Unsterbliche Liebe
das so einfach hinnehmen?“
Für eine Weile schwiegen alle und Myria sah ihren Mann verheißungsvoll an. Daraufhin räusperte sich Elyos und erwiderte: „Nun ... Niemand von uns kann vorhersagen, wie Achytos reagieren wird. Es ist anzunehmen, dass er ziemlich wütend sein wird. Und es besteht durchaus die Möglichkeit, dass er es auf einen Kampf ankommen lassen wird. Aber zerbrich dir darüber mal noch nicht deinen hübschen Kopf, Ayla. Wenn es so weit kommt, dann ist es nicht zu ändern. Aber es ist nicht gut, sich Sorgen über Dinge zu machen, die noch gar nicht eingetreten sind.“
„Ich könnte es mir einfach niemals verzeihen, wenn es tatsächlich so weit käme. Wie könnte ich jemals eine solche Verantwortung tragen?“
„Es ist nicht mehr nur deine Verantwortung, Ayla. Dadurch, dass unser Volk deinem Antrag zugestimmt hat, trägt nun jeder Vulpari diese Verantwortung mit sich. Bitte versuche, das anzunehmen.“
Elyos Worte klangen aufrichtig, dennoch fiel es Ayla schwer, sie zu verinnerlichen. Sie musste an Myrias düstere Prophezeiung denken. Es wird einen Krieg geben und jemand in diesem Haus wird sterben.
„Soweit werde ich es niemals kommen lassen“, sagte Ayla leise zu sich selber.
„ K omm schon, beeil dich!“
Eliya zog Ayla durch den Wald. „Erst wenn du mir sagst, wohin du mich führst!“
„Das sage ich dir, wenn wir da sind.“
„Ich möchte es aber jetzt schon wissen!“
„Geduld ist eindeutig nicht deine Stärke. Also, ich verrate dir so viel: Erinnerst du dich an den Tag, an dem ich dir etwas auf unserer Seite zeigen wollte, wir dann aber von Jay überrascht wurden, bevor wir den Ort erreichten?“
„Wie könnte ich diesen Tag vergessen“, entgegnete Ayla. „Immerhin hast du mir an diesem Tag sowohl gebeichtet, dass du der Sohn des Anführers der Vulpari bist, als mir auch deine Liebe gestanden.“
Eliya sah sie nachdenklich an. „Ja, da habe ich dir wirklich etwas zu viel zugemutet. Und dann bist du für Tage einfach verschwunden und ich dachte schon, ich sähe dich nie mehr wieder. Aber lass uns das jetzt vergessen. Ich möchte dir wirklich gerne zeigen, was ich dir an diesem Tag schon zeigen wollte.“
Ayla ließ sich von ihm durch den Wald führen. Sie gingen wieder näher auf die Grenze zu, bogen dann aber nach Norden ab und gingen eine Weile geradeaus weiter.
„Wir sind gleich da!“, ließ Eliya verlauten und schien sich wie ein kleines Kind zu freuen. Sie waren nun wieder sehr nahe an der Gebietsgrenze. Auf einmal tauchte direkt vor ihnen ein kleiner Teich auf. Über den Teich spannte sich eine alte bogenförmige Holzbrücke. Die Sonnenstrahlen, welche durch die Baumkronen hindurchkamen, glitzerten auf der glatten Oberfläche des Gewässers. Von dem ganzen Ort ging ein magischer Zauber aus.
„Oh Eliya, das ist wunderschön! Wie kommt es bloß, dass du so viele einmalige Orte kennst?“
„Ich hatte einfach schon mehr Zeit, diese zu entdecken, denn immerhin bin ich ein paar Jahrzehnte älter als du.“ Er zwinkerte ihr zu.
„Aber eigentlich wollte ich dir etwas ganz Besonderes zeigen. Komm, wir gehen auf die Brücke.“
Ayla folgte ihm, und als sie die Brücke betraten, erkannte Ayla kleine Muster in das dunkle Holz eingeritzt. Es waren alles sich überschneidende Kreise, immer zwei an der Zahl.
„Was ist das?“, wollte sie von Eliya wissen.
„Das“, antwortete er ihr, „sind Treueringe. Seit jeher kommen Liebende auf diese Brücke und ritzen zwei ineinander verkettete Ringe ins Holz. Es soll dem Liebespaar Glück bringen und sie für immer aneinander binden. Angefangen wurde dieser Brauch einst einmal von den Menschen, die hier ansässig waren, bevor dieses Gebiet von Vampiren bevölkert wurde. Diese fanden Gefallen daran und haben ihn übernommen und um ein Detail erweitert. Sowohl der Mann als auch die Frau ließen ein paar Tropfen ihres Blutes in den Ring tropfen, der für sie stand. Blut ist für einen Vampir das Wertvollste, was es gibt und damit wollten sie zeigen, dass sie nun sogar ihr Blut miteinander verband.“
Er machte eine kurze Pause und sah sie verstohlen aus den Augenwinkeln an. „Vielleicht hältst du das Ganze ja für einfältig, aber ...“
„Nein, es ist etwas vom Romantischsten, was ich je gesehen habe.“
„Dann würdest du also mit mir ...“
Wieder einmal spürte Ayla, wie sehr sie Eliya liebte.
„Natürlich Eliya. Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen.“
Sie lächelten sich an.
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