Unsterbliche Lust
besser, wenn sie diesen unheimlichen Vorfall noch eine Weile für sich behielt, dachte Sasha, aber sie hatte dann auch entschieden, die Aufzeichnungen neben ihrem Bett aufzubewahren, denn offenbar wollte Amelia es so.
Sasha mochte kaum glauben, dass ihr solche eigentlich abwegigen Gedanken kamen – und dass sie tatsächlichdanach handelte. Legte sie wirklich so großen Wert darauf, das zu befolgen, was ein Gespenst aus dem achtzehnten Jahrhundert wünschte?
In Gedanken hob sie die Schultern. Fest stand, dass sie sich berufen fühlte, das Manuskript der unglücklichen Amelia zu schützen, und wie Paul die Blätter in Händen hielt, wie er neugierig, darauf starrte, das schien nicht in Ordnung zu sein, fast grob oder sogar vulgär. Sie schnappte nach den Blättern, riss sie ihm aus den Händen und drückte Amelias Manuskript fest gegen ihre Brüste, als müsste sie es vor seiner Neugier bewahren, ganz egal, wie unschuldig die Neugier auch sein mochte.
«Sasha? Was ist das?» Er versuchte, ihre verschränkten Arme zu lösen und die Blätter an sich zu nehmen. Sie schob ihn weg, stand auf und steckte die Geschichte der Amelia Asher in die obere Schublade ihrer Frisierkommode. Sie verstaute sie unter ihrer luftigen Wäsche.
«Ich habe die Blätter kürzlich gefunden», sagte sie kurz angebunden.
Aber Paul ließ nicht locker. «Nun stell dich nicht so an und lass mich mal sehen», drängte er. «Die Blätter sahen ziemlich alt aus, sie könnten ein kleines Vermögen wert sein. Was steht denn drin?»
«Es ist nichts», gab sie zurück. Sie schämte sich ein wenig ihrer Schroffheit und fügte erklärend hinzu: «Es ist ein Bündel alter Briefe. Ich habe sie vor kurzem gefunden, und jetzt muss ich überlegen, was ich damit anfange.»
«Warum machst du so ein großes Geheimnis daraus?» Paul hörte sich ein wenig gereizt oder verärgert an und setzte sich jetzt im Bett auf. «Was ist schon dabei, wenn du mich mal eine Seite lesen lässt?»
«Weil es eine private Angelegenheit ist», antwortete Sasha, nicht weniger gereizt. Sie fragte sich nicht, warum sie so abwehrend auf sein verständliches Interesse reagierte, und fügte hinzu: «Und im Augenblick möchte ich sie mit niemandem teilen.»
Paul hob beide Schultern, als wollte er deutlich machen, dass er sowieso kein Interesse hatte, legte sich auf die Seite und nahm ein dickes Buch aus seiner Koffertasche, ein Fachbuch über Management im neuen Millennium. «Vergiss es», sagte er gleichgültig und öffnete das Buch an einer Stelle, die er markiert hatte. «Vergiss, dass ich das verdammte Ding überhaupt gesehen habe.»
Jetzt schämte sich Sasha noch mehr. Sie ging zu ihm, setzte sich neben ihn aufs Bett und strich ihm mit einer Hand über die vollen blonden Haare.
«Es tut mir leid, dass ich so überreagiert habe», sagte sie lahm. «Ich weiß auch nicht genau, warum ich so empfindlich bin, wenn es um dieses alte Dokument geht. Ich möchte es wirklich niemandem zeigen. Noch nicht. Ich verspreche dir, bald werde ich dir alles erzählen, was es mit den Aufzeichnungen auf sich hat.» Sie lächelte. «Aber du wirst es eher langweilig finden.»
Besänftigt und offenbar bereit, sich wie ein Gentleman zu verhalten, rutschte Paul zur Bettmitte, um Sasha mehr Platz zu bieten. «Komm zu mir», sagte er und klopfte auf die Matratze. Er legte das Buch weg und schob Sashas Nachthemd die Hüften hoch. Er streichelte die Stellen, die er bloßlegte, die Schenkel, die Hüften, den Bauch. Er lupfte das Nachthemd jetzt mit beiden Händen auf und zog es schließlich über ihren Kopf. Jetzt war sie so nackt wie er.
«Wie war das mit dem Kondom?», murmelte er,rutschte auf der Seite zum Bettrand und tastete den Boden ab, bis er die Folie blinken sah.
Sasha wunderte sich über den Grad der Erregung, die sie von einem Moment zum nächsten empfand. Heißhungrig starrte sie auf Pauls erigierten Penis, über den er geschickt die Latexhülle stülpte und dann hinunterzog, und sie fragte sich, was ihre Erregung ausgelöst hatte. Konnte es sein, dass allein die körperliche Berührung der Blätter für ihre plötzlich neuerwachte Sinnlichkeit gesorgt hatte? Von einem Augenblick zum nächsten sehnte sie sich nach der Haut des Mannes, und sie streckte die Hände aus und ließ sich von Paul auf seinen Körper ziehen.
Sie zuckte zusammen, als ihr bewusst wurde, dass sie Amelias Manuskript auf der rechten Seite in den Nachttisch gelegt hatte, aber Paul hatte es im Nachttisch auf der linken
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