Unsterbliche Liebe
wieder und ging auf sie zu. Als sie Kyra erreicht hatte, nahm diese sie bei der Hand und führte sie in eine der Leseecken, die in die Wand eingelassen waren. Es war hier etwas düsterer, aber sie waren geschützt vor den Augen und Ohren der anderen Bibliotheksbesucher. Kyra strahlte Ayla übers ganze Gesicht an.
„Ich hatte noch gar nicht die Gelegenheit, mich bei dir zu bedanken, Ayla. Seitdem du mit deinem Bruder geredet hast, ist er wie verwandelt. Ich glaube sogar, dass er sich ein wenig in mich verliebt hat.“
Zuerst schaute sie etwas verlegen, dann strahlte sie wieder und fiel Ayla um den Hals. „Danke“, hauchte sie entzückt. Kyras Fröhlichkeit war ansteckend und vertrieb Aylas schlechte Laune.
„Ein bisschen in dich verliebt?“, lachte Ayla. „Ich glaube eher, dass du ein Problem haben wirst, falls du ihn je wieder loswerden willst. So wie er dich anschaut, glaube ich, er würde dich vom Fleck weg heiraten.“
Kyras Augen fingen an zu glänzen und schmachtend fragte sie: „Glaubst du echt? Oh Ayla, wie kann ich dir nur danken? Ohne deine Hilfe würden wir wohl immer noch nebeneinander her durch die Gänge schleichen.“
„Nichts zu danken“, erwiderte Ayla. „Du scheinst Mylan wirklich glücklich zu machen und das ist alles, was ich mir erhofft habe.“
Sie lächelten sich an. Dann meinte Kyra: „Komm doch morgen wieder einmal mit uns allen frühstücken. Du hast dich schon seit Tagen nicht mehr blicken lassen. Kylan isst inzwischen auch fast jeden Tag in unserem Speisesaal, damit er mehr Zeit mit Yasmin verbringen kann. Da sollst du auch deine Finger im Spiel gehabt haben, habe ich gehört?“ Sie zwinkerte.
Ayla war den anderen tatsächlich seit Tagen aus dem Weg gegangen. Sie hatte ihre Ruhe gebraucht und keine Lust auf Gesellschaft gehabt. Aber Kyra hatte recht damit, dass sie sich wieder einmal blicken lassen sollte. Außerdem freute sie sich auf die Aussicht, Kylan zu sehen. Sie versprach Kyra, morgen beim Frühstück aufzutauchen. Danach verließ sie die Bibliothek und verbrachte den Rest des Tages damit, in ihrem Bett dem Regen zu l auschen und ihren Gedanken nachzuhängen.
A ls Ayla sich am nächsten Tag zum Frühstück an den Tisch mit ihren Brüdern und deren neuen Freundinnen setzte, bereute sie ihren Entscheid schnell wieder. Es freuten sich zwar alle sehr, dass sie sich endlich wieder blicken ließ, aber Ayla kam sich vor wie das fünfte Rad am Wagen. Sowohl Mylan und Kyra als auch Kylan und Yasmin turtelten die ganze Zeit über und Ayla konnte ihre Verliebtheit kaum ertragen.
Meine Brüder kann ich wunderbar verkuppeln, aber mich selber manövriere ich ins Liebesunglück.
Sie dachte an Eliya. Wieso bloß konnte sie ihn nicht vergessen? Lustlos saugte sie ein wenig an ihrem Essen herum, nur um es noch fast unberührt wieder auf den Teller fallen zu lassen. Mylan beobachtete sie argwöhnisch und fragte, einen Arm um Kyra gelegt: „Was ist los, Ayla? Hast du keinen Hunger?“
Und mit einem strengen Blick setzte er nach: „Oder warst du etwa ohne unsere Erlaubnis jagen? Du weißt, dass deine Brüder noch keine Entwarnung vor dem umherstreunenden Vulpari gegeben haben?“
Verdutzt sah Ayla von ihm zu Kylan und dann von Kyra zu Yasmin. Die beiden schienen von der Neuigkeit keineswegs überrascht.
„Ich dachte, das sei geheim und niemand von den anderen sollte davon erfahren, um unnötige Unruhe zu vermeiden.“
Kylan entgegnete ihr: „Nun, wir haben es natürlich nicht herumposaunt. Aber unseren Mädchen müssen wir es doch erzählen, um sie zu schützen.“
Dabei drückte er Yasmin an sich und küsste sie auf die Wange. Missmut stieg in Ayla auf und sie ärgerte sich über sich selber. Konnte sie sich nicht für ihre Brüder freuen? Was war bloß los mit ihr?
„Nun sag schon, Ayla“, hakte Mylan nach, „bitte sag mir, dass du nicht deshalb keinen Hunger hast, weil du auf der Jagd warst.“
„Schön wär’s“, erwiderte Ayla mürrisch.
Sie wusste ganz genau, warum sie keinen Appetit mehr hatte. Es lag an ihm . Seit ihrer letzten Begegnung mit Eliya hatte sie keinen richtigen Hunger mehr gehabt, was für einen Vampir wirklich ziemlich ungewöhnlich war. Dass ihr Appetitverlust jedoch in Zusammenhang mit einem Vulpari stand, der ihr Kopf und Magen verdrehte, konnte sie ihren Brüdern wohl kaum mitteilen.
Also sagte sie: „Nein, es liegt nicht daran, dass ich auf der Jagd war, ganz im Gegenteil. Mir schmeckt das Essen einfach nicht richtig, wenn ich
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