Unsterbliches Verlangen
sie spüren, wie das Ding in ihr alles Leben aus ihr sog.
Stattdessen nahm sie sich ein extragroßes Stück Schinken. Teufel noch mal, sie würde essen! Wenn der Krebs ihr die Kraft rauben wollte, sorgte sie eben dafür, reichlich davon vorrätig zu haben.
Sie unterhielten sich über profane Dinge, Alltägliches, ihren Vater und den neuesten Klatsch aus der Nachbarschaft. Die Atmosphäre war heiter, und sie plauderten und lachten viel.
Dann, als sie bereits beim Tee waren, sah Caroline plötzlich unsicher zu Pru.
»Kleines, darf ich dich etwas fragen, auch wenn du es vielleicht für impertinent hältst?«
Pru lachte. »Sind deine Fragen das nicht immer?«
Caroline lächelte nur verhalten, wohingegen Georglana und Mattie kicherten.
»Wie du weißt, habe ich ziemlich viel über Vampire gelesen.«
»Morbide!«, hustete Georgiana übertrieben laut, und wieder kicherten alle bis auf Caroline. Deren Vorliebe für Horrorgeschichten war allgemein bekannt.
Nun aber bedachte sie ihre jüngere Schwester mit einem Blick, der einen ganzen Teich hätte zum Gefrieren bringen können. Georgiana hatte eindeutig einen wunden Punkt getroffen. »Wenigstens lese ich überhaupt.«
Auch damit brachte sie ihre Schwestern bloß zum Lachen, und Georgiana verdrehte die Augen. Pru aber schüttelte den Kopf und wandte sich wieder Caroline zu. »Was ist mit Vampiren, Caro?«
Nervös fingerte Caro an ihrer Teetasse und runzelte die Stirn. »Soweit ich gelesen habe, können sie Menschen in Vampire verwandeln, indem sie ihnen ihr Blut aussaugen und es durch ihr eigenes ersetzen.«
Lügen war zwecklos. »Scheint so, ja.«
Caroline räusperte sich und sah Pru unsicher an. »Macht Chapel das mit dir?«
»Caroline!«, rief Matilda entsetzt.
Pru ignorierte ihre älteste Schwester. Matilda benahm sich, als ginge es sie nichts an oder als wäre es grauenvoll, auch nur daran zu denken. Dabei war es Carolines gutes Recht, solch eine Frage zu stellen. »Nein, Caro, macht er nicht.«
Aber Caroline war noch nicht fertig. Sie beugte sich vor. Offenbar fürchtete sie, jemand könnte ins Zimmer kommen und sie hören. »Wird er es noch tun?«, flüsterte sie.
Pru hielt es für das Beste, bei der Wahrheit zu bleiben, und hob ihre Teetasse an die Lippen. »Nein. Er sagt, er wolle mich nicht verfluchen.«
»Verfluchen heißt, dich zu einer Kreatur wie ihm zu machen?« Matilda erschauderte. »Eine Kreatur, die Menschenblut trinkt.«
»Er ist keine Kreatur!«, wies Pru ihre älteste Schwester streng zurecht. »Er unterscheidet sich gar nicht so sehr von uns anderen.«
Matilda zog eine ihrer roten Brauen hoch. »Er ist ein Vampir, Prudence. Ob es dir gefällt oder nicht, das unterscheidet ihn sehr wohl von uns.«
Da hatte sie nicht unrecht. »Dennoch ist er uns in den wesentlichen Dingen gleich. Vergessen wir nicht, dass er uns allen das Leben gerettet hat.«
»Nein, das vergesse ich nicht«, erwiderte Matilda. »Und ich werde ihm dafür den Rest meines Lebens dankbar sein. Ich will Mr. Chapel doch gar nicht angreifen, meine Liebe. Mir geht es lediglich darum, dass du nicht glauben solltest, wie er zu sein würde alles wieder richten.«
»Ich glaube nicht, dass wie er zu sein alles >richtet<.« Nicht alles, aber das meiste.
Nun mischte Georgiana sich ein. »Würdest du denn wie er sein wollen?«
O Gott! Offenbar sollte das eine längere Unterhaltung werden. Seufzend stellte Pru ihre Teetasse wieder ab. »Ich weiß es nicht. Der egoistische Teil von mir will nichts lieber als leben, und gleichzeitig kann ich mir nicht vorstellen, für immer weiterzuleben, während meine Familie ...« Sie konnte den Satz nicht beenden. Der Gedanke, dass sie ewig jung bliebe und mitansehen würde, wie ihre Schwestern alterten und starben, war zu quälend. Sie wollte sie nicht verlieren.
Caroline rieb sich den Bauch und blickte auf die kleine Wölbung, als könnte sie direkt hineinsehen. »Aber du wärst immer da, falls mein Kind dich braucht oder dessen Kinder und Kindeskinder.« Mit tränenglänzenden Augen blickte sie auf. »Der Gedanke gefällt mir.«
Georgiana machte große Augen vor Staunen. »Du würdest immer einen Teil von uns bei dir haben, indem du die nächsten Generationen heranwachsen sähest.«
Matilda überlegte, und auch ihr kamen die Tränen. »Unsere Ururenkel würden durch Pru von uns erfahren. Sie könnte ihnen alles erzählen. Gütiger Himmel, daran habe ich überhaupt nicht gedacht!«
»Und sie könnte sie schützen«, fügte Caroline
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