Unter aller Sau
oder?«
»Bleiben Sie stehen.«
Gisela wurde keinen Deut langsamer.
Vlad Tomanovici senkte die Uzi etwas, drückte den Abzug. Ein Feuerstoß riss den Boden einen Meter vor Gisela auf. Sie blieb erschrocken stehen.
Zwei Schüsse schepperten fast zeitgleich. Vlad Tomanovici wurde von den Füßen gerissen. Die beiden Rumänen im Auto zuckten zusammen. Gisela starrte mit offenem Mund auf den Einäugigen, der vor Schmerzen schrie und sich im Dreck wälzte. Sie entdeckte zwei Blutflecken, die sich auf der Kleidung immer deutlicher abzeichneten. Einer war an der Schulter, der andere am Oberschenkel.
Sie drehte sich um. Lederer stand immer noch hinter der Fahrertür, in gebeugter Haltung, die Waffe im Anschlag. Ludwig kam aus seinem Versteck hervor. Fast entschuldigend hielt er die Pistole hoch.
Lederer stand der Mund offen. Ungläubig wandte er sich Gisela zu.
»Sagen Sie bloß nicht, Sie haben einem Zivilisten Ihre Waffe gegeben.«
»Das ist mein Verlobter«, entgegnete Gisela.
Hinter ihr spurtete Richie zu Vlad Tomanovici und hob vorsorglich die Uzi auf. Er schaute mitleidlos auf den sich krümmenden Rumänen hinab.
»Das hast davon, du Drecksau.«
Ludwig reichte Lederer im Vorbeilaufen Giselas Pistole. Dann stürzte er sich auf Gisela und drückte sie so fest an sich, dass ihr die Luft wegblieb. Er küsste sie wild, ohne Rücksicht auf die Anwesenden.
Richie grinste bis zu beiden Ohren. Lederer wandte peinlich berührt den Blick ab. Er kümmerte sich um Vlad Tomanovici, fesselte dem Rumänen mit einem Plastikband die Hände. Eine schnelle Untersuchung der Schusswunden ergab keine lebensbedrohlichen Verletzungen, er band ihm Arm und Bein ab, um die Blutung zu stoppen.
Ein rollendes Donnern lenkte die Aufmerksamkeit aller auf die Einfahrt. Eine Horde von Harleys bog auf den Hof ein. Erstaunt erkannte Gisela ihren Vater im Sattel der ersten Maschine sitzen.
»Papa!«
Die Motorräder bildeten einen Halbkreis. Einige der Bloody Devils wollten zu ihren Waffen greifen, der Anführer gebot mit einer Geste Einhalt. Er stellte den Motor ab, stieg von seiner Maschine.
»Wie kommen Sie zu meinem Vater?«
Gisela stellte sich dem baumlangen Anführer mitten in den Weg.
Der musterte sie von oben herab. Er deutete auf Vlad, der kreidebleich an seiner Limousine lehnte und dabei von Lederer und Richie bewacht wurde.
Vlad Tomanovici nahm seine letzten Kräfte zusammen und befahl dem Anführer in wütendem Rumänisch, Gisela und ihre Begleiter auszulöschen. Der Bloody Devil schaute zu Gisela, die sich um den verwirrten Jakob kümmerte.
»Wo Frau?«, fragte er.
»Was, zum Teufel, weiß ich. Würdest du jetzt die verdammte Güte haben, diesen Scheißhaufen an Dorfdeppen abzuknallen. Sofort!«
Der Mann begegnete Vlads Wut mit ruhigem Blick.
»Wo Frau?«
Vlad verlor den letzten Rest Selbstbeherrschung, er fluchte und schimpfte, er schwor den Bloody Devils, sie alle kaltmachen zu lassen. Der baumlange Anführer brüllte zurück, er solle das Maul halten. Er entscheide, wann hier jemand umgebracht würde, und eine Gruppe von fünf Leuten wäre nie Teil der Abmachung gewesen. Vlad versprach keuchend, für jeden der Niedernussdorfer einhunderttausend Euro zu zahlen. Das Geld liege im Safe. Er flehte den Motorradrocker an, ihm zu helfen.
Gisela und die anderen verfolgten den Wortwechsel mit angehaltenem Atem. Keiner von ihnen verstand auch nur ein Wort Rumänisch, und niemand wusste, was auf sie zukommen würde. Lederer hielt seine Pistole fest umklammert, bereit, so viele wie möglich in den Tod mitzureißen. Richie stellte die Uzi unauffällig von Feuerstoß auf Dauerfeuer. Wenn das Magazin wenigstens halbvoll war, könnte er die Hälfte der langhaarigen Teufel mit in die Hölle nehmen.
Der Anführer drehte sich zu Gisela um. Er deutete auf Jakob.
»Wo Frau?«
Giselas Augen huschten besorgt zu ihrem Vater. Sie würde jetzt etwas aussprechen, was der schon vor langer Zeit vergessen hatte.
»Sie ist tot.«
Der Anführer wies mit einem Nicken auf Vlad.
»Er tot machen?«
Gisela schüttelte den Kopf.
»Nein. Herzinfarkt.«
Jakob schaute angestrengt auf den Boden, als würde dort die Antwort irgendwo liegen. Gisela streichelte tröstend seinen Arm. Den Anführer rührte dieser Anblick zwar, doch die Aussicht auf eine halbe Million Euro vertrieben etwaige Gefühle mit einem kleinen Windstoß. Er war bereit, seinen Männern das Zeichen zum Abschuss zu geben.
In dem Moment bretterten zehn mehr oder weniger demolierte
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