Unsterbliche Leidenschaft
Sollte sie es wagen, dich auch nur schief anzusehen, kriegt sie’s mit mir zu tun!«
Er lachte in sich hinein und grinste halbherzig, aber im Vergleich zu seinen finsteren Blicken von vorhin war das schon etwas. Wenige Sekunden später hielt der Aufzug, und sie traten auf den Flur hinaus.
Vor ein paar Monaten war sie schon einmal in diesem Hotel gewesen, um Angela und Jane zu treffen. Nun stand ihr eine Begegnung mit Janes Mutter bevor, die noch dazu eine Hexe war. Das Leben in Ohio wurde nie langweilig.
Christopher durchschritt den mit Teppichboden ausgelegten Flur und blieb zögernd vor Vlads Suite stehen. Klopfen erübrigte sich. Die Tür ging wie von selbst auf, und Vlad Dracula bat sie einzutreten.
»Meine Freunde.« Er verbeugte sich vor Dixie. »Vielen Dank euch beiden. Miss LePage, darf ich Ihnen Mrs Whyte vorstellen?«
Dixie blickte zu der groß gewachsenen Frau am anderen Ende des Zimmers. Vlad hatte bezweifelt, dass sie Janes Mutter war! Dabei war sie deren getreues Abbild, nur älter. Sicher, ihre Haare waren länger und grau meliert, die Augen von einem dunkleren Blau, aber sie hatte dieselbe Kopf- und Schulterhaltung und sogar denselben Gang, als sie quer durch den Raum auf sie zukam.
»Hallo«, sagte sie, wobei sie zögernd die Hand ausstreckte. »Ich bin Adela Whyte.«
»Ich bin Dixie LePage, und das ist Christopher Marlowe, üblicherweise Kit genannt.«
Drei schreckliche Sekunden lang fürchtete Dixie, Christopher würde sich weigern, Adela die Hand zu geben, aber sie hätte es eigentlich besser wissen müssen. Sie begrüßten sich, wenn auch nicht besonders herzlich. Adela wirkte darauf kein Fünkchen entspannter als Christopher, und auch Vlad schien ernsthaft besorgt.
Himmel noch mal! Sahen sie denn nicht, dass diese Frau nicht von der Sorte eines Sebastian Caughleigh war? Sie hatte sich nicht extra freigenommen, um hier den ganzen Nachmittag herumzustehen, während diese drei sich misstrauisch beäugten. »Adela, warum glauben Sie, Ihre Tochter könnte sich bei uns aufhalten?«
Damit war das Eis gebrochen, auch wenn Vlad mit offenem Mund dastand und Christopher murmelte: »Dixie!« Nun hatte sie Adelas volle Aufmerksamkeit.
»Heather ist im September verschwunden. Sie war weg. Einfach so. Spurlos. Die Polizei hat nach ihr gesucht, aber sie wurde nie gefunden. Es gab keinerlei Indizien. Und auch keine Leiche. Nichts. Eine Woche später fanden sie ihr Auto, total ausgeräumt. Die einzigen Anhaltspunkte, die die Polizei hatte, waren eine Postkarte ihrer Schwester aus England, die zwei Tage nach ihrem Verschwinden ankam und in der sie ihren Besuch ankündigte – eine Spur, die im Sande verlief –, und unerlaubte Zugriffe auf ihr Kreditkartenkonto. Bis ich die Karte sperren konnte, wurde sie an verschiedenen Orten in der ganzen Stadt eingesetzt.« Mit tränennassen Augen sah sie Dixie an. »Mr Roman glaubt, Heather könnte sich hier aufhalten.«
»Wie sind Sie überhaupt auf Vlad – Mr Roman – gekommen?«, fragte Christopher.
Das hätte Dixie auch gerne gewusst. Ging Vlad mit der Nachricht, dass er ein Vampir war, hausieren?
Adela atmete tief durch. »Nach der Freigabe von Heathers Haus durch die Polizei habe ich alles abgesucht in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, und wenn es ein Brief gewesen wäre oder eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Ich habe ständig geglaubt, sie könnten etwas übersehen haben. Aber ich habe lediglich einen ganz abscheulichen Gestank gefunden – ich dachte, die Polizei hätte irgendwelche Chemikalien zum Einsatz gebracht – und einen überwältigenden Eindruck von Angst und Schrecken. Die Polizei habe ich damit erst gar nicht behelligt, da man diese Sache kaum in einem Labor hätte untersuchen können. Ich habe jemand anderen zurate gezogen – eine Psychohexe. Bella hielt sich einige Stunden in dem Haus auf und hat mir dann gesagt, dort rieche es nach einem Raubvampir.«
Adela brach ab, sichtlich bemüht, die Fassung zu wahren, fuhr aber dann fort. »Seit Jahren bereits wissen wir, dass es in Illinois Vampire gibt, aber wir sind ihnen bewusst aus dem Weg gegangen, in der Annahme, sie würden uns ebenfalls nicht behelligen. Es gab keinerlei Zwischenfälle, Morde oder sonstige Übergriffe. Überhaupt keinen Kontakt, der Göttin sei Dank! Trotzdem musste ich Bella einfach glauben. Ich habe mich ständig gefragt, warum plötzlich jetzt? Und warum meine Heather? Was war der Grund? Weil sie meine Tochter ist? Aber das ergab keinen Sinn. Heather war
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