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Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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Kommissar reagieren konnte, drängte Herr X sich aus dem Hintergrund nach vorne und sagte: »Die Polizei ist nicht deinetwegen hier, Jochen. Es geht um mich.« Er schluckte krampfhaft und musste sich räuspern, um weiterreden zu können. »Ich bin nicht der, der ich bin … äh … ich bin nicht der, der ich sein will, nein, ich meine: Ich bin nicht der, der ich sein sollte.«
    Die Gesichter der Insulaner zeigten deutlich, dass keiner von ihnen ein Wort von dem verstand, was der Künstler sagte.
    Kommissar Schmidt stöhnte genervt, aber er war noch nicht erlöst.
    »Sie sind wegen unserer Kifferei hier?« Matthias holte tief Luft. »Dann sind wir alle fällig.«
    Wie auf Kommando reckte die Menschenkette geschlossen die Hände nach vorn – bereit für Handschellen.
    Schmidts Gesicht spiegelte eine ganze Reihe von Emotionen wider, aber Begeisterung gehörte definitiv nicht dazu.
    Er atmete tief durch, musterte die Insulaner, die schweigend und mit vorgestreckten Armen auf ihre Verhaftung warteten, und schüttelte den Kopf. Dann murmelte er: »Warum gerade ich? Warum hatte ich Dienst, warum ist das mein Fall? Kann mir das jemand erklären? Bevor ich diese saubere Bande der arglosen Zivilisation aufbürde, mache ich aus dieser Pirateninsel eher einen Hochsicherheitstrakt. Stacheldraht, Wachen aufstellen – fertig ist Alcatraz.«
    Pippa hätte am liebsten laut gelacht, erinnerte sich aber rechtzeitig daran, dass es hier trotz der unzweifelhaften Situationskomik um etwas sehr Ernstes ging: den Tod von Felix Maier.
    Schmidt hob die Stimme und sagte laut und streng: »Meine Herrschaften. Ihre Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz interessieren mich nicht, dafür sind andere Kollegen zuständig. Außerdem wird niemand verhaftet, nur weil er an einem Haschpfeifchen zieht.«
    Sven stieß ein Kichern aus, was ihm umgehend einen strafenden Blick seines Vaters einbrachte.
    »Mir ist ebenso einerlei«, fuhr Schmidt fort, »ob Sie illegal Kaviar, Nilpferdohren oder potenzsteigernde Tigerpenisse eingeführt haben, Herr …?«
    »Peschmann«, sagte Jochen eilig und errötete.
    »Herr Peschmann. Auch dafür sind andere Kollegen Ihre Ansprechpartner, sollten Sie das dringende Bedürfnis haben, sich selbst anzuzeigen. Und ehe sich hier weitere Personen bemüßigt fühlen sollten, eine Lebensbeichte abzulegen: Hier geht es um Verdacht auf Mord. Also Abmarsch ins Vereinsheim. Zur Befragung.«
    Die Insulaner hätten nicht erschrockener reagieren können, wenn er gesagt hätte: Ich bin Kannibale und werde einen nach dem anderen verspeisen, dachte Pippa, die sich sofort für diesen unpassenden Gedanken schämte.
    »Mord?«, keuchte Ida Marthaler und drängte sich schutzsuchend an ihren Gatten, der überrascht zurückwich.
    »Mord«, bestätigte Schmidt grimmig, »und bei Mord verstehe ich keinen Spaß. Bei Mord tue ich was für Ihre Steuergelder, meine Herrschaften.«
    »Siehste woll!«, rief Luis triumphierend. »Det hab ick ma jedacht, dat Dorabellas Tod keen Unfall war! Na, da kann ick de Bullerei viel Zeit sparen, wenn ick dem Lutz die Fragen …«
    Schmidt schüttelte den Kopf. »Die Fragen stellen wir – und nur wir. Und zwar jetzt und gleich. Und Sie alle halten den Mund, bis Sie dran sind.« Der Kommissar wandte sich an Pippas Bruder. »Freddy, du vorne, ich hinten. Und ab mit der ganzen Herde. Und keine weiteren Fraternisierungen, wenn ich bitten darf.«
    Der Tross setzte sich schweigend in Bewegung, die Insulaner mit mürrischen bis neugierigen Gesichtern, während Kommissar Schmidt aussah, als würde er jeden Moment explodieren.
    In Höhe von Viktors Parzelle stoppte der Kommissar abrupt.
    »Halt!«, rief er, und alle blieben stehen und wandten sich nach ihm um. »Zu wem gehören diese Zwerge?«
    Schmidt zeigte auf die Kästner-Kinder, die sich in Viktors Garten ihre »Penunze« verdienten: Emil fütterte die Hühner, Lotte zupfte mit Luise Unkraut. Anton knipste verblühte Blumen ab und sammelte die vertrockneten Blüten in einem kleinen Körbchen. Gerdi ging ein paar Schritte zurück bis zum Kommissar und sagte: »Gerdi Kästner. Das sind meine Kinder. Soll ich sie rufen?«
    »Um Gottes willen«, wehrte Schmidt ab, »mir reichen die verrückten Erwachsenen – auf den hoffentlich geistig noch gesunden Nachwuchs kann ich verzichten. Aber die Kleinen sollten unter Aufsicht sein, bis Sie zurück sind.«
    Freddy grinste breit und sagte betont süffisant: »Meine Schwester übernimmt das, Kommissar. Die liebt es, auf kleine

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