Unsterbliche Liebe
Eliya zückte eine Art kleinen Dolch und fing an, zwei Ringe ins Holz zu schnitzen. Beim Anblick des Messers musste Ayla schmunzeln.
„Ist das der berüchtigte Familiendolch, den du mich damals hast suchen lassen?“
Für einen Moment schien Eliya verwirrt, dann erinnerte er sich an die Begegnung, bei welcher er Ayla unter dem Vorwand, dass sie ihm bei der Suche nach seinem verlorenen Dolch helfen sollte, hatte wiedersehen wollen.
„Nein, ich trage eigentlich wirklich nie ein Messer mit mir herum, dieses habe ich mir nur heute für diesen Zweck eingesteckt.“
Er schnitzte tüchtig weiter und kurz darauf hatte er zwei makellose ineinander verschlungene Kreise in die Brücke eingeritzt.
„Und jetzt?“, fragte sie ihn erwartungsvoll.
„Jetzt opfern wir ein wenig von unserem Blut. Ich könnte mir kein symbolischeres Zeichen vorstellen, was denkst du?“
Ayla schwieg und sah zu, wie er sich mit dem Messer einen kleinen Schnitt in den Finger machte. Sofort trat ein wenig Blut heraus. Fasziniert sah sie die violette Flüssigkeit heruntertropfen.
„Komm, gib mir deinen Finger.“
Sie hielt Eliya ihren Zeigefinger hin und starrte gebannt auf das Messer, welches er ansetzte. „Jetzt tut’s ganz kurz weh.“
Er fuhr so schnell über Aylas Fingerkuppe, dass sie beinahe nichts davon merkte, als die scharfe Klinge ihr Fleisch öffnete. Auch bei ihr dauerte es nicht lange und das Blut trat in dicken Tropfen heraus.
„So und jetzt lass uns die beiden Ringe damit füllen.“
Es war eine seltsame Zeremonie, aber es hatte auch fast schon etwas Heiliges an sich. Wieder hatte Ayla Mühe, sich beim Anblick von Eliyas Blut zu konzentrieren. Alles in ihrem Körper lechzte danach, davon zu kosten. Auch in Eliyas Blick glaubte sie Blutgier zu erkennen. Die beiden Ringe waren inzwischen mit ihrem Blut gefüllt. Als Alya ihre Hand wegzog und sich nach einer Möglichkeit umsah, die Blutung zu stillen, packte Eliya ihre Hand und schob sich langsam ihren blutenden Finger in den Mund. Sie konnte sehen, wie sich seine Pupillen erweiterten. Anfangs noch vorsichtig wurde er schnell immer gieriger. Dann ließ er von ihrem Finger ab und zog Ayla stürmisch zu sich heran. Sie konnte sein glühendes Verlangen nach ihr, welches durch das Kosten ihres Blutes nur noch gesteigert wurde, förmlich spüren. Er küsste sie leidenschaftlich und Ayla konnte dabei ihr eigenes Blut in seinem Mund schmecken. Wie herrlich es mit seinem Eigengeschmack harmonierte! Als wären die beiden Gerüche dazu bestimmt, sich gemeinsam zu vollenden. Eliya ließ seine Hände an ihrem Körper umherwandern und wurde immer ungestümer. Alya hingegen genoss seine Nähe und gab sich ihm vollkommen hin. Sie verlor sich völlig im Moment und war nur noch Gefühl und Wahrnehmung. Sein Duft, ihr Blut, die wärmende Sonne, das Rascheln der Blätter und in ihrem Kopf hörte sie ein Lied, welches sie aus ihrer Kindheit kannte. Kylan hatte es ihr immer vorgesungen, wenn sie krank gewesen war oder es ihr sonst schlecht ging. Auf einmal löste sich Eliya abrupt von ihr.
„Was ist los , Eliya?“
Er sah sich beunruhigt um. „Hörst du das auch?“
Ayla lauschte angestrengt, als sie auf einmal merkte, dass das Lied gar nicht in ihrem Kopf spielte. Irgendwo aus dem Wald ertönte die altbekannte Melodie. Das konnte nur eines bedeuten ...
„Kylan!“
Ohne nachzudenken, stürmte Ayla los und rannte in die Richtung, aus welcher der Gesang zu kommen schien.
„Ayla warte!“
Eliya folgte ihr auf dem Fuße. „Alya, nicht so schnell, du rennst auf die Grenze zu, das kann gefährlich werden. AYLA! Bleib sofort stehen!“
Widerwillig gehorchte Ayla und drehte sich nach ihm um. „Dieses Lied kennen nur meine Brüder und ich, vielleicht ist das ein Zeichen ...“
„Womöglich ist es aber auch eine Falle. Es könnte doch sein, dass sie Kylan ausgehorcht haben und einen Weg suchen, dich zu ...“
Er hielt inne und starrte zwischen die Bäume hinter Ayla. Blitzschnell drehte sie sich um und erkannte die Gestalt, welche sich ihnen näherte , auf den ersten Blick. Es war tatsächlich ihr Bruder.
„Kylan! Ich wusste, das musst du sein!“
Sie rannte ihm entgegen und fiel ihm um den Hals. „Oh, wie sehr ich dich vermisst habe, großer Bruder. Geht es dir gut? Haben sie Verdacht geschöpft oder ist alles in Ordnung?“
Kylan lächelte sie an, strich ihr über den Kopf und dann gab er Eliya die Hand. „Meine kleine Ayla, wie immer besorgter um andere als um sich selbst. Es
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