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Unsterbliche Versuchung 2

Unsterbliche Versuchung 2

Titel: Unsterbliche Versuchung 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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die sogar haargenau die Sternenbilder wiedergaben, die man nachts von dieser Seite der Welt aus am Firmament sehen konnte. LEDs? So alt konnte das hier alles aber nicht sein.
„Das ist wirklich hinreißend.“ Jules strahlte bis über beide Ohren und beäugte nun noch faszinierter die kleine Welt vor sich. Ich hingegen hatte mich wieder abgewandt, war in die Knie gegangen und strich mit dem Finger über den Karton, aus dem der schwache Blutgeruch in meine Nase drang. Ich zögerte. Wollte ich wirklich wissen was sich darin befand? Vielleicht nur eine Bluse mit einem Blutfleck darauf, weil die Person, der sie gehört hatte, plötzlich Nasenbluten bekommen hatte, sich aber einfach nicht von dem Kleidungsstück trennen wollte. Vielleicht auch eine kleine Schachtel mit Zähnen? Ich hatte mal ein Gespräch in einer Bar mit angehört, in der ein Mann stolz vom ersten ausgefallenen Zahn seines Sohnes sprach, den sie niemals wegwerfen würden. Vielleicht lag in dieser Schachtel ein Zahn von dem kleinen Babydan und die Klamotten gehörten seiner Mutter?
„Was hast du da?“ Ich zuckte erschrocken zusammen und zog die Arme wieder zurück.
„Nichts. Lass uns einfach wieder abhauen. Ich will wirklich keinen Ärger riskieren.“
„Ist das Blut?“
Verdammt! Meine Einwände waren nur schwach. Jules befreite die unterste Kiste von den übrigen, in denen ich nicht so schamlos herumgewühlt hatte und Dans Privatsphäre einfach ignorierte. Ich brannte genauso darauf, zu erfahren was sich darin befand, wie sie. Zugegeben hätte ich das natürlich niemals.
„Ein Tagebuch und ein … urks … ziemlich gruseliger Teddybär.“ Zwischen Daumen und Zeigefinger zog sie einen ordentlich mitgenommenen, dunkelbraunen Teddy am Stoffohr aus der Kiste. Das weiße Füllmaterial quoll aus herausgerissenen Nähten am Hals und an den Beinen hervor, ein Auge fehlte und an einigen Stellen war der Plüschstoff verklebt und krustig. „Das ist Blut.“ In sicherem Abstand hielt sie den Teddy von sich und schnupperte erneut. „Und gar nicht mal so wenig.“ Schulterzuckend griff sie nach dem Tagebuch, mit dem graukarierten Einband, auf dem in kursiven Lettern
Diary
    stand, und blätterte wahllos darin herum. „Was für eine Sauklaue! Sieh dir das mal an! Das muss von deinem kleinen Dan sein. So schreiben nur Männer.“ Stirnrunzelte blätterte sie durch die Seiten. „Meine Güte. Das kann ich ja überhaupt nicht entziffern.“
Doch die grausame Krakelschrift war es nicht, die mein Herz zum Rasen brachte, sondern die Tatsache, dass sich jemand an dem Buch vergangen und auf fast jeder Seite irgendetwas herausgerissen hatte. Meist oben rechts, vermutlich das Datum. Manchmal waren mitten im Text große freie Flächen, mit einem Loch im Papier, dort hatten wahrscheinlich Fotos geklebt. Jules drückte mir kopfschüttelnd das Buch in die Hand. „Keine Ahnung was da steht. Das ist sicher nicht mal Englisch!“
Wahllos blätterte ich in den Seiten und versuchte das schlechte Gewissen zu verdrängen. Wie würde ich mich wohl fühlen, wenn zwei Wildfremde in meinen Geheimsten Gedanken lasen, ohne mich vorher um Erlaubnis zu fragen? Ich klappte das Buch zu und legte es zurück in die Pappschachtel. Da fiel mir ein zusammengeknülltes Stück Papier auf, das auf dem Boden lag, von dem ebenfalls der Geruch von altem Blut herrührte. Jules inspizierte unterdessen neugierig die anderen Kisten und ließ sich lautstark über den miesen Modegeschmack der Frau aus, der die Sachen gehört hatten.
Meine Nackenhaare kribbelten verräterisch. Mein Puls schnellte nach oben. Der Schweiß brach mir aus. Vorsichtig entfaltete ich die einzelne Seite und erschrak zutiefst. Der Text war so gut wie kaum lesbar. Riesige dunkelrote Blutstropfen hatten die dunkle Farbe der Schrift verdeckt - ungewöhnlich viele Blutstropfen. Dennoch waren die kleinen Worte zu Beginn der Seite klarer und ich hatte keine Probleme, das zu entziffern, was vom Text geblieben war.
… blutete an der Schulter. Aber sie weigert sich zum Arzt zu gehen.
Heute Morgen war Mum … komisch. Sie … Angst. Wieso … Dad? Wo bleibt er? Warum … endlich nach Hause?
… schrei … sie ist wütend …
…im Bad versteckt …
    Plötzlich werden die Sätze wieder zu der krakeligen Handschrift, die ich bereits aus dem Tagebuch kannte und mir wurde schlecht. Die Blutstropfen verliefen von rechts unten, nach links oben. Als hätte jemand ausgeholt, um den Verfasser dieses Textes ernsthaft zu verletzten. Was ihm am Ende ja

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