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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katryn Smith
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bereiten, sich wie ein Kammerdiener um Chapel zu kümmern - oder wie ein Vater.
    »Sie schien mir wohlauf, mon ami. Sie war bester Dinge, und außer einem Anflug von Erschöpfung konnte ich keinerlei Anzeichen von Krankheit an ihr ausmachen.«
    Chapel nickte und zupfte an seinen Manschetten. »Schön.« Dass Pru ein gravierendes Leiden plagen musste, ließ sich wohl nicht mehr leugnen, seit sie vor seiner Tür zusammengebrochen war. Solche Schmerzen erlebte man nicht einfach so.
    Zudem würde eine Krankheit erklären, warum sie unbedingt den Gral finden wollte. Und um ihretwillen hoffte er, dass sie ihn tatsächlich in dem Keller entdeckte.
    »Was ist, wenn sie den Heiligen Gral finden?«
    Molyneux' Blick begegnete ihm im Spiegel. Sein Lächeln wirkte geduldig, so wie man ein neugieriges Kind anlächelt, das etwas falsch verstanden hatte. »Der Gral ist nicht dort.«
    »Woher weißt du das?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es eben. Was immer sie in dem Keller entdecken, es wird nicht der Kelch Christi sein. Entsprechend hoffe ich nur, dass es auch nicht der Blutgral sein wird.«
    Die Vorstellung, dass Pru glauben könnte, den Kelch des Lebens gefunden zu haben, tatsächlich aber den der Verdammnis in Händen hielt, verursachte Chapel Übelkeit.
    »Wir dürfen sie auf keinen Fall daraus trinken lassen, ehe wir nicht sicher sind.«
    Molyneux strich ein letztes Mal mit der Bürste über Chapels Jacke. »Das versteht sich von selbst. Wir alle werden uns auf deine Augen und dein Gedächtnis verlassen müssen; meine sind nicht mehr, was sie einmal waren. Du wirst ihn doch erkennen, oui ?«
    Chapel betrachtete sein Spiegelbild. Sein Äußeres schreckte ihn nicht mehr so sehr wie früher. Dies war das Gesicht, das er seit Jahrhunderten sah, und es war seines.
    »Ich werde ihn erkennen«, schwor er. »Als könnte ich ihn je vergessen!« jede Erhebung, jeder Fehler und jeder fleckige Millimeter des Kelches hatten sich auf immer in sein Gedächtnis eingebrannt. Wie könnte er je das Gefäß vergessen, aus dem er so willig getrunken hatte, das ihn mit einem Fluch belegt und in die Verbannung verdammt hatte?
    Molyneux zupfte an den Schultern von Chapels Gehrock. Die leichte schwarze Wolle schmiegte sich perfekt an seinen Körper und bildete einen klaren Kontrast zu dem blütenweißen Hemd und der weinroten Krawatte. Vor sechshundert Jahren hätte er nicht einmal davon geträumt, sich so zu kleiden.
    »Miss Ryland denkt, sie werden die Tür zum Keller innerhalb der nächsten ein oder zwei Tage entdecken. Ich glaube, es ist eine Feier geplant. Wir müssen bereit sein.«
    Chapel wandte sich vom Spiegel ab. »Hoffentlich kann ich in der Nacht vorher hinein.«
    »Wir dürfen nicht hoffen«, erwiderte Molyneux stirnrunzelnd. »Du musst vorher hinein. Wir können nicht riskieren, dass Temple gefunden wird.«
    »Ich kann ihn hier nicht erspüren.«
    »Möglicherweise verhindert er das zu seinem Schutz.«
    »Ja, könnte sein.« Er wusste, dass es so sein könnte und wahrscheinlich auch war, aber er wollte sich lieber nicht vorstellen, dass Temple sich so vollständig abschirmen konnte - nicht vor ihm. Nein, er blieb bei der Überzeugung, dass Temple sich irgendwie bemerkbar machen würde, wäre er in der Gegend. Und selbst wenn er sich abschirmte, musste er doch Chapels Nähe bemerken, oder nicht?
    Molyneux klopfte ihm auf die Schulter. »Ich weiß, dass du nicht gegen ihn kämpfen willst, mon ami. Und ich bete, dass es nicht dazu kommt. Temple hat viel geopfert, um den falschen Gral zu schützen. Es wäre furchtbar, sollte er sich selbst auch noch opfern müssen.«
    Chapel blickte zur Seite. »Vor allem, sofern es ausgerechnet durch meine Hand geschieht.«
    Molyneux drückte ihm tröstend die Schulter. »Es war nicht deine Schuld. Du hast die anderen nicht gezwungen, von dem Kelch zu trinken.«
    »Nein.« Aber er war dumm genug gewesen, als Erster zu trinken, und er hatte gewusst, dass die anderen es ihm gleichtun würden. Sie hätten keinen von ihnen etwas auf sich nehmen lassen, ohne dasselbe Risiko einzugehen.
    Er würde gegen Temple kämpfen, wenn er musste, jedoch nur, falls es sich bei dem, was dort in dem Keller versteckt war, um den Blutgral handelte. Trotz allem, was Molyneux dachte, könnte der Schatz in diesem Hügel sehr wohl der sein, nach dem Pru suchte.
    Und das wollte er weiter hoffen, denn viel lieber sähe er den Triumph in Prudence Rylands Gesicht, als dass er gezwungen war, seinen ältesten Freund zu

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