Unsterbliche Sehnsucht
nicht erst vorgestellt zu werden, um zu erkennen, dass es sich um Jäger handelte. Und ebenso offensichtlich waren sie keine Menschen.
Während einer der Kerle eine Frau auf zwei andere Mitarbeiter zuschubste, kam noch ein fünfter durch das Loch herein. Seine Flügel wogten, als er auf dem Fußboden landete, und eine Stoßwelle ungezügelter Kraft schien von ihm auszugehen.
Oh ja, sie hatte ganz eindeutig Ärger am Hals.
Sie ging ihre Möglichkeiten durch, überlegte, wie viele ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiter und Studenten sich wohl gerade im Labor befanden.
Unglücklicherweise gab sie in ihrem Büro eine leichte Beute ab. Sobald sie einen Schritt aus der Tür machte, würden die Männer sie sehen. Vielleicht hätte sie Glück und könnte in einem unerwarteten Moment entwischen, doch darauf wollte sie sich nicht verlassen. Zudem sammelte sich, obwohl aus der antiquierten Sprinkleranlage des Gebäudes unermüdlich weiter Wasser auf die Flammen rieselte, immer mehr Rauch in ihrem Büro. Es war zwar keine lebensbedrohliche Lage – noch nicht zumindest –, doch sie konnte auch nicht ewig an Ort und Stelle verharren.
Stimmen hallten von den Wänden des Labors wider, Glas knirschte unter schweren Stiefeln. Vor ihrem Büro schluchzte jemand, ein Mann schrie. Sie erkannte die Stimme, sie gehörte Brad.
Die Abtrünnigen trieben ihre Studenten zusammen.
Ein herrliches Gemetzel – Cuthah öffnete seine Sinne und sog den köstlichen Cocktail an Gefühlen ein. Er brauchte diese emotionale Droge nicht so sehr wie die Gefallenen, doch im Grunde war es, als behauptete man, er sei jemand, der nur in der Freizeit Rauschmittel konsumierte, und kein schlimmer Abhängiger. Er konnte es sein lassen, aber warum sollte er? Das hier bereitete ihm schlicht und einfach Vergnügen. Stärker denn je stand er in der Universität von M City an vorderster Front. Dort, wo die zuletzt gefundene Seelenverwandte der Gefallenen ihr Labor hatte. Ihr Beschützerinstinkt war ihm nicht entgangen – ebenso wenig, wie er ihre Dickköpfigkeit unterschätzt hatte. Sie war vor einer Stunde aus dem G2 gestürmt, als hätte jemand ihr Feuer unter ihrem hübschen Hintern gemacht.
Und da sie nicht zurück in ihre Wohnung gegangen war und nirgendwo sonst hinkonnte, hatte Cuthah vermutet, dass sie das Naheliegende tun würde, und zwar in ihr Labor an der Uni zu fahren.
Er hatte nur dort auf sie zu warten brauchen, dann trat Teil zwei seines Plans in Kraft. Jede Wette, dass Nessa St. James immer noch voll und ganz ein Mensch war, selbst nach ihrer gefährlichen Begegnung mit den Gefallenen. Es würde ihr ganz und gar nicht schmecken, dass sich ihre Studenten in seiner Gewalt befanden. Cuthah war sich sogar sicher, dass sie ihn wahrscheinlich schon aus Prinzip verfolgte.
Sie zöge eine kleine Such- und Rettungsaktion ab und er hatte auch schon die perfekte Willkommensfeier für sie vorbereitet. Ebenso wenig wie die Studenten an ihrer Universität würde sie wissen, was da gerade mit ihr geschah. Es gab keinen besseren Weg, sie aus den schützenden Armen ihres Dämons wegzulocken, fand er.
Mitgefühl … Damit bekam man die Menschen immer.
Der neue Zugang zu ihrem Labor, den er geschaffen hatte, würde sich noch in vielerlei Hinsicht als nützlich erweisen. Warum sich mit den Treppen abplagen, wenn eine Explosion seinen Zwecken viel besser diente? Er klappte seine Flügel ein und sah sich im Raum um. Die Magie kribbelte auf seiner Haut, als seine Schwingen wieder in das Tattoo auf seinem Rücken zurückglitten.
Das Labor war nichts Besonderes und es gab dementsprechend auch nicht viel zu sehen. Natürlich hatten seine Jungs ein höllisches Durcheinander angerichtet. Das zerbrochene Glas, die zusammengestürzten Regale und die Brandflecken machten ziemlich Eindruck. Ein herrliches Chaos, aber die Geiseln waren das i-Tüpfelchen. Trotz der frühen Morgenstunde hatten sich drei von Professor St. James’ Assistenten bereits im Gebäude befunden. Er war fest davon überzeugt, dass sie das nun zutiefst bereuten. Zwei Mädchen und ein Junge. Sie schienen im Großen und Ganzen unverletzt zu sein, auch wenn der Junge ein angeknackstes Handgelenk und eine Schramme am Kinn davongetragen hatte. Er hätte besser nicht versuchen sollen, es mit den Abtrünnigen aufzunehmen, doch anscheinend gaben sich die Menschen dem Adrenalinrausch hin und schalteten erst später ihr Gehirn ein.
Sehr viel später.
»Meine Damen und Herren«, begann er, und die Menschen hoben
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