adela fragte: »Können Sie uns Ihr Wort darauf geben, dass diese Person Ihre Tochter ist?«
»Jederzeit. Haben Sie Heather?«
»Von ›haben‹ würde ich nicht sprechen«, sagte Christopher. »Sie arbeitet für uns, hilft bei Dixie im Laden aus.«
»Sie arbeitet?« Adela schien nicht glauben zu können, was sie soeben gehört hatte.
»Ja. Wir haben einen Laden im German Village. Das Vampirparadies. Dort arbeitet sie.«
Adela sah sichtlich verwirrt von Christopher zu Vlad. »Aber so wie ich Mr Roman verstanden habe, hat sie seit dem Überfall einen schweren Gehirnschaden.«
»Sie hat einen gehabt«, erwiderte Dixie. »Als Vlad die beiden gefunden hat, wussten sie nicht einmal ihren Namen. Ihr Gedächtnis war komplett leer, als hätte jemand das Band herausgenommen, den Recorder aber laufen lassen. Sie waren beide lernfähig, lernten schnell dazu. Jane – Entschuldigung, Heather – ist eine hervorragende Mitarbeiterin.«
»Ich muss sie unbedingt sehen.« Das war keine Bitte. Ihre Stimme und die ganze Haltung machten klar, dass sie es mit Vlad und Christopher gleichzeitig aufnehmen würde, sollten sie sich ihr in
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