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Unsterbliche Lust

Unsterbliche Lust

Titel: Unsterbliche Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thornton
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die junge Hotelangestellte lächelte gewinnend. «Wir hoffen, dass es Ihnen bei uns gefallen hat, Miss Hayward, und wir würden uns freuen, Sie bald wieder begrüßen zu dürfen.» Während sie darauf wartete, dass man ihr den Mietwagen brachte, schaute sie zu den Zinnen und Wasserspeiern hoch, und sie fragte sich, welche Abenteuer auf der nächsten Etappe ihrer Nachforschungen auf sie warteten.
    Nervös war sie nicht, eher aufgeregt, und als sie sich hinters Steuer setzte, flüsterte sie: «Weine nicht mehr, Amelia, ich werde Johnny für dich finden.»
     
    Den Rest des Tages verbrachte Sasha hinter dem Steuer. Sie fuhr auf der M1   Richtung Norden, und als sie London hinter sich gelassen hatte, konnte sie das Gaspedal durchdrücken. Sie hatte sich einen Zettel mit bestimmten Ortsnamen und Straßenbezeichnungen erstellt, der ihr hilfreich war, als sie auf die A1 wechselte. In Leeds musste sie tanken, und am frühen Abend hatte sie die Moorlandschaft erreicht, deren geheimnisvolle, düstereStimmung Sasha an die Bücher der Geschwister Brontë erinnerte.
    Als sie in einer kleinen Stadt namens Helmsley eintraf, begann es dunkel zu werden, und Sasha wurde nervös – allein als Frau mit einem Mietwagen unterwegs in einem fremden Land, das waren keine guten Voraussetzungen für ein entspanntes Autofahren. Sie fuhr einige Gasthäuser an und erkundigte sich nach Hopewell.
    Sie hatte kein Glück. Niemand hatte je von einem solchen Ort gehört. Entmutigt fuhr sie weiter, tiefer ins Moor hinein, allmählich hungrig und beunruhigt. Sie nahm sich vor, noch eine Viertelstunde zu fahren, dann würde sie die erstbeste Gelegenheit zum Übernachten wahrnehmen.
    Sie hatte kaum diesen Beschluss gefasst, als ihre Scheinwerfer ein kleines weißes Schild, versteckt hinter den herabhängenden Ästen eines Baumes, aus der Dunkelheit rissen –
Hopewell 5   Meilen.
    Sasha konnte ihr Glück kaum fassen, sie drückte das Gaspedal durch und wäre in der Dunkelheit um ein Haar in eine Schafherde gerast, die gemütlich quer über eine Straße trottete. Sie fluchte, weil sie Zeit verlor, denn sie konnte es kaum erwarten, endlich in Hopewell zu sein. Dann las sie auf einem großen Plakat die Ankündigung eines Dorffestes in Hopewell, und sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug.
    Sasha fuhr vorsichtig über die gewundene, schmale Straße, die steil bergan führte. Die ersten Häuser standen dicht am Weg. Sie war seit mehr als sechs Stunden unterwegs, ihr Hintern war wund, ihre Knochen waren steif, und sie hatte Hunger. Sie lechzte nach einer heißen Suppe und einem kalten Bier.
    Sie sah das Schild eines Gasthauses, riss das Steuer herum und fuhr darauf zu. Swan and Rose hieß der Pub, und auf einem anderen Schild neben dem Parkplatz hieß es, dass Zimmer frei waren. Ungeduldig parkte sie ihr Auto und rannte fast zum Eingang.
    Der erste Raum, in den sie trat, war voller Rauch, die Musik spielte laut, und in der Mitte stand ein Billardtisch. Sie ging weiter in den Pub und sah eine junge, rothaarige Frau hinter der Theke stehen. Sie zapfte Bier, zählte Wechselgeld ab und unterhielt sich gleichzeitig munter mit einer Handvoll Gäste am Tresen.
    «Entschuldigen Sie.» Sasha hüstelte, um auf sich aufmerksam zu machen. Als die Frau sie fragend ansah, wollte Sasha wissen: «Haben Sie ein Zimmer für mich?»
    Die Wirtin hielt in der Bewegung inne und starrte sie einen Moment an, und auch die Gäste wandten sich Sasha zu und starrten, wahrscheinlich, weil sie eine Frau war – und dann auch noch eine mit amerikanischem Akzent.
    «Fünfundzwanzig Dollar die Nacht, einschließlich Steuer und Frühstück», sagte die Wirtin prompt. «Wie viele Nächte wollen Sie bleiben?»
    «Nur diese eine», antwortete Sasha rasch. Sie fühlte sich nicht sehr behaglich in diesem Pub. Sie spürte, dass sie nicht hierhingehörte.
    Einsamkeit überkam sie, während sie darauf wartete, dass die Frau ihr den Schlüssel für ihr Zimmer brachte. Sie hielt sich noch keine achtundvierzig Stunden in diesem Land auf, und nun war sie irgendwo in der Wildnis, in einem Dorf, das auf keiner Karte verzeichnet war und das man in einer halben Stunde Entfernung nicht einmal kannte.
    Und was wollte sie hier? Sie folgte der klagenden Bitte einer jungen Frau, die vor über 250   Jahren gestorben war – und warum sie das tat, hätte sie selbst nicht sagen können.
    Das Absurde an dieser Situation trieb ihr fast die Tränen in die Augen, aber dann stellte die Wirtin ihr einen halben Liter

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