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Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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Kavalier erwies und die Kerzenständer aufhob, damit sie den Rest ihrer Ladung nicht auch noch verlor.
    Erdmann trug einen Anzug und feine Lederschuhe. Er hatte viel Gel gebraucht, um seine Naturkrause zu bändigen, was ihn etwas unseriös wirken ließ. Aber da Pippa heute schon einmal auf ihre Vorurteile hereingefallen war, ermahnte sie sich, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.
    »Machen Sie mir bitte die Freude, zu meiner Party morgen Abend zu kommen. Gern in Begleitung.« Er machte eine Pause und schmalzte: »Eine so attraktive Frau wie Sie ist doch bestimmt nicht allein auf der Welt …«
    »Ich komme gern, Herr Erdmann«, sagte Pippa und ließ ihren Blick demonstrativ zu den Kerzenständern hinunterwandern.
    Hastig bückte er sich, hob mit spitzen Fingern die staubigen Gegenstände auf und legte sie Pippa in den Arm.
    Pippa nickt ihm zu und ging weiter.
    Lutz Erdmann starrte Pippa Bolle aus zusammengekniffenen Augen hinterher. Er rang um Fassung.
    Gerade noch hatte er geglaubt, alle Komponenten der komplizierten Schreberwerder-Gleichung zu kennen, da tauchte im wahrsten Sinne des Wortes eine Unbekannte auf.
    Eine Unbekannte, die sich erdreistete, ihn aufzufordern, altes Gelumpe aus dem Dreck zu klauben. Sie sollte mal ein paar Kilo abnehmen, dann müssten sich nicht andere für sie bücken. Etliche Kilo, für seinen Geschmack. Seinem Beuteschema entsprach diese Frau definitiv nicht, aber wenn er seinen speziellen Charme bei ihr einsetzen musste, um an Viktors Parzelle zu kommen, würde er das tun. Er sollte sich an sie heranmachen, bevor sie unter den Einfluss der Schlittwitz-Hexe geriet. Aber auch für die Alte hatte er noch eine kleine Überraschung in petto, die ihr die Entscheidung, doch noch an ihn zu verkaufen, deutlich erleichtern würde.
    Lutz lachte leise. Vielleicht dauerte es so etwas länger, aber er würde jede einzelne Parzelle kriegen, eine nach der anderen. Und wenn er die Dicke mit dem albernen Sonnenhut dafür flachlegen musste, würde er auch das tun.

Kapitel 6
    D er nächste Tag begann mit einem wunderbaren Sonnenaufgang. Pippa beschloss, vor dem Frühstück einen Spaziergang zu machen. Die Insel schien noch zu schlafen, lediglich ein paar Vögel begrüßten, lauthals zwitschernd, die Sonne. Langsam schlenderte Pippa die Dorfstraße entlang und folgte dem verschlungenen Weg des Heckenlabyrinths bis in dessen Mitte. Dorabella hatte ihr erzählt, dass Herr X das Labyrinth entworfen und gepflanzt hatte. Ihre Stimme hatte dabei wie die einer stolzen Mutter geklungen. Die Mission war geglückt: Die Hecken verbargen perfekt den hässlichen Transformator.
    Pippa kam um die letzte Biegung vor dem Mittelpunkt des Labyrinths und stand unerwartet vor einem jungen Mann, der vor einer Holzbank auf dem Boden hockte und etwas vergrub. Er trug eine weite Jeans und hatte die Kapuze seiner Sweatshirtjacke über den Kopf gezogen. Pippa keuchte erschrocken. Der Mann fuhr hastig hoch. Erst jetzt sah sie, dass in einem kleinen Loch in der Erde ein kistenförmiger Gegenstand lag, der in eine Plastiktüte eingewickelt war.
    »Was … was tun Sie hier? Wer sind Sie?« Ihr Herz klopfte bis zum Hals, aber sie wich nicht zurück, auch wenn es sie größte Überwindung kostete. Sie fühlte sich unbehaglich, weil sie wegen der Kapuze kaum etwas von seinem Gesicht sah.
    Der junge Mann stand auf, lächelte und sagte: »Guten Morgen. Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe. So früh am Morgen hätte ich hier niemanden erwartet.«
    »Was tun Sie hier?«, wiederholte Pippa ihre Frage.
    Der junge Mann bückte sich und hob den Gegenstand aus der Grube. Aus der Tüte zog er eine kleine Metallkiste. »Ich bin Geocacher. Ich richte einen neuen Cache ein. Sehen Sie?« Er öffnete den Deckel der Kiste. »Das ist mein Hobby.«
    »Kisten vergraben?«, fragte Pippa zweifelnd.
    Der junge Mann lächelte wieder. »Das trifft es nicht ganz. Diese Kiste hier, das ist ein Cache. Überall auf der Welt sind solche Kisten versteckt, und der Spaß besteht darin, sie zu finden. Die Positionen sind im Internet nachzulesen, und für die Suche danach benutzt man ein Navigationssystem. Allein in Berlin und Umgebung gibt es Tausende solcher Verstecke. Ein wenig wie früher die Schnitzeljagd. Und jetzt richte ich diesen neuen Cache ein, damit die Leute mal eine wirklich harte Nuss zu knacken haben.«
    »Und dann graben Sie das Ding aus, sehen es sich an und buddeln es wieder ein?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das wäre langweilig. Hier, schauen

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