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Unsterbliche Versuchung 2

Unsterbliche Versuchung 2

Titel: Unsterbliche Versuchung 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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begutachtete sie skeptisch und musterte mich von Kopf bis Fuß.
„Soso.“ Er nickte anerkennend. „Sie sehn nich´ aus, als hätten Sie genug Zaster, um die Behandlung zu bezahln.“ Er drehte die Kreditkarte ein weiteres Mal in seiner Hand. „So kann man sich täuschen, wa?“
Eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang tauchte einer der Ärzte auf. Er verzog unglücklich das Gesicht und wischte sich nicht vorhandenen Schweiß von der Stirn.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ein unerträglich fetter Kloß blockierte meine Luftröhre. Jetzt war ich diejenige die nach Atem rang. Er legte mir eine Hand in den Rücken und deutete auf eine Reihe von Sitzplätzen am anderen Ende der Halle. Zögernd ging ich darauf zu, setzte mich jedoch nicht.
„Mr. Jenks ist in keiner sehr guten Verfassung, Mrs. Jenks?“
„Jones. Wir sind keine …“
„Verstehe.“ Er räusperte sich kurz. „Mrs. Jones. Wissen Sie, wie ich seine Familie erreichen kann? Es ist wirklich wichtig, dass sie über seinen derzeitigen Zustand informiert werden.“
„Wird er … sterben?“
Ich spürte wie meine Stimme versagte. Ich hatte diesem Kerl doch nicht vor zwanzig Jahren das Leben gerettet, nur damit er jetzt an einer verdammten Herzerkrankung starb.
„Darüber darf ich Ihnen leider keine Auskunft geben. Ich muss erst mit seiner Familie sprechen.“
„Sie machen Witze?“ Ich beäugte ihn verärgert. „Ich werde doch wohl erfahren dürfen, was mit ihm nicht stimmt! Ich habe ihn hergebracht!“
„Und das verdient großen Respekt, Mrs. Jones, aber alles hier unterliegt der Schweigepflicht. Ich darf nur engsten Angehörigen Auskunft erteilen. Es tut mir leid!“
„Aber …“
Er schüttelte müde den Kopf. „Es tut mir leid!“ Dann stand er auf und ließ mich einfach zurück. Völlig fassungslos starrte ich auf meine Hände.

Mit einem Päckchen Schokolade bewaffnet, Nervennahrung für den Sterblichen, marschierte ich in Tomas Krankenzimmer.
Weiß Gott, warum ich davon überzeugt gewesen war, dass er mich willkommen heißen würde. Ich hatte ihm das Leben gerettet. Er würde dankbar sein und ich wollte ihm die Möglichkeit geben, mir genau das zu sagen – Danke! Und um die richtigen Sätze zu formen hatte ich ihm ein paar Tage Zeit gegeben.
Als ich jedoch vor seinem Krankenbett stand, schlug mir reine Verachtung entgegen.
Sein hasserfüllter Blick ließ mich unsicher zurückweichen.
Er sah furchtbar aus. Sein Gesicht war schmaler als sonst. Die Wangen- und Kieferknochen traten scharf hervor. Die makellose, leichenblasse Stirn glänzte vom Schweiß. Das Blut war aus seinen Lippen gewichen, die er zu einem dünnen Strich zusammengepresst hatte. Kurz hob er den zitternden Arm und strich sich das schweißnasse Haar aus der Stirn.
„Du lebst.“ Mehr wollte mir nicht einfallen.
Ich war es nicht gewohnt, so angesehen zu werden. Was zum Geier hatte ich denn verbrochen?
„Was willst du hier?“
Seine barsche Frage warf mich völlig aus der Bahn. Etwas verdutzt schob ich die winzige Pralinenpackung zurück in meine Handtasche und schloss unbemerkt den Reißverschluss. Auf einmal war ich mir ganz sicher, dass er die feinste Schokolade Bostons nicht annehmen würde, aus welchem Grund auch immer.
Eine Krankenschwester riss die Zimmertür auf, quetschte sich an mir vorbei und inspizierte den Monitor, der über dem Bett montiert worden war. Unzählige Kabel schlängelten sich daran hinab bis unter Tomas Bettdecke. Ein metallener mannshoher Ständer thronte neben seinem Bett, an dem eine Flasche falsch herum angebracht worden war. Durchsichtige Flüssigkeit tröpfelte in einen Schlauch, der zu seiner verbundenen linken Hand führte.
„Sie sollten Aufregung vermeiden, Mr. Jenks.“ Sie warf mir einen vielsagenden Blick zu. Plötzlich kam ich mir wie eine Idiotin vor. Wie hatte ich nur glauben können, dass sich irgendjemand in diesem verdammten Krankenhaus über meinen Besuch freuen würde? Selbst der blöde Hausmeister hatte mich angesehen, als wollte er mir seinen Wischmob über den Schädel ziehen. Dabei war ich ganz normal angezogen. Ich trug kein auffälliges Makeup und legere Klamotten. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass sie alle spürten, dass ich nicht in ihre Welt gehörte.
Die Krankenschwester verschwand wieder. Vorher jedoch musterte sie mich eindringlich und schüttelte leicht den Kopf. Stirnrunzelnd sah ich ihr nach.
„Deine Existenz ist nicht gerechtfertigt!“, hörte ich Toma leise sagen.
„Bitte?“
„Du solltest hier nicht stehen.“

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