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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katryn Smith
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Lächeln ab. »Ich versichere Ihnen, Ihre Tugend ist bei mir sicher, Miss Ryland.«
    Ihre Mundwinkel zuckten leicht, weil er die Worte aus der Nacht zuvor wiederholte. »Das war nicht meine Sorge, Mr. Chapel. Meine Vorhänge sind offen. Ich lasse nicht zu, dass Sie meinetwegen leiden.«
    Leiden - er? Sie war beinahe ohnmächtig vor Schmerz und sorgte sich um ihn? Gott schütze diese Frau, deren Güte sich in sein Innerstes stahl wie eine Nadel unter seine Haut.
    »Lassen Sie mich runter!«, befahl Pru leise. »Von hier schaffe ich es allein ins Bett.«
    Er sah sie streng an und öffnete bereits die Tür. »Seien Sie nicht albern.«
    Doch sie zappelte und kämpfte in seinen Armen wie ein Spatz gegen einen Löwen. »Chapel, bitte!«
    Es war die verzweifelte Art, wie sie seinen Namen aussprach, die ihn innehalten ließ. Hier ging es nicht bloß um seine Sicherheit, sondern darum, was sie brauchte aus Gründen, die nur sie allein kannte. Sie wollte partout selbst in ihr Zimmer gehen, auf eigenen Füßen stehen und ihrem Schmerz trotzen.
    Warum? Was fehlte ihr? Das war nicht der Sturz gewesen. Etwas anderes musste ihn ausgelöst haben, und was es auch war, es machte sie unendlich wütend.
    Nun, das konnte er verstehen. Langsam und vorsichtig stellte er sie auf den Boden, hielt sie allerdings bei den Schultern, bis er sicher war, dass sie stehen konnte. Sie war gebeugt, strauchelte aber nicht, als er sie losließ.
    »Soll ich nach jemandem rufen?« So gern er auch fragen würde, was ihr fehlte, er konnte nicht. Es ging ihn nichts an, und wahrscheinlich wollte sie es ihm nicht sagen.
    Nein, verdammt, er wollte es gar nicht wissen! Ihm wurde bereits klar, dass dieser Zwischenfall mit der Gralssuche zu tun haben musste. »Verzweiflung«, das war es, was sie als Grund für ihre Suche genannt hatte. Er wollte nicht wissen, was sie so verzweifelt machte, denn was es auch sein mochte, er könnte es ganz gewiss nicht beheben.
    Und er wusste, wie Verzweiflung sich anfühlte.
    »Von hier komme ich allein weiter. Vielen Dank.« Sie sah so unsagbar verletzlich aus, als sie zu ihm aufblickte.
    Trotzdem nickte er nur und sah stumm zu, wie sie sich langsam und sichtlich unter Schmerzen von ihm abwandte, um die schwere Eichentür zu öffnen. Eine Brandwelle traf ihn, als der Tageslichtstrahl direkt auf ihn zielte. Die Sonne duldete Wesen wie ihn nicht in ihrem Reich. Er stolperte zurück in den Schatten, als wäre er gestoßen worden, während Pru, die ihn gar nicht beachtete, die Tür schloss.
    Und dann war er allein. Langsam richtete er sich wieder auf und trat den Rückweg zu seinem Zimmer an. Den Treppenaufgang passierte er in Lichtgeschwindigkeit, um weitere Sonnenattacken zu vermeiden.
    Schließlich war er wieder in der Dunkelheit seines Zimmers angekommen. Seine Haut brannte, und sein Herz war schwer vor Sorge um die außergewöhnliche junge Frau, die ihn anzog wie das Licht die Motte und die zugleich so weit weg und unberührbar für ihn war wie die Sonne selbst.

    Das Laudanum, das Pru gegen die Schmerzen einnahm, half ihr, den Rest des Tages zu verschlafen. Caroline bestand darauf, dass sie das Abendessen in ihrem Zimmer, in ihrem Bett einnahm, obwohl dies das Letzte war, was Pru wollte. Marcus kam abends zum Tee hinauf und brachte sie auf den neuesten Stand, was die Grabungen des Tages betraf. Sie trafen sich natürlich in ihrem Salon. Caroline mochte Pru ermutigen, sich unanständig zu verhalten, aber sie hielt sich dennoch an die Regeln des Anstands.
    Wenngleich Marcus ganz enthusiastisch war, wie weit sie in die Ruinen vordringen konnten, war der Höhepunkt von Prus Abend doch eindeutig die einzelne rote Rose, die in einer schmalen Vase neben ihr Bett gestellt wurde.
    »Die ist von Mr. Chapel«, verriet Georgiana ihr am nächsten Morgen, als Prus gesamte Aufmerksamkeit der vollendeten tiefroten Blüte galt. »Warum schickt er dir wohl ein solches Geschenk?«
    Pru wurde ganz warm ums Herz. »Weil er ein netter Mann ist?« Das war das Beste, was sie in ihrer geschwächten Verfassung zustande brachte. Wie sie es hasste, schwach zu sein! Einst konnte sie die ganze Nacht hindurch auf Londoner Bällen tanzen und am nächsten Tag gleich mittags zu einem Picknick aufbrechen. Heute schlief sie mehr, als dass sie tanzte, und erinnerte sich nicht einmal mehr an das letzte Mal, dass sie zu einem Picknick unterwegs gewesen war, an dem nicht nur ihre engste Familie teilgenommen hatte.
    » Hmm .« Georgiana sah sie prüfend an. »Ich frage

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