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Unter aller Sau

Unter aller Sau

Titel: Unter aller Sau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Limmer
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den vielen Schlaglöchern. Gisela und Ludwig wurden kräftig durchgeschüttelt.
    »War das der Straubinger?«
    »Ja. Er will, dass du umkehrst.«
    »Das glaub ich.«
    »Er will, dass du das Dorf vor diesen Rockern beschützt.«
    »Die kommen gut ohne mich klar. Wichtiger ist, Richie vor sich selbst zu beschützen.«
    Mit den letzten Worten bog sie rechts auf einen Trampelpfad ab, der eigentlich als Wanderweg diente und entsprechend schmal war. Gisela focht das nicht an. Sie kannte die Gegend wie ihre Westentasche, und sie wusste, dass das kleine Gefährt ohne Gefahr diese Abkürzung nach Grünharding nehmen konnte. Nur so hatte sie noch eine kleine Chance, vor Lederer auf dem Hof von Vlad Tomanovici zu sein.
    Der Straubinger Hauptkommissar fegte ohne Rücksicht auf Verluste durch Grünharding. Ein paar Einwohner, die auf der Straße waren, spritzten wie panische Hühner zur Seite. Das Gleiche taten zwei Pilger, vor denen der Smart wie eine Rakete auftauchte und sich hupend seinen Weg bahnte. Ludwig zog im Vorbeifahren mit einem entschuldigenden Lächeln die Schultern hoch.
    »Festhalten.«
    Gisela klammerte sich mit beiden Händen am Lenkrad fest. Ludwig stemmte die Füße gegen den Boden, seine Finger hatten sich seit Beginn der Raserei eh nicht von den Haltegriffen über ihm gelöst. Vor ihnen tauchte eine Kuppe auf. Der Smart hob ab. Vor Gisela und Ludwig breitete sich die hügelige Landschaft mit dem Wald auf der einen Seite und dem Dörfchen Grünharding auf der anderen Seite aus. Dazwischen lagen das Gewerbegebiet und abseits davon der Hof des Rumänen. Gisela erkannte den silbern glitzernden Mercedes Lederers, der nur noch zwei Kurven bis zum Ziel zu meistern hatte.
    »Scheiße, das schaffen wir nicht mehr.«
    Der Satz ging im Quietschen und Knirschen unter, als der Smart unsanft auf den Boden krachte. Ein metallisches Kreischen, gefolgt von einer abrupten Verringerung der Geschwindigkeit, zeigte das Ende des Kleinwagens an. Der Smart pflügte noch ein paar Meter den Trampelpfad entlang, die Sicherheitsgurte hielten Gisela und Ludwig in den Sitzen. Der Motor starb ab.
    »Achsbruch«, konstatierte Ludwig trocken. »Das war’s dann.«
    Gisela sprang aus dem Wagen, rannte den Weg entlang zum Hof von Vlad Tomanovici. Der Mercedes bog gerade in die Einfahrt ein.
    Mit einem Blick erfasste Lederer die Situation. Vlad Tomanovici stand bei seiner Limousine, in der zwei lädierte Kerle hockten, die aus der Polizeistation entflohenen Männer, wie er vermutete. Der Kofferraum war offen. In der Hand hatte Vlad Tomanovici eine Maschinenpistole, die auf Richie gerichtet war. Der wiederum zielte mit dem Gewehr auf den Rumänen. Beide Männer äugten kurz zu dem Mercedes, der mit einem virtuosen Powerslide zum Stehen kam. Die Fahrertür öffnete sich, und Lederer zeigte sich in seiner ganzen Pracht. Er blieb im Schutz der geöffneten Tür stehen.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich hier so reinplatze, aber würden Sie jetzt bitte die Waffen weglegen, bevor ein Unglück passiert.«
    Keiner der Duellanten reagierte auf die Worte des Hauptkommissars. Lederer zog mit einer kontrollierten Bewegung die Dienstwaffe aus seinem Holster.
    »Wer immer von Ihnen zuerst abdrückt, hat eine Anklage wegen versuchten Mordes, wenn nicht sogar wegen Mordes am Hals.« Er wandte sich direkt an Vlad Tomanovici. »Ich denke nicht, dass es das ist, was Sie wollen.«
    »Verschwinden Sie, das hier geht Sie nichts an«, knurrte der Rumäne.
    »Er hat recht.« Richie klang ruhig und entschieden. »Das ist eine Angelegenheit nur zwischen ihm und mir.«
    Lederer seufzte. Kurz schoss der Gedanke durch seinen Kopf, einzusteigen und wegzufahren. Sollten diese beiden Idioten sich doch gegenseitig umbringen. Das Problem war, dass er sich so oder so darum kümmern müsste. Er entsicherte seine Pistole, brachte sie auf Vlad Tomanovici in Anschlag. Richie schien ihm der Ungefährlichere. »Waffe weg. Sofort.«
    Der Rumäne hatte für Lederers Aufforderung nicht mal ein Wimpernzucken übrig. Er fixierte weiterhin Richie. Schweißperlen glitzerten auf seinem Nasenrücken. Das war der Sonne geschuldet, nicht der Angst. Angst hatte Vlad Tomanovici schon als kleiner Junge nicht gehabt. Sein Zeigefinger lag ruhig auf dem Abzug der Maschinenpistole, sein Blick war klar und kalt.
    Richie wiederum hatte sehr wohl Angst. Nicht um sein Leben. Das war mit dem Tod von Ionela sowieso leer und sinnlos geworden. Er hatte Angst, dass er den Rumänen verfehlen würde. Richie wollte

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