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Unsterbliche Lust

Unsterbliche Lust

Titel: Unsterbliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thornton
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nur Augen für die Einrichtung und die vielen Bücher hatten, ohne sich um die unterbrochene Linie der Regalwand zu kümmern, aber Sasha war auf der Suche nach Auffälligkeiten.
    Versuchsweise fuhr sie mit den Fingern über die Buchrücken und stellte dabei fest, dass die Umschläge für sich standen – ohne Inhalt. Verblüfft klopfte sie gegen alle Buchrücken und wollte heraushören, ob dahinter die Wand hohl war. Sie ertappte sich bei diesem Gedanken und musste lachen: Woher wollte sie wissen, wie eine hohle Wand klang?
    «Miss? Kann ich Ihnen helfen?»
    Sasha fuhr herum. Ein streng aussehender Page stand vor ihr, den Blick prüfend auf die Regalwand gerichtet, die nur Attrappe war. «Kann ich Ihnen mit irgendwas behilflich sein?», fragte er wieder.
    Sasha wusste, dass sie von ihm keine Hilfe erwarten konnte. Sie lächelte und murmelte: «Nein, danke. Ich bewundere nur diese Wand hier.»
    Der Page trat zur Seite, um sie vorbeigehen zu lassen. Sasha verließ lächelnd die Bibliothek und verschwand auf der Damentoilette. Er würde sich nicht trauen, ihr an diesen Ort zu folgen. Sie wartete ein paar Minuten im Toilettenraum, und ihr fiel ein, dass Valerie und sie sich vor ein paar Monaten hier vor dem Abschlussessen mit den Leuten von Rollit zurechtgemacht hatten. War das erst ein paar Monate her? Ihr kam es wie ein ganzes Leben vor.
    Sie wartete, bis sie sicher sein konnte, dass der verdammte Page mit einer anderen Aufgabe beschäftigt war, dann schlüpfte sie wieder in die Bibliothek und drückte die Reihen der falschen Bücher in dem Attrappenregal.Sie war sicher, dass dort irgendetwas verborgen sein musste.
    Aber ihre Finger stießen auf keinen Hebel, keinen Haken, keine Feder, womit sie insgeheim gerechnet hatte. Enttäuscht trat sie einen Schritt zurück und betrachtete die Wand, bis es in ihrem Kopf ‹klick› machte.
    Mit einem spitzbübischen Lächeln trat sie wieder vors Regal und streckte die Hand nach einer alten Ausgabe von Horace Walpoles
Das Schloss von Otranto
aus und griff in die leere Hülle zwischen den beiden Buchdeckeln – sie konnte kaum glauben, dass es wirklich geschah, und schrieb auch dies hier eher den zahlreichen geheimnisvollen Dingen zu, die ihr in letzter Zeit widerfuhren   –, aber ihre Finger schlossen sich um einen kalten, metallenen Ring.
    Sie zitterte vor Erregung und betete, dass nicht wieder jemand den Raum betrat und sie bei dieser Entdeckung störte. Sasha schloss die Augen und zog an dem Ring. Nichts geschah. Sie wartete, atmete tief ein und versuchte es noch einmal, und diesmal hatte sie das Gefühl, dass die Wand ein winziges Stück nachgegeben hatte.
    Komm schon, spornte sie sich und die Wand gleichermaßen an. Sie glaubte, dass der Ring an einem Seil oder an einer Kette befestigt war, und wenn sie zu heftig zog, konnte die Verbindung reißen.
    Sie zog wieder an dem Ring, und dann spürte Sasha, dass die Wand, an der sie lehnte, langsam nach innen schwang, und es entstand ein schmaler Durchlass, gerade breit genug, dass sie hindurchschlüpfen konnte. Sie achtete darauf, dass die falsche Wand nicht wieder ganz zurückschwang, sonst hätte sie sich selbst ausgeschlossen.
    Sasha befand sich in einem schmalen, kurzen Mauergang, in den nur der blasse Lichtstreifen aus der Öffnung zur Bibliothek fiel. Vor ihr lag eine alte, schwere Holztür. Klopfenden Herzens ging Sasha darauf zu und griff mit einer verschwitzten Hand auf den kalten Metallriegel.
    Sie zog daran, aber der Riegel bewegte sich nicht. Sasha wandte mehr Kraft auf, rieb sich die Knöchel an dem rauen Holz auf und erreichte nichts. Nach fünf Minuten Mühen war sie außer Atem, sackte hilflos gegen die Tür und musste die Tränen der Frustration zurückdrängen.
    «Amelia», flüsterte sie, kaum bewusst, was sie sagte. «Bitte, Amelia, hilf mir.»
    Sie schalt sich selbst töricht und schämte sich ihrer Einfalt wegen, aber sie versuchte es trotzdem noch einmal. Sie atmete tief durch, umklammerte den Riegel mit beiden Händen und presste dagegen.
    Fast wären die Tränen doch noch gekommen, aber dann wären es Freudentränen gewesen, denn der Riegel gab nach, und die schwere Holztür öffnete sich langsam nach draußen.
    Sasha trat in die kühle Spätseptemberluft und schüttelte sich. Kein Wunder, dass die Tür immer geschlossen blieb, dachte sie, denn man wusste nicht, wohin man treten konnte: Sie stand auf einem privaten Friedhof, gesäumt von Bäumen und dichtem Gebüsch, und um die Ecke konnte sie eine

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