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Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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selbstverständlich auf Lutz’ Anwesen wechselte und hinter dessen Haus in Richtung Pool verschwand.
    Sekunden später sah sie ihn rückwärts taumeln. Er klammerte sich am Zaun fest, den Blick starr geradeaus gerichtet.
    Wie in Zeitlupe drehte er den Kopf in ihre Richtung. Sein Gesicht war aschfahl. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten und lehnte sich schwer atmend an einen Pfosten. Dann ließ er los, torkelte auf Erdmanns Gartenpforte zu und drängte sich zwischen den erstaunten Polizisten und Kommissar Schmidt hindurch.
    »He, Moment mal!«, sagte einer der Polizisten, aber Luis reagierte nicht.
    »Det hat der Mann nich vadient. Det hat keener verdient. Nich’ ma Lutz«, keuchte Luis erschüttert. Er schlurfte langsam zu seinem Haus, an der Bank vorbei, auf der Pippa und Karin noch immer mit der weinenden Annette Julius saßen. Er schaute nicht zu ihnen hinüber.
    Die beiden Freundinnen sahen sich alarmiert an, aber bevor sie irgendetwas tun konnten, stellte sich Schmidt vor die schweigend wartenden Insulaner.
    Der Kommissar räusperte sich. »Bitte alle herhören! Die Situation hat sich … geändert – niemand darf die Insel verlassen und niemand betritt die Parzelle von Herrn Erdmann.« Der Kommissar machte eine Pause, als suche er nach den richtigen Worten. Dann sagte er:
    »Bitte bleiben Sie alle ruhig. So ruhig, wie das unter diesen Umständen geht: Herr Erdmann ist tot. Ich möchte, dass sich alle wieder bei Herrn Krawuttke versammeln, und wenn auch nur einer fehlt, werde ich ungemütlich. Freddy – du holst Frau Christ und die beiden Herren, die sie begleitet haben.«
    Freddy nickte und ging zu den Wittigs. Die geschockten Insulaner setzten sich stumm in Bewegung, nur Gerdi und Stephan blieben stehen. Sie hielten ihren Nachwuchs im Arm, der sich schutzsuchend und eingeschüchtert an sie klammerte. Selbst der sonst so forsche Emil war verstummt.
    »Sie wollen doch nicht etwa unsere Kinder verhören?«, fragte Gerdi hilflos.
    Schmidt schüttelte den Kopf, winkte einen der Beamten heran und sprach leise mit ihm. Der Polizist nickte und rief: »Wer will sich mal ein echtes Polizeiboot angucken?«
    Sofort kam Leben in die Kästner-Zwerge. Sie entwanden sich dem Griff der Eltern und stürmten jubelnd zu dem Beamten, der Luise und Lotte an die Hand nahm, »Im Gleichschritt Marsch!« befahl und mit den Kindern zum Steg ging.
    Schmidt bemerkte den besorgten Blick der Eltern und sagte: »Sie sind in guten Händen. Der Kollege macht Verkehrserziehung in Kindergärten und Grundschulen, die Kleinen werden Spaß mit ihm haben. Darf ich Sie jetzt bitten …?«
    Gerdi und Stephan gingen eng umschlungen zur Inselkantine, während sich in schneller Fahrt mehrere Polizeiboote mit heulenden Sirenen näherten und am Steg anlegten.
    Als Angelika von Matthias in Luis’ Haus geführt wurde, goss Luis ihr sofort eine Handbreit Whisky ein und ging damit zu ihr. Sie starrte ihn wütend an und schlug ihm dann mit einer überraschend schnellen Bewegung das Glas aus der Hand.
    »Du warst das. Du hast ihn gehasst«, fauchte sie, »du wolltest ihn tot sehen. Du mit deinem ewigen Gerede über den Tod seines Vaters, du hast ihm das Leben zur Hölle gemacht.«
    Luis ging ruhig hinter seine Bar, füllte ein weiteres Glas Whisky bis zum Rand und trank es in einem Zug aus. Dann sagte er: »Du hast recht, Angelika, det hab’ ick jesacht. Aba irjendwie hab’ ick dabei nich wirklich jewusst, wat ick sare. Un so wat hab ick schon jarnich jemeent. Du musst ma glooben, dat ick seinen Tod nich wollte. Janz bestimmt nich. So wat hat niemand verdient.«
    »Ach, wo kommt denn plötzlich dein schlechtes Gewissen her? Tut dir deine Tat schon leid, ja?«, keifte Angelika. »Kann schon sein, dass du ihn nicht selbst getötet hast, aber deine Redereien haben jemand anderen angestiftet. Du bist ein Mörder oder ein Handlanger – das kommt aufs Gleiche heraus, Luis, hörst du? Du bist ein Mörder, hörst du? Mörder! Mörder! Mör…«
    Klatsch!
    Ida Marthaler war mit schnellen Schritten herangekommen und hatte Angelika eine Ohrfeige verpasst. Diese stieß einen quiekenden Laut aus und verstummte.
    Luis hatte Tränen in den Augen, als er sagte: »Allet nur wejen die vermaledeite Insel. Wat passiert denn hier nur mit uns? Ick vasteh’ det allet nich’ mehr. Un wenn Angelika recht hätte …« Er schüttelte den Kopf. »… denn könnt’ ick keene Nacht mehr schlafen.«
    »Das würde dir recht geschehen, alter Mann«, erwiderte Angelika mit

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