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Unter aller Sau

Unter aller Sau

Titel: Unter aller Sau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Limmer
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jeder Kurve befürchtete er, dass sich das winzige Auto überschlagen würde. Beim Linksabbiegen am Marktplatz balancierte der Smart tatsächlich kurz auf zwei Rädern, bevor Gisela ihn mit einem Ruck nach rechts wieder auf alle viere zwang.
    Buchhändler Johann Köhler packte gerade ein Paket mit zehn erlesenen Romanen in den Kofferraum seines Wagens, als der Mercedes vorbeischoss. Köhlers Mutter verrenkte sich den Kopf. Das Blaulicht und das Martinshorn brachten ihre Augen zum Leuchten.
    »Komm, wir müssen schauen, was da los ist.« Sie drängte ihren Sohn mit einer ungeduldigen Handbewegung, einzusteigen. Köhler wand sich.
    »Mama, du bist doch im Ruhestand, da soll ein anderer Anwalt hinterherfahren.«
    Der Smart pfiff mit quietschenden Reifen haarscharf an Köhlers Wagen vorbei, dicht gefolgt von dem Mannschaftsbus, der Boden gutgemacht hatte.
    »Wenn du nicht sofort einsteigst, fahr ich selber.« Der herrische Ton duldete keine Widerrede.
    Köhler war nicht der Einzige, der der Kolonne nachjagte. Werner Siebert, dem Lederer beim Ausfahren aus dem Schulparkplatz die vordere Stoßstange von seinem Volvo 444 riss, machte sich empört an die Verfolgung des Hauptkommissars. Dabei hätte er beinahe den Smart gerammt, der just in dem Augenblick von dem Bullenbully überholt wurde. Trotz eines blitzschnellen Ausweichmanövers erwischte der Bully die hintere Stoßstange des Volvos. Fluchend bremste der Lehrer. Aus den Augenwinkeln sah er einen Schatten auf sich zuschießen. Er erkannte Köhlers Audi, im Beifahrersitz eine ältere Dame, die wild mit den Händen fuchtelte, als würde sie Fliegen verscheuchen. Siebert ahnte, dass diese Geste ihm galt. Instinktiv stieg er mit ganzer Kraft auf das Gaspedal. Der Volvo machte einen Satz nach vorne, der Audi schleuderte elegant an seinem Heck vorbei.
    Dank Vierradantriebs hatte Köhler jederzeit die Kontrolle über den Wagen, und der Adrenalinschub durch den Beinahezusammenstoß holte den Vettel aus ihm raus. Seine Mutter grunzte begeistert, als er von Automatik auf Manuell umschaltete und den Drehzahlmesser in den roten Bereich hochjagte.
    Giselas Smart wurde in einem grandiosen Manöver vor der Metzgerei von dem Audi ausgebremst. Fast wäre sie im Schaufenster von Franz Kramers Metzgerei gelandet. Das Herumwuchten ihres Körpers, unterstützt von der synchronen Bewegung Ludwigs, verhalf dem Smart zu einer Pirouette und Franz Kramer zu einer heilen Fassade. Der Metzger ließ Kundschaft Kundschaft sein, er sprang auf die Straße und blickte dem Smart nach, der über eine Kuppe flog, kurz die Bodenhaftung verlor und dann mit singenden Reifen aufsetzte. Ein Audi und ein alter Volvo ohne Stoßstangen taten es dem Kleinwagen gleich. Franz Kramer zog sein Handy raus. Er drückte die Kurzwahltaste des Wirts vom Wilden Bock.
    »Alarmstufe Rot. Sagst den anderen Bescheid. Alarmstufe Rot. Ich bleib auf Sendung.«
    Franz Kramer stieg mit eingeschaltetem Handy in seinen Lieferwagen. Seine Frau kam aus der Metzgerei gerannt.
    »Wo willst denn hin?«
    »Meine Bürgerpflicht tun«, brüllte er aus dem offenen Fenster zurück.
    »Wann bist denn wieder daheim?« Seine Frau lief dem Kastenwagen noch ein paar Schritte nach, bekam aber keine Antwort. Franz Kramer bemerkte sie gar nicht, sein Blick war voller Vorfreude nach vorne gerichtet. Möglich, dass das Bolzenschussgerät im Laderaum heute noch Arbeit bekam.
    Lederer hatte trotz der rasanten Fahrt einen Blick für den Seitenspiegel. Er fuhr vor Schreck fast in den Straßengraben, als er fünfzehn Autos dem seinen folgen sah. Ein Leitpfosten klopfte an die Frontscheibe. Dem nächsten konnte Lederer gerade noch ausweichen. Das Navigationsgerät empfahl ihm zu wenden. Lederer bremste reflexartig, zog den Mercedes zurück auf den Asphalt.
    Köhlers dunkler Audi hatte das Malheur genutzt, um aufzuschließen. Er war nur noch etwa zwanzig Meter hinter Lederer. Der schaltete zurück, presste das Gaspedal bis auf den Boden durch. Der Mercedes driftete um eine Neunzig-Grad-Kurve. Ein entgegenkommender Getränkelaster wich in letzter Sekunde aus, stellte sich quer. Der Hänger knickte ein.
    Köhler traten fast die Augen aus dem Kopf, als er den Hänger auf sich zuschlittern sah. Reaktionsschnell steuerte er den Audi von der Straße in die angrenzende Wiese. Hinter ihm riss die Anhängerkupplung des Getränkelasters. Der Hänger löste sich, der Schwung trug ihn an der Fahrerkabine vorbei und schrammte knapp am Bug des Bullys vorbei, der mit

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