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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katryn Smith
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lebendig, und es fing das Licht ein wie glühende Kaminscheite oder besonders feine Seide.
    Er zog noch eine Nadel aus ihrem dicken Haarknoten. »Ich habe dir schon vieles erzählt.«
    Ohne die Augen zu öffnen, lächelte sie. »Nicht alles aus sechshundert Jahren.«
    Nun lächelte er ebenfalls, auch wenn sie es nicht sah. »Nein, vermutlich nicht. Würdest du mir glauben, dass es da nicht viel zu erzählen gibt?«
    »Ja.«
    Ihre Impertinenz brachte ihn zum Lachen. ja, immer wieder brachte Pru ihn zum Lachen und ließ ihn Freude empfinden. »Kleine Hexe! Was möchtest du wissen?«
    »Standest du deiner Familie nahe?«
    »Sehr sogar.« Bis heute erinnerte er sich an ihre Gesichter, ihre Stimmen, ihre kleinen Eigenarten, selbst nach so langer Zeit.
    Als sie nun die Augen öffnete, kam ihr Blick ihm ungewöhnlich düster vor. »Es muss schmerzlich gewesen sein, sie altern und sterben zu sehen.«
    »Ja.« Er würde sie nicht belügen. »Aber es war auch faszinierend, die nachfolgenden Generationen heranwachsen und leben zu sehen.«
    »Wird es dadurch einfacher?«
    »Nicht wenn es geschieht, doch der Schmerz wird mit der Zeit weniger. Wenn ich heute an sie denke, empfinde ich nichts als Zuneigung.«
    »Aber du sagtest mir, die Menschen sterben zu sehen, die du liebtest, wäre mit das Schlimmste für dich gewesen.«
    »Ja, und das wird es auch immer sein. Aber der Schmerz ist unserer, Pru, nicht der unserer Verstorbenen. Und er muss nachlassen, oder wir werden verrückt.«
    Das schien sie vorerst zufriedenzustellen. Sie verstummte und dachte darüber nach. Vielleicht sollte er nicht so offen zu ihr sein. Es könnte die Vorstellung, ein Vampir zu werden, noch reizvoller für sie machen. Sie begriff ja nach wie vor nicht, was es wirklich bedeutete. Für sie war es vor allem ein Weg, dem Sterben zu entkommen.
    Genauso hatte er damals den Blutgral gesehen - als ein Mittel, das aufzuschieben, wovor er sich fürchtete.
    »Hast du Angst vor dem Sterben?«
    Entweder konnte sie seine Gedanken lesen, oder sie beide dachten sehr ähnlich.
    »Manchmal«, gestand er. »An dem Morgen, als ich dich aus dem Keller holte, hatte ich Angst, ich könnte sterben, bevor ich die Chance gehabt hätte, dich noch einmal zu sehen.«
    Sie lächelte zaghaft. »Ich fürchtete, ich könnte sterben, bevor ich dich wiedersah. -Ich habe keine Angst vor dem Sterben, ich will es nur nicht so bald.«
    Er wusste nicht, was er sagen konnte, um es ihr leichter zu machen, also zog er stumm die letzte Nadel aus ihrem Haar und begann, die dichten Locken mit seinen Fingern zu entwirren, bis sie sich über seine Schenkel und das Sofa ergossen.
    Sie schloss wieder die Augen. » Mmm . Das fühlt sich gut an.«
    Da es ihr gefiel, machte er weiter und massierte ihr außerdem den Kopf. Sie seufzte, als er ihre Stirn mit kleinen kreisenden Bewegungen rieb.
    »Wie warst du, als du jünger warst?«
    Jünger bedeutete für ihn nicht mehr dasselbe wie einst. »Meinst du, als ich menschlich war?«
    »Das darfst du dir aussuchen«, antwortete sie schulterzuckend, die Augen immer noch geschlossen.
    Chapel überlegte einen Moment und versuchte, sich zu erinnern, wie er als junger Mann gewesen war. »Impulsiv, willensstark, arrogant.«
    »Tatsächlich?«
    »Warum so überrascht?«
    Wieder zuckte sie mit den Schultern. »Bloß weil du nichts mehr von alldem bist.«
    er nicht? »Ich kann es immer noch sein, nur anders.«
    Ihre Lippen formten sich zu einem sanften Lächeln. »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Das liegt am Grübeln. Es überdeckt alles andere.«
    »Du bringst mich zum Lachen.«
    Er grinste. Sie hatte eine Art, ihm Dinge zu sagen, die ihm niemand sonst je gesagt hatte. Und amüsant hatte ihn ohnehin noch keiner gefunden. »Du brauchtest nie wieder aufzuhören, wenn es nach mir ginge.«
    Ein schelmisches Blitzen funkelte in ihren Augen, als sie sie öffnete. »Aber wenn ich nie aufhöre zu lachen, kommen wir ja zu gar nichts anderem mehr.«
    Ihm wurde heiß, denn ihr Ton verriet deutlich, worauf sie anspielte. »Da würden wir Mittel und Wege finden.«
    Sie sah ihn liebevoll an. Was würde er nicht alles tun, damit diese dunklen Ringe unter ihren Augen verschwanden!
    »Vermisst du Marie manchmal?«
    Warum musste sie immerfort nach Marie fragen? Sie war eine schmerzliche Erinnerung, und bis heute plagten ihn von Zeit zu Zeit schreckliche Schuldgefühle. Aber vermisste er sie?
    »Ich weiß es nicht.«
    »Nicht?«, fragte sie verwundert. »Ich würde meinen, darauf

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