Unsterbliche Liebe
einmal da, und er brauchte sämtliche verfügbaren Kräfte. Sogar Vlad hätte er in diesem Moment um Hilfe gebeten.
»Ja?« Dixie stand direkt neben ihm, Kit neben ihr.
»Ich fürchte, ihr Herz könnte Blut verlieren, sobald es zu schlagen beginnt. Diese vermaledeite Wunde ist einfach zu groß. Kit, ich bitte dich, sie zuzuhalten. Press deine Hand darauf, um mögliche Blutungen zu verhindern. Und, Dixie, du …« Er war etwas durcheinander. Sie sollte nicht dabei sein, allerdings würde sie das Zimmer zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht mehr verlassen; andererseits war er sich im Klaren darüber, dass seine und Kits Kräfte allein niemals ausreichen würden. »Konzentriere du dich darauf, dass ihr Herz regelmäßig schlägt.«
»Aber wie?« Sie klang verängstigt. Er sollte sie nicht damit behelligen.
»Ich weiß, was er meint, Dixie«, sagte Kit. »Es ist nicht schwierig, nur etwas kniffelig. Du musst dich sehr stark konzentrieren, das ist das Wichtigste. Sobald ihr Herz zu schlagen beginnt, nimmst du den Rhythmus auf und versuchst ihn fortzusetzen. Stell dir das Ganze vor wie eine Herz-Lungen-Maschine mit den Mitteln der Telepathie.«
Kit hatte sich schon immer gut auf Worte verstanden, aber in dieser Situation bedurfte es mehr als Worte. Justin näherte sich Stella, das Handtuch griffbereit über dem Arm, während Kit die Wunde zudrückte. Dixie sah gebannt zu. Einen Moment lang schlossen die drei ihre Gedanken zusammen, wie als Vertrauensbeweis und unausgesprochene Ermunterung. Justin griff nach dem Skalpell und öffnete sich die Pulsadern.
Das Gemisch aus seinem und Stellas Blut schoss hervor und ergoss sich über das Handtuch und das Laken. Justin hielt sein Handgelenk gegen Stellas Mund und drängte sie dazu, zu schlucken.
Sie bewegte sich nicht, blieb reglos liegen, ein entleerter Körper. »Stella!« In seinem Kopf schrie es. Er spürte, wie Kit zusammenzuckte und Dixie erschauderte. Sie waren zur Hilflosigkeit verdammt und konnten nur zusehen, wie sich die Wunde an Justins Handgelenk langsam wieder schloss. »Sie nimmt es nicht an.« Er sprach kein Wort, spürte nur die in ihm aufsteigende Panik.
»Bleib dran!«, sagte Kit. »Versuch es noch mal.«
»Es hat keinen Sinn! Sie nimmt es nicht an.«
»Sie wird es annehmen«, sagte Dixie. Ihre Worte durchschnitten die Stille. »Sie wird trinken, Justin.« Sie klang nun sanfter, aber nichts desto weniger überzeugt. »Wir müssen ihr nur helfen.«
»Dixie …«, schaltete sich Kit ein, »manchmal ist es schwierig.« Seine klaren, nichts verschleiernden Worte, spiegelten Justins Verzweiflung wider.
»Mag ja sein, aber nicht dieses Mal. Wenn ich mit meiner Willenskraft ihren Herzschlag stabilisieren kann, dann können wir sie auch dazu bewegen, dass sie trinkt.«
Justin antwortete umgehend. »Versuchen wir es! Kit, du kümmerst dich nach wie vor um die Wunde. Dixie, du konzentrierst dich weiter auf ihren Herzschlag. Kit und ich lenken unsere Willenskraft auf sie.«
Er musste sich die Pulsadern erneut öffnen, was er aber gern machte; notfalls hätte er sich auch die Kehle aufgeschlitzt. Also ging er wieder möglichst nahe an Stella heran, griff nach dem Skalpell und setzte es an. Wieder floss das Blut in Strömen, und wieder presste er seinen Arm gegen ihren Mund. Keine Reaktion. Sie lag weiterhin reglos da. Dann schloss sich Kits Bewusstsein mit seinem zusammen. Zwei erfahrene Vampire fokussierten ihre Willenskraft, bis Justin ein sanftes Flattern an seiner Haut spürte. Anfangs war sie noch schwach wie ein Baby, aber ihre Kräfte nehmen schnell zu, bis sie zögerlich den ersten Schluck nahm. An ihrem Hals als zarte Wellenbewegung sichtbar, strömte das Blut durch ihre Kehle. Eine Sekunde später verselbstständigte sich ihr Tun, ihr Mund saugte sich förmlich fest, während sie gierig und mit aller Kraft das neue Lebenselixier aufnahm.
Kit klinkte sich aus der Gedankenverbindung aus und ließ Justin mit seiner verzweifelten Hoffnung und mit Stella allein.
Stella wurde mit jedem Schluck kräftiger. Das Blut strömte aus ihm heraus. Jetzt musste sie es nur noch behalten. Durch Kits Finger sickerte etwas Blut, aber die Menge war kaum nennenswert. Er hatte die Wunde versiegelt. »Wie sieht’s mit dem Herzschlag aus?«, fragte ihn Justin. Dixie wollte er nicht stören. Sie war noch zu unerfahren für die Aufgabe, die er ihr gestellt hatte.
»Kommt noch«, antworte Dixie.
Bei Abel! Ihr Wort in Gottes Ohr! Aber Stella trank so gierig, dass es nicht mehr
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