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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katryn Smith
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gibt es nur ein schlichtes ja oder Nein zu antworten.«
    »Würdest du meinen? Na gut, dann, ja, manchmal.« Das war keine besonders klare Antwort, doch eine ehrliche.
    »Bedauern?«
    Er massierte Pru mit dem Daumen zwischen den Augenbrauen. »Wegen Marie oder des Lebens an sich?«
    »Such es dir aus.«
    »Ja.« Mehr, als er sagen könnte.
    Sie zog beide Brauen hoch. »>Ja< wozu?«
    Wie neugierig sie war, dachte er lächelnd. »Zu beidem. Es gibt vieles, was ich in Bezug auf Marie bedaure. Und noch mehr bedaure ich in Bezug auf mein Leben, aber darum geht es nicht, oder?«
    Ihr einer Mundwinkel zuckte. »Nun, da erlebe ich doch zum ersten Mal die sagenumwobene gallische Unentschiedenheit aus nächster Nähe.«
    Chapel lachte. »Ich weiß nicht genau, was du von mir hören willst.«
    »Bloß die Wahrheit.«
    Die bekam sie doch. »Wenn ich dir die Wahrheit sage, scheinst du immer noch mehr zu wollen.«
    Auf einmal wurde sie sehr ernst. »Ich glaube, ich möchte wissen, ob es sich gelohnt hat.«
    »Was?«
    »Aus dem Kelch zu trinken. Ein Vampir zu werden.« Sie kräuselte die Stirn leicht, und er versuchte, die kleinen Falten mit den Fingern zu glätten. »Würdest du es wieder tun, wenn du die Wahl hättest?«
    Sein Gefühl sagte ihm, dass er verneinen sollte, aber er konnte nicht. Hätte er nicht aus dem Blutgral getrunken, wäre er nicht geworden, was er war, wäre er jetzt nicht hier. Er würde nicht in dieser warmen gemütlichen Bibliothek sitzen, mit dieser erstaunlichen Frau. Dann wäre er seit Jahrhunderten zu Staub zerfallen, getötet von dem Gift auf jener Klinge oder an Altersschwäche, wäre nicht für Philip in den Kampf gezogen.
    Er hätte Marie geheiratet, doch wären sie glücklich geworden? Sechshundert Jahre Weisheit sagten ihm, dass er nicht der richtige Mann gewesen war, um Marie zu geben, was sie gebraucht hätte. Und sie hätte ihm nie geben können, was er brauchte.
    »Ja«, antwortete er schließlich, »ich würde es wieder tun.«
    Er sah den Anflug eines Lächelns. »Das ist alles, was ich wissen wollte.«
    Verwundert betrachtete er sie. Er suchte nach einem Hinweis, jenem Anflug von Zufriedenheit, den er in ihrer Stimme gehört hatte, aber da war nichts. Und selbst wenn er noch einmal hundert Jahre lebte, er würde wohl kaum begreifen, was in ihrem Kopf vorging.
    Leider blieben Pru ohnehin keine weiteren hundert Jahre.
    »Wie geht das mit deinen Eckzähnen?«
    Oft erinnerte sie ihn mit ihren Fragen an ein wissbegieriges Kind. »Zumeist stecken sie im Kiefer und schieben sich heraus, wenn ich sie brauche - wie bei einer Schlange.«
    »Kannst du das von dir aus steuern?«
    »Ja.«
    »Zeig mal!«
    Er tat es und hoffte, sie würde nicht vollends entsetzt oder starr vor Angst sein. Doch Pru beobachtete staunend, wie seine Eckzähne sich verlängerten. Sie streckte sogar einen Finger aus und drückte damit gegen einen der Zähne.
    »Mit denen beißt du mich also.«
    Er zog die Zähne wieder ein. »Ja, mit denen.«
    »Ich würde auch gern solche Reißzähne haben.«
    »Warum?« Wieder eine Bemerkung, die er noch nie von jemand anders gehört hatte. Er fand nicht, dass sie sich das wünschen sollte, brachte es jedoch nicht übers Herz, es ihr zu sagen.
    »Weil ich mit ihnen genauso ein Teil von dir werden könnte, wie du ein Teil von mir bist.«
    Ihm brach das Herz. »Du bist ein Teil von mir, Pru!« Es war annähernd unmöglich, zu sprechen, solange ihm ein Kloß im Hals steckte. »Das wirst du stets sein.«
    Zärtlich strich sie ihm mit kühlen Fingern übers Kinn. Sie war so zerbrechlich, so gottverdammt zart. »Chapel?«
    »Ja, Liebste?«
    »Vergib mir diesen Wunsch, aber ich hoffe, dass es sehr lange dauert, bis dein Schmerz über meinen Verlust weniger wird.«
    Sie brachte ihn um. Das musste ihr doch klar sein, oder nicht?
    »Ich glaube, da kannst du dir sicher sein.«
    Er konnte ihr unmöglich gestehen, dass er wohl niemals über ihren Verlust hinwegkäme, denn dann müsste er auch zugeben, wie viel sie ihm bedeutete. Sie hatte ihn aus seinem Versteck gelockt, und er wusste nicht, wie er die Dunkelheit wieder ertragen könnte, nachdem sie fort war.
     

Kapitel 20
    Am nächsten Nachmittag ging es Pru besser, wenngleich sie sich nach wie vor recht müde fühlte. Wie gewohnt aß sie mit ihren Schwestern zu Mittag und verbrachte die Zeit danach mit ihrem Vater, der vorschlug, dass sie beide den schönen Tag nutzten und ein wenig herumfuhren.
    Freudig überrascht, bejahte Pru sofort und war noch

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