Unter aller Sau
ihn aus. Er war bereit, Blitz und Donner zu spucken.
»Hier nix niemand vorbeifahren.«
Der Anführer der Rocker griff nach seiner Kalaschnikow. Erwin zog die Pistole.
»Du nix nehmen Knarre, sonst Peng Peng«, warnte er den Anführer.
Jakob hatte die Situation aufmerksam mitverfolgt. Jetzt schnallte er sich ab, kletterte vor zur Beifahrertür. Der Streifenbeamte streckte seinen Arm aus, um ihn zurückzuhalten. Jakob schlug die Hand verärgert weg, stieg aus und steuerte auf den Anführer zu.
»Was habt ihr mit meiner Frau gemacht?« Jakobs Augen funkelten voller Wut und Schmerz. »Wo ist sie?«
Er stand breitbeinig vor der Meute und wirkte trotz seiner Größe gebrechlich.
Unbeeindruckt nahm der Motorradrocker sein Handy heraus. Er rief ein Foto auf, das Jakob zeigte.
»Wo ist meine Frau?«
»Du, du bist Mann, wir suchen.« Der Anführer steckte das Handy weg. Jakob runzelte die Stirn. »Du mitkommen.«
Erwin machte einen Ausfallschritt nach vorne.
»Der geht nirgendwohin. Der nix irgendwohin gehen, du kapiert?«
Der Anführer hob eine Faust in die Luft. Sofort hatten seine Männer ihre Waffen in den Händen und richteten sie auf Erwin. Dem trocknete auf der Stelle der Mund aus, er spürte, wie sich eine feuchte Wärme in seinem Schoß ausbreitete. Tapfer hielt er die Pistole weiter auf den Anführer gerichtet. Allerdings zitterte sie unkontrolliert.
»Bringen Sie mich zu meiner Frau?« Hoffnung schimmerte in Jakobs Gesicht.
Der Anführer musterte den Alten lange. Auf merkwürdige Art und Weise wurde die Miene des wilden Gesellen unter dem Dreitagebart weich.
»Frau?«
Jakob nickte, runzelte die Stirn, als müsste er überlegen.
»Sie ist verschwunden. Vor ein paar Wochen. Ohne sie bin ich nichts.« Er sagte es so leise, als spräche er mit seinem Herzen.
Der Anführer grinste amüsiert. Er klopfte auf den Sattel hinter sich.
»Mitfahren. Ich dich bring zu Frau.«
Jakob lächelte.
»Jakob, nicht!«
Der Alte drehte sich zu Erwin um.
»Fahrt heim.« Jakob quälte sich in den Sattel.
Der wilde Kerl schaute Jakob beinahe mit Bewunderung an. Erwin spürte, wie ihn alle Kraft verließ. Seine Knie drohten nachzugeben, die Muskeln in seinen Armen schmerzten.
»Jakob.« Es war nicht mehr als ein Flehen.
Jakob lächelte Erwin zu. Dann fuhr die Harley los. Der Motor brüllte auf, und die Maschine schoss zurück nach Grünharding. Die anderen Bloody Devils hielten ihre Waffen weiterhin auf Erwin gerichtet, drehten ihre Motorräder bei und folgten ihrem Anführer. Unvermutet war die Bande verschwunden. Es war, als sei alles nur ein Spuk gewesen.
Gisela stolperte die letzten Meter über eine unebene Wiese auf den Hof von Tomanovici zu. Ludwig keuchte hinterdrein. Er prallte gegen Gisela, als die abrupt stehen blieb. Sein Fluch blieb ihm im Hals stecken. Im Hof des Rumänen standen sich drei Männer im Mexican Standoff gegenüber. Gisela deutete auf einen Fleck hinter dem Haus.
»Du bleibst da.«
Ludwig wollte protestieren. Mit einem entschiedenen Blick erstickte Gisela jegliches Widerwort im Keim. Sie reichte ihm ihre Pistole, entsicherte sie.
»Du zielst auf den Tomanovici. Sobald der schießt, schießt du. Aber nicht vorher. Schaffst du das?«
Ludwig nickte. Gisela drückte ihm einen dicken Kuss auf die Lippen. Dann marschierte sie hocherhobenen Hauptes auf den Hof.
»Richie, lass den Schmarrn!« Die drei Männer blickten überrascht zu Gisela, die ohne ersichtliche Angst in das Dreieck eindrang und auf Richie zusteuerte.
»Hau ab!«
Richie versuchte, Vlad Tomanovici im Visier zu behalten, aber Gisela verstellte ihm die Sicht. Sie erreichte Richie, drückte mit einer Hand das Gewehr zur Seite, mit der anderen verpasste sie dem Polizeiobermeister eine schallende Ohrfeige. Richie ließ verdattert das Gewehr los.
Vlad Tomanovici leckte nervös über seine Lippen. Gisela drehte sich zu ihm um.
»Und Sie auch. Legen Sie die Waffe weg.«
»Wollen Sie mir auch eine Ohrfeige geben?«, höhnte der Rumäne.
»Wenn’s sein muss.«
Sie schritt schwungvoll aus, näherte sich Vlad Tomanovici. Der riss sein gesundes Auge voller Überraschung auf.
»Frau Wegmeyer!«, tönte es von der Seite. Lederer klang mehr als besorgt. In seiner Stimme lag leichte Panik. Vlad Tomanovici umfasste den Griff seiner Uzi fester, Schweiß lief in sein gesundes Auge. Er musste zwinkern, um klare Sicht zu behalten.
»Wollen Sie mich wirklich erschießen? Vor all den Leuten? Das ist doch sonst nicht Ihre Art,
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