Unsterbliches Verlangen
könnte eine Frau einen Mann nicht küssen wollen, der so aussah wie er? Wie könnte sie ihn nicht küssen wollen, wenn er ihr, wann immer sie zusammen waren, das Gefühl gab, die einzige Frau auf der Welt zu sein?
Und wie konnte sie daran denken, ihn zu küssen, während er Dinge sagte, für die sie ihn am liebsten ohrfeigen würde?
»Nicht Ihre Strafe.« Seine Finger wanderten ihren Hals hinab. Konnte er fühlen, wie ihr Puls raste? »Meine.«
»Ihre?«
Seine Hand lag warm und sanft in ihrem Nacken. »Mir zu verweigern, Sie zu kosten, bereitete mir mehr Schmerz, als Sie jemals erfahren werden.«
Was sollte sie darauf antworten? Sie kannten sich erst seit wenigen Tagen, und schon bekam sie bei seinen Worten weiche Knie und sehnte sich nach seinen Berührungen. Es musste eine Art Wahn sein, die Verzweiflung einer sterbenden Frau.
Also konnte sie ebenso gut so kühn sein, wie es nur eine sterbende Frau vermochte.
Zögernd blickte sie zu ihm auf und ließ ihn sehen, welche Emotionen sie erfüllten, welches Verlangen. Ach möchte Ihnen kein weiteres Unbehagen bereiten.«
Für einen Sekundenbruchteil weiteten sich seine Augen, dann neigte er den Kopf. Pru schloss die Augen und wartete. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust.
Chapels Lippen pressten sich warm und fest auf ihre, sanft, aber zugleich beharrlich. Zwischen ihnen entlud sich eine flammende Spannung wie bei einem Blitzschlag, der in eine Scheune einschlug, oder ein Streichholz, das man an trockenen Zunder hielt.
Pru seufzte gegen seinen Mund und spürte, wie er lächelte. Auch sie musste lächeln. Dabei gestattete sie ihm, ihre Lippen zu öffnen. Als seine Zunge in ihren Mund drang, zuckte sie überrascht zusammen. War das ein Lachen, das da in seiner Brust vibrierte?
Angespornt von seinem Vergnügen, streichelte Pru seine Zunge mit ihrer. Sie hatte keine Ahnung, was sie da tat, und ließ sich einfach von ihrem Instinkt leiten. Was machte es schon, dass sie sehr wenig übers Küssen wusste? Sie würde diesen Moment auskosten, statt ihn mit der Sorge zu verschwenden, ob sie es richtig anstellte oder nicht.
Offensichtlich machte sie etwas richtig, denn er legte die Arme um sie und drückte sie fest an sich. Er war so groß und so warm, so viel Mann und Muskeln. Ihre Hüften schmiegten sich an seine Beine, und der Druck seiner Schenkel löste kleine Wonneschauer tief in ihrem Innern aus.
Gütiger Gott, ihre Beine zitterten! Sie hielt sich an seinen Schultern fest, während sie einander liebkosten. Er schmeckte nach Gewürznelke, süß und würzig. Und er umarmte sie, als wollte er sie niemals wieder loslassen.
Jede Frau sollte einmal in ihrem Leben so festgehalten werden.
Sie spürte etwas Hartes an ihrem Bauch, das beständig anschwoll und ihr verriet, dass er ebenso erregt war wie sie. Sehnsüchtig drückte sie sich an ihn und bewegte die Hüften ein wenig. Eine Vielzahl von Empfindungen erfüllte sie. Könnte sie sich doch bloß vollständig an ihn schmiegen und ihn überall fühlen!
Chapel brach den Kuss ab und rang nach Atem.
»Nein!«, hauchte Pru. Ihre Hände klammerten sich an seinen Nacken und sein Haar, und sie versuchte, ihn wieder zu sich zu ziehen.
»Wir müssen das beenden«, sagte er heiser. »Pru, wenn wir nicht aufhören, wird das hier schnell mehr als nur ein Kuss, und dann wäre ich außerstande, mich zu bremsen.«
Sie verstand ihn. Es gefiel ihr nicht, aber sie verstand es. Nickend trat sie langsam einen Schritt zurück, war sich allerdings nicht ganz sicher, ob ihre weichen Knie sie halten würden.
Die Magd hätte er genommen, aber sie wollte er nicht nehmen. Sollte sie geschmeichelt oder verletzt sein?
Er ließ sie los und sie ihn. Angesichts des Verlangens in seinem Blick hätte sie sich ihm am liebsten gleich wieder in die Arme geworfen. Neben dem Verlangen aber war da noch eine tiefe Traurigkeit. Wie gern würde sie ihn trösten und ihm sagen, dass alles gut würde.
»Ich sollte mich entschuldigen«, sagte er. Seine Augen leuchteten strahlend golden.
»Wagen Sie es ja nicht!«, erwiderte sie schärfer als beabsichtigt.
Er grinste. »Ich meinte nicht für den Kuss. Ich meinte, weil ich es bei ihm belasse.«
Wie es sich anfühlte, musste sie rot anlaufen - so rot wie die Frucht einer Stechpalme. »Ah, dann dürfen Sie sich entschuldigen.«
Wieder war da ein Anflug von Traurigkeit in seinem Lächeln. »Denken Sie nicht, ich würde Sie nicht begehren, Pru! Gott weiß, wie sehr ich Sie begehre. Aber ich möchte Ihnen keinen
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