Unter allen Beeten ist Ruh
gepflasterten Terrasse vor Viktors Häuschen.
Erleichtert hatte sie das Buch beiseitegelegt, als die Kinder Drang nach Bewegung verspürten und ihrem zerstreuten Vortrag nicht weiter zuhören wollten. Um sich zu beschäftigen und abzulenken, hatte sie literweise Tee gekocht und ein Tablett mit Tassen, Gläsern und Mineralwasser vorbereitet, um ihre Freunde zu bewirten, wenn diese die Befragung überstanden hatten. Einige würden sicher das Verlangen nach einem stärkeren, hochprozentigen Getränk verspüren, aber sie wollte nicht ohne Erlaubnis Viktors Vorräte plündern.
Pippa war beinahe eingedöst, aber Matthias’ Schritte auf dem Dorfplatz hatten sie sofort hellwach werden lassen.
Matthias ließ sich in den Korbstuhl neben ihr fallen und sagte zunächst nichts, sondern brütete vor sich hin.
»Möchtest du etwas trinken?«, fragte Pippa schließlich.
»Was hast du?«
»Früchtetee. Magst du?«
Matthias nickte gedankenverloren und sah ihr dabei zu, wie sie ihm Tee eingoss und die Tasse vor ihn auf den Tisch stellte.
»Ich habe keine Ahnung, was die von mir wollten«, sagte Matthias endlich, »die haben kreuz und quer gefragt, wo ich war, mit wem ich geredet habe … ich kann mir keinen Reim darauf machen. Weißt du mehr? Ich meine, wann und wie Felix gestorben ist?«
Pippa schüttelte den Kopf. »Ich weiß auch nicht mehr als du. Nur, dass noch ein Leben vergeudet wurde.«
»Noch ein Leben? Was meinst du?«
»Erst Lutz Erdmanns Vater und dessen Geliebte, die ja, wie wir mittlerweile wissen, Felix Maiers Mutter war.« Pippa hielt zwei Finger hoch und zählte weiter auf: »Dann Dorabella, und jetzt der arme Felix. Vier Tote.«
Matthias runzelte die Stirn. »Ich glaube, du hast zu viel Zeit mit Luis verbracht. Nicht jeder Unfall ist in Wirklichkeit ein Mord. Aber bei Felix ist sich die Polizei ziemlich sicher, sagt Kommissar … Schulze? Wie heißt der Kerl noch gleich?«
Sag ich doch, dachte Pippa, Kommissare brauchen Namen, die man sich merken kann.
Als Nächste kamen Karin, Sven und Lisa. Die Teenager ließen sich auf dem Rasen nieder und redeten leise miteinander, Karin setzte sich an den Tisch.
Auf Pippas Nachfrage hin bat sie um ein Mineralwasser und fragte Matthias: »Hast du kapiert, was der Mann wollte?«
Matthias zuckte nur mit den Schultern.
Nach und nach trudelten die anderen auf der Parzelle ein, verwirrt und geschockt von den Ereignissen des noch jungen Tages. Felix’ Tod und die unerwartete Befragung durch Kommissar Schmidt beschäftigte die Insulaner und machte alle nervös und sprachlos. Bonnie und Daniel gesellten sich zu Sven und Lisa auf den Rasen, und Pippa ging das Herz auf, als sie sah, wie fürsorglich Daniel sich um seine Freundin kümmerte. Die Peschmann-Eltern und die Marthalers setzten sich auf die Bank, die Viktor um die Kastanie gebaut hatte. Als Letzte kamen Herr X und Luis, der vor unterdrücktem Zorn schnaufte und einen hochroten Kopf hatte.
»Wo ist Papa?«, fragte Karin besorgt.
»Der durfte noch nicht gehen. Die Kästners auch nicht. Dieser Kommissar hat gesagt, ihm sind noch ein paar Fragen eingefallen. Wofür hält der sich? Für Inspektor Columbo? Tut zerstreut, und in Wirklichkeit …«
Die Kästner-Kinder waren des Versteckspiels überdrüssig und belagerten Pippa. »Dürfen wir vom Steg angeln, bis Mama und Papa kommen? Bitte, Tante Pippa, dürfen wir? Uns ist langweilig«, krähten sie durcheinander, bis Pippa endlich nickte.
»In Ordnung, aber so, dass wir euch sehen können. Seid bitte vorsichtig, hört ihr?«
Die Kinder nickten eifrig.
»Und … Parole Emil!«
Emil errötete vor Freude über die Anspielung auf den Schlachtruf seines berühmten Namensvetters und antwortete stolz: »Ich passe auf! Ganz bestimmt.«
Als die Kinder außer Hörweite waren, sagte Pippa: »Vorhin haben sie Lutz und Angelika geholt. Die beiden konnten nicht einmal in dieser Situation die Finger voneinander lassen.«
»Brrr …«, Luis schüttelte sich demonstrativ, »erinner ma bloß nich daran. Dieset Rumjemache! Ick muss nachher meene Bude ausräuchern, so wie die beeden sich uffjeführt ham. Liejen halb uffn Tisch un knutschen … ick dachte, ick bin bei Oswald Kolle.«
»Ekelhaft«, rief Sven herüber, »so alte Leute!«
Pippa und Karin wechselten einen amüsierten Blick, als sie sahen, wie die unglücklich verliebte Bonnie ihrem Schwarm schmachtend zustimmte, aber wieder einmal beachtete Sven sie nicht.
»Angelika liebt Lutz eben«, wandte Pia ein, aber Luis war
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