Unsterbliche Liebe
geht mir so weit gut, sie haben mich zum Glück nicht mit deiner Flucht in Verbindung gebracht. Aber jetzt erzähl du zuerst einmal, wie geht es dir?“
Er blickte zu Eliya. „Ist sie gut bei euch aufgenommen worden?“
„Wir freuen uns alle sehr, dass sie zu uns gekommen ist“, antwortete Eliya, doch Ayla fügte hinzu: „Die meisten. Nicht alle. Ein paar Vulpari waren der Ansicht, dass ich mit meiner Anwesenheit bei ihnen den Clan gefährde. Sie befürchten, es könnte gar einen Krieg zwischen den Vulpari und Satari geben.“ Sie suchte Kylans Blick, doch dieser wich ihr aus.
„Kylan? Was hältst du davon? Wie hat Achytos reagiert, als er von meinem Entkommen erfahren hat? Weißt du etwas Genaueres?“
„Nun ...“, druckste Kylan herum, dann riss er sich zusammen und sagte mit ernster Stimme: „Ayla, es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber die Lage ist ziemlich ernst. Achytos wird keine Ruhe geben, bis er sein Urteil vollstrecken konnte. Er wollte an dir ein Exempel statuieren und nach deiner Flucht will er das umso mehr. Ich glaube, er fühlt sich durch deinen Widerstand ihm gegenüber bedroht.“
„Glaubst du, dass er Gewalt anwenden wird, um mich zurückzuholen?“
„Ja, Ayla, ehrlich gesagt, glaube ich das. Wenn er klug ist, wird er zuerst versuchen, mit den Vulpari über deine Aushändigung zu verhandeln. Immerhin bist du eine Satari und unterstehst ihren Gesetzen.“
„Ayla ist keine Satari mehr. Sie wurde von der Mehrheit des Clans angenommen und ist damit nun eine Vulpari“, wandte Eliya ein.
Kylans Gesicht blieb reglos, aber Ayla konnte sehen, dass es ihn Überwindung kostete, seine wahre Reaktion nicht zu zeigen.
„Du bist jetzt eine Vulpari?“
Ayla seufzte müde. „Ja Kylan. Es ist besser so. Wenn ich von jetzt an bei den Vulpari lebe, möchte ich auch Teil ihres Clans sein.“
„Außerdem schützt es sie. Achytos hat keinen Anspruch mehr auf Ayla, wenn sie eine Vulpari ist. Deshalb haben wir auch so schnell wie möglich eine Abstimmung einberufen. Wir haben schon damit gerechnet, dass Achytos Forderungen stellen wird.“
„In diesem Fall müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen. Wenn der König davon erfährt, kann ich für nichts mehr garantieren. Ach Ayla ... Wieso konntest du dich nicht einfach in irgendeinen Satari verlieben? Nichts gegen dich, Eliya.“
Eliya nickte grimmig. Dann sagte er an Kylan gewandt: „Mach dir keine Sorgen um deine kleine Schwester. Wir werden sie mit all unseren Mitteln beschützen. Sie ist jetzt ein Teil von uns, zu hundert Prozent. Jeder im Clan wird hinter ihr stehen, wenn es sein muss.“
Kylan drehte sich nervös um und sah in den Wald hinter ihm.
„Ich sollte wieder zurück, ich kann es nicht riskieren, aufzufliegen. Versprecht mir, dass ihr gut aufeinander aufpasst und euch nicht mehr unnötig in Gefahr begebt.“
Er blickte von Eliya zu seiner Schwester. „Besonders du, Ayla. Hör lieber auf Eliya, wenn er dich warnt. Das eben hätte wirklich genau so gut eine Falle sein können. Es steht viel zu viel auf dem Spiel.“
Damit nahm er Ayla noch einmal in den Arm und verabschiedete sich von Eliya. „Ich meine es ernst, passt gut aufeinander auf!“, rief er, während er wieder zwischen den Bäumen verschwand.
O bwohl sich Ayla unglaublich gefreut hatte, ihren Bruder wiederzusehen und froh war, dass es ihm gut ging, hinterließ das Zusammentreffen mit ihm einen bitteren Nachgeschmack. Sie versuchte, nicht zu oft über Kylans düstere Prophezeiungen nachzudenken.
Am nächsten Tag nach der Jagd war Ayla zum ersten Mal alleine in der Vulparistadt. Eliya war mit seinem Vater an einer Clanversammlung, bei der nur noch ein paar Berater anwesend waren und Myria war auch nicht zu Hause. Weil Ayla nichts mit sich anzufangen wusste, entschied sie sich, Nadya, welche sie an ihrem ersten Tag bei der Jagd kennengelernt hatte, einen Besuch abzustatten. Eliya hatte ihr erklärt, wo Nadya wohnte und so machte sie sich auf den Weg durch die unterirdische Stadt.
Noch immer wurde sie von vielen neugierigen Blicken begleitet, aber manche Vulparivampire nickten ihr auch freundlich zu. Dennoch war Ayla froh, als sie Nadyas Haus erreichte. Sie hörte Poltern und Stimmen aus dem Innern und klopfte sachte gegen die Türe. Als nichts passierte, klopfte sie noch einmal, diesmal jedoch etwas kräftiger. Das Gepolter verstummte und nach ein paar Sekunden öffnete Nadya die Türe.
„Ayla! Was für eine schöne Überraschung!“
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