Unsterbliche Liebe
glaube nicht, dass ich mich noch lange beherrschen kann.«
»Also gut. Kann ich schwanger werden?«
Das erstaunte sie. »Hat dir Justin das nicht gesagt?«
»Die Frage hat sich bis jetzt nicht gestellt. Also, was ist? Kann ich?«
»Nein. Niemals wieder, um genau zu sein. Bist du in Sorge, weil er nicht verhütet?«
»Das ist es nicht. Sam hat das Thema aufgebracht; sieht so aus, als hätte er Justin gesagt, bloß keine Spielchen mit mir zu treiben, und da kam ich auf die Frage.«
»Sam hat ihn gefragt, ob er auch wirklich ehrenwerte Absichten habe, wie ein strenger viktorianischer Hausvater?« Dixie amüsierte sich.
»Jedenfalls war das schon ganz schön erwachsen.«
»Ich finde es süß. Du hast einen Prachtkerl zum Sohn.«
Ganz ihrer Meinung, und ihre Frage hatte Dixie auch schon beantwortet. »Was hast du denn nun für Neuigkeiten?«
»Neuigkeiten ist vielleicht das falsche Wort. Es ist eher – o verdammt! Christopher hat sich schon dazu geäußert, und ich kann mir denken, was Justin sagen wird. Ich leg jetzt mal los, und du hörst mir zu.«
Stella lauschte gespannt, während Dixie ihr erzählte, was sie an diesem Nachmittag erfahren hatte. »Was sind eigentlich Ghule?«
»Genau weiß ich es auch nicht. Sie sind wohl wie wir früher mal gestorben und jetzt unsterblich. Christopher sagt, sie seien gewaltsam durch die Hand eines Vampirs ums Leben gekommen, aber da er wie Justin behauptet, diese Wesen seien willenlose Maschinen, drängt sich mir allmählich der Verdacht auf, dass unsere Männer gar nicht so viel wissen, wie sie es gerne vorgeben.« Sie lächelte. »Diese beiden Frauen sind nämlich weder Automaten noch unterwürfige Kriecher!«
»Aber sie stecken in der Klemme.«
»Ja, aber nichts, wofür sich keine Lösung finden ließe. Glaubst du, dein früherer Chef würde eine von ihnen einstellen? Immerhin haben sie keine Sonnenunverträglichkeit.«
»Ganz sicher. Besonders wenn ich persönlich anrufe, um ihn darauf anzusprechen.«
»Das hab ich erhofft, und Angela könnten wir als Babysitteraushilfe engagieren. Wenn du ihr so viel bezahlen könntest wie der Tagesmutter, die nach der Schule auf Sam aufgepasst hat, könnte sie zwischendurch einspringen, wenn wir zu zweit im Laden sein müssen. Kurz vor den Feiertagen geht es meistens rund.«
»Wohnen müssen sie auch irgendwo. Ich hätte ein freies Zimmer, aber wenn ihnen Kälte und Hitze nichts ausmachen, könnten wir den Speicher herrichten.«
»Im Ernst?«
Stella zuckte mit den Schultern. »Warum nicht? Irgendwann will Christopher dich wieder zu Hause haben, und ich hätte nichts gegen ein wenig Gesellschaft. Solange es für Sam nicht zu chaotisch wird.« Sie schüttelte den Kopf. »Das Wochenende wird ja spannend. Ein offizieller Vampirempfang, und Ghule lerne ich auch noch kennen.«
»Glaub mir, die Vampire hast du im Griff. Ich war damals so nervös wie eine neugeborene Jungfrau, als ich erfuhr, dass sie gleich scharenweise bei uns einfallen würden, aber es ging alles glatt. Die meisten sind wirklich sehr nett. Sie kamen angeflogen, im wahrsten Sinne des Wortes, blieben eine Stunde oder so und verschwanden dann wieder. Wir wohnten damals in einem kleinen Häuschen mitten in den Mooren von Nordyorkshire. Von daher bin mir nicht sicher, ob sie hier mitten in der Stadt auch so spektakulär eintrudeln werden. Sie sind nämlich sehr auf Diskretion bedacht. Wahrscheinlich kommen sie per Taxi.«
»Ich kann es immer noch nicht fassen, dass sie alle nur wegen mir hier rüberfliegen.«
Dixie zögerte eine Sekunde oder zwei. »Die Kolonie hält ziemlich eng zusammen. Man hilft einander und überhaupt.«
»Justin und Kit bin ich ja nun gewöhnt, aber der Gedanke an einen ganzen Raum voller gebildeter Briten macht mir sehr zu schaffen – gelinde gesagt.«
»Völlig unnötig. Und überhaupt, es sind gar nicht alles Briten. Einer kommt aus South Carolina.« Sie hielt inne. »Ist allerdings viel älter als ich. Er war Sklave und schaffte es, als blinder Passagier auf einem Blockadebrecher nach England zu entkommen.«
»Eigenartig. So neu ist das ja nun alles nicht mehr, aber mein Zeitgefühl hinkt noch etwas hinterdrein. Früher glaubte ich, zehn Jahre sind lang, und heute muss ich feststellen, ein Jahrhundert ist gar nichts.«
»Ernüchternd, oder?«
Stella nickte.
Kit ließ den Laden, nachdem Dixie gegangen war, noch eine Stunde geöffnet. Er wusste nicht warum, nur dass er noch etwas länger in der Welt verweilen wollte, die so ganz die
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