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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katryn Smith
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blinzelte. Sein Blick richtete sich auf Chapels Mund - und zweifellos auf die Reißzähne, die nun entblößt waren. »Sie schachern mit ihrem Vertrauen?«
    »Vorausgesetzt, sie ist sicher. Vorausgesetzt, Sie tun ihr nichts ...« Er zögerte. »Vielleicht.«
    Chapel sah Grey prüfend in die Augen, konnte jedoch nicht erkennen, dass dieser ihm etwas verheimlichte. Dann ließ er den jungen Mann wieder los. »Warum liegt Ihnen so viel daran?«
    »Tut es eben. Ich möchte mit Ihnen kooperieren, Severian. Werden Sie auch mit mir kooperieren?«
    »Nennen Sie mich noch einmal bei diesem Namen, und ich sauge Sie aus!« Zu seiner eigenen Überraschung war es sein voller Ernst. Noch mehr verstörte ihn jedoch, wie dringend er mehr über Pru wissen wollte. Er war sogar bereit, dafür Grey am Leben zu lassen, obwohl er es nicht sollte.
    »Haben wir eine Vereinbarung?«
    »Sie haben wahrlich keinen Verstand.«
    Grey grinste bloß. »Nicht viel, stimmt.«
    Langsam legte Chapels Anspannung sich ein wenig. »Irgendwie erinnern Sie mich an ihn.«
    »Ach ja?«
    »Ja. Heute Nacht bleibt nicht mehr ausreichend Zeit, und ich werde es nicht machen, solange Sie in der Nähe sind, aber bevor Sie hineingehen, sehe ich mir den Keller an und sorge dafür, dass er sicher für Sie ist.«
    »Wie kann ich Ihnen glauben, dass Sie nicht einfach an sich nehmen, was Sie dort finden?«
    »Gar nicht.«
    Marcus überlegte einen Moment. »Verraten Sie mir etwas darüber, was wirklich mit Ihnen allen geschah?«
    »Nein«, erwiderte Chapel streng. »Aber ich werde mich bemühen, zu verhindern, dass Ihnen dasselbe widerfährt.«

    Wieder im Haus, ging Chapel wie gewohnt geradewegs in die Bibliothek. Er brauchte einen Drink, auch wenn dieser ihm nicht sonderlich helfen würde. Und er musste überlegen, was in aller Welt er mit Marcus Grey machen sollte. Wie sollte er das Molyneux erklären?
    Noch wichtiger allerdings war, ob Pru heute Nacht wieder zu ihm kam. Oder würde sie ihm aus dem Weg gehen wie das Kaninchen dem Fuchs? Vielleicht war es besser für sie, ihn zu meiden. Das Letzte, was er wollte, war, ihr zu enthüllen, wer er war - oder eine Bindung einzugehen, insbesondere zu einer Sterblichen.
    Selbst wenn er ihr begreiflich machen könnte, was er war, selbst wenn sie es akzeptierte, wäre ihre gemeinsame Zeit viel, viel zu kurz und der Schmerz viel zu groß, wenn sie endete.
    Natürlich unterstellte er dabei, dass Pru überhaupt eine Beziehung mit ihm wollte, was ganz und gar nicht gesagt war. Immerhin war sie vor ihm weggelaufen.
    Dass er überhaupt solche Dinge dachte, erstaunte ihn. Warum jetzt, nach so vielen Jahren? Warum sie?
    Lag es an der Verzweiflung, die sie wie ein Parfum umgab? Oder an der Lebendigkeit, die sie wie ein Strahlenkranz umfing? Ihre Gegenwart hatte etwas Tröstliches, und er genoss ihre Nähe so sehr, dass es beinahe schmerzte.
    Sie gab ihm das Gefühl, ein Mann und kein Monstrum zu sein. Und zum ersten Mal seit langem betrachtete er eine Sterbliche als mögliche Gefährtin, nicht als Nahrung. Seit er zum Vampir geworden war, hatte es durchaus Frauen in seinem Leben, in seinem Bett gegeben, doch von keiner hatte er sich so verzaubern lassen wie von Pru.
    Es war nach Mitternacht und das Haus recht still. Einige Dienstboten waren noch hier und da beschäftigt, während einige der Bewohner sich dem Landleben angepasst hatten und bereits tief und fest schliefen.
    Prudence gehörte nicht zu ihnen. Chapel konzentrierte sich und ordnete die Geräusche zu, die er wahrnahm, um Pru ausfindig zu machen. Sie war mit einer ihrer Schwestern zusammen, und sie lachten so vergnügt, dass Chapel unweigerlich schmunzelte. Aber er belauschte ihre Unterhaltung nicht, denn es reichte ihm, zu wissen, dass sie glücklich war.
    Die Verzögerung bei der Ausgrabung muss eine herbe Enttäuschung für sie gewesen sein, wohingegen er Gott dafür dankte. Wären sie vorher bis zur Kellertür gelangt ... wäre Pru dort gewesen, als Temple erwachte ...
    Bei diesem Gedanken drehte sich ihm der Magen um. Vielleicht wäre Grey nicht so dumm gewesen, sie in Gefahr zu bringen, aber wie könnte er sie aufhalten? Prudence war genau das Gegenteil der Besonnenheit und Vernunft, für die ihr Name stand.
    Die Tatsache, dass er womöglich seinen alten Freund vernichten musste, lastete schwer auf ihm, und dennoch würde er nicht zögern, Temple oder Marcus Grey zu töten, sollte einer von ihnen Pru etwas antun wollen. Sie war gütig, rein und süß - all das, was ihm

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