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Unsterbliche Lust

Unsterbliche Lust

Titel: Unsterbliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thornton
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hatte, dass sie sich verdutzt zum Eingang wandte, wo sie einen braunen Pferdeschwanz sah, der teilweise den Kragen des maßgeschneiderten dunkelblauen Anzugs verdeckte. Sasha kam von der Treppe zurück und ging dem Mann nach. Vielleicht konnte sie ihn unter einem Vorwand einen Moment lang aufhalten, bevor er das Hotel verließ und von einem wartenden Taxi geschluckt wurde.
    Er drehte sich um und warf ihr ein wissendes Lächeln zu. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Sie blieb stehen und sah, wie ihr Geliebter der vergangenen Nacht – wenn er es denn tatsächlich war – sich an andere Männer in dunklen Anzügen wandte, und dann gingen sie im Pulk aus dem Hotel und waren verschwunden.
    Sasha kicherte wie ein junges Mädchen vor sich hin, machte kehrt und ging die Treppe hoch. Als sie außer Atem von der Anstrengung in ihr Zimmer trat, blieb sie enttäuscht in der Tür stehen. Sie sah sich rasch um.
    O nein, jammerte sie stumm. Nicht das Kleid!
    Aber es war leider wahr. Kleid, Schuhe, Korsett, selbst das alberne winzige Taschentuch und das Band für ihre Haare waren verschwunden, und natürlich auch die silbernen Schuhe und die schwarze Augenmaske.
    Niedergeschlagen starrte Sasha auf den leeren Sessel,in den sie die geborgten Kleider gelegt hatte. Sie registrierte kaum, dass ihr Bett schon gemacht und das Zimmer gelüftet worden war. Auf der Frisierkommode stand auf einem Stapel neuer Handtücher ein kleines Körbchen mit Schokolade und frischem Obst.
    Nicht mal die Schuhe haben sie mir gelassen, bedauerte Sasha sich selbst. Hätten sie mir nicht wenigstens die Schuhe lassen können? Wer wird mir jetzt glauben, wenn ich davon erzählen will, was mir auf dem Ball widerfahren ist? Ich kann mit nichts beweisen, dass ich wirklich dort war.
    Hastig begab sie sich auf die Suche nach der Einladung mit der geschwungenen Schrift, aber sie konnte sich nicht mehr erinnern, ob sie die Karte mit zum Ball genommen oder im Zimmer zurückgelassen hatte.
    Ihre ungestüme Suche verlief ergebnislos, und so verließ Sasha nach einer halben Stunde traurig ihr Zimmer und ging zum Aufzug. Sie wollte das Hotel auf eigene Faust erforschen, um den geheimnisvollen Ballsaal wiederzufinden.
    Sie drückte auf den untersten Knopf in der Aufzugskabine, und der Lift brachte sie hinunter ins Untergeschoss des Gebäudes. Aber als sie ein paar Minuten später aus der Kabine trat, die mit einem Krachen aufgesetzt hatte, war sie wütend – wenn auch nicht überrascht   –, dass sie im Keller des Hotels gelandet war. Keine Spur von der Eleganz des Flurs, in dem der Aufzug sie gestern abgesetzt hatte.
    Dies war offenkundig der Bereich des Hotels, den die Gäste nicht zu sehen bekommen sollten; ein vorbeilaufender Kellner beäugte Sasha misstrauisch und schüttete den Inhalt eines Eimers in einen großen Müllcontainer.Sasha konnte die scharfen Reinigungsmittel aus der Wäscherei riechen und hörte das Dröhnen von Maschinen.
    Enttäuscht fuhr sie mit dem Aufzug wieder hoch. Aber sie würde nicht so leicht aufgeben. Sie schritt durch die Hotelhalle, schaute sich um und hatte plötzlich
die
Idee. Sie hatte noch nicht in der Hotelbibliothek gestöbert, hatte auf dem Weg zum Frühstück aber mal kurz hineingeschaut. Das wäre ein geeigneter Ort, um meine Nachforschungen fortzusetzen, dachte Sasha.
    Sie betrat den Raum, in dem es nach Holz und Leder roch, und schaute sich um. Die Wände waren mit dunklen Eichenpaneelen verkleidet, vor den Fenstern hingen schwere Damastvorhänge, und ein halbes Dutzend Ledersessel, Sitzflächen und Rücken speckig geworden, lud zum Lesen ein – aber es gab keinen Leser. Dabei hatten die vollgefüllten Regale rundum eine Menge zu bieten.
    Entschlossen schritt Sasha an den Regalen vorbei, obwohl sie nicht wusste, wonach sie suchen sollte. Aber wenn sie es sah, würde sie es erkennen.
    Ein Teil einer Regalwand war offensichtlich nur Attrappe. Die Bücher waren innerhalb des Regals befestigt und konnten nicht herausgenommen werden, genau wie im Aufzug, dachte Sasha aufgeregt.
    Während es im Aufzug noch eine Erklärung dafür geben mochte (da dienten die Bücher eher als origineller Wandschmuck, und außerdem sollte niemand verleitet werden, auf preiswerte Art ein Buch mit nach Hause zu nehmen), schien eine solche Erfindung in einer Bibliothek geradezu absurd zu sein, denn dort standen Bücher, damit man sie lesen konnte.
    Der Attrappenteil der Regalwand stand weiter zurück, fiel Sasha jetzt auf. Sie nahm an, dass die meistenBesucher

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