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Unter aller Sau

Unter aller Sau

Titel: Unter aller Sau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Limmer
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ja? Sagst den anderen, in einer halben Stunde bin ich auch da.« Schorsch nahm seine Uniformjacke von der Stuhllehne.
    Gisela bemerkte Ionela, die wie ein ungebetener Gast in der Tür stand, und winkte sie herein. »Kommen Sie. Das ist mein Mitarbeiter, Georg Kramer.« Schorsch schlüpfte in seine Jacke, nickte Ionela dabei zu, sie nickte zurück und trat zur Seite, damit Schorsch seinen massigen Körper ungehindert durch die Tür schieben konnte.
    »Ich zeig Ihnen mal das Haus und wo Sie schlafen können.« Gisela runzelte die Stirn. »Haben Sie überhaupt was zum Anziehen dabei? Ein Nachthemd? Und was zum Waschen?«
    Ionela legte die Hand auf ihre Handtasche. »Hier hab ich Zahnbürste und Zahnpasta. Ich schlafe nie mit Nachthemd, macht keiner zu Hause.«
    »Und zum Wechseln? Tagsüber?«
    Ionela schaute an sich hinunter. Zuckte mit den Schultern. »Kann ich waschen, wenn es anfängt zu riechen.« Sie lächelte entschuldigend.
    Gisela schüttelte den Kopf. »Also, wirklich nicht, ich schau mal, ob ich noch was auf dem Dachboden hab. Ist vielleicht nicht mehr die neuste Mode, aber reinpassen könnten Sie.«
    »Ist nicht nötig, wirklich nicht.«
    Gisela winkte ab. »Ist ja nicht geschenkt, nur geliehen, solange Sie da sind. Das mit den Ermittlungen kann sich nämlich hinziehen. Bevor Sie schauen, sind drei Wochen um und Sie rennen immer noch mit demselben Kleid durch die Gegend.« Mit einem Kopfrucken bedeutete sie Ionela, ihr zu folgen.
    Von Jakob kam ein langgezogener Seufzer, er drehte seinen Kopf etwas, schaute die Rumänin an, schloss seine Augen aber gleich wieder und schnarchte weiter.
    Eine halbe Stunde später fand sich Gisela auf der Polizeistation ein, wo sie nicht nur ihre drei Mitarbeiter erwarteten, sondern auch Hauptkommissar Lederer. Gisela war nicht überrascht, ihn zu sehen, hatte sie doch auf seiner Mailbox die Nachricht hinterlassen, dass sie nach der Identifizierung der Toten in Niedernussdorf zu finden sei.
    »Wo ist sie?«, schoss Lederer gleich los.
    »Bei mir«, antwortete Gisela.
    »Dann fahren wir jetzt da hin.« Er wollte zur Tür, aber Gisela schüttelte nur den Kopf.
    »Die brauchen Sie nicht mehr auszufragen, die hat mir schon alles erzählt.«
    Lederers Schnauzer zitterte, seine Augen blitzten angriffslustig. »Ich bin der ermittelnde Sachbearbeiter in diesem Fall, Sie sind mir unterstellt und sollen mir und der Staatsanwaltschaft zuarbeiten, und wenn ich die Zeugin sprechen will, dann ist es Ihre Pflicht und Schuldigkeit, mir das zu ermöglichen.«
    Gisela blieb absolut ruhig, einschüchtern ließ sie sich nicht so schnell. Von niemandem. »Ihre Zeugenbefragungen kenn ich schon. Die junge Frau wird sich erst mal erholen, dann sehen wir weiter.«
    Lederer bewegte sich drohend auf Gisela zu. Seine Stimme war ganz leise, als er sprach. »Glauben Sie wirklich, Sie treffen hier die Entscheidung, wen ich wann befragen kann?«
    Gisela zuckte mit keiner Wimper, auch sie senkte ihre Stimme. »Sie können sich gerne jemand anderen für die Zuarbeit hier vor Ort suchen. Dann mache ich Sie aber gleich darauf aufmerksam, dass ich der jungen Frau raten werde, vorschriftsmäßig nur ihre Personalien anzugeben und ansonsten jegliche Aussage zu verweigern.«
    Lederer knirschte mit den Zähnen. »Ich könnte das als Behinderung der Ermittlungen ansehen, Frau Kollegin, und wenn ich so etwas in meinen Unterlagen vermerke, liegt es durchaus im Bereich des Möglichen, dass Ihre vorgesetzte Dienststelle Ihnen eine Abmahnung zukommen lässt.«
    »Wenn Sie diesen Weg wirklich gehen wollen, dann stellen Sie sich schon mal auf einen beschwerlichen Fußmarsch ein, Herr Kollege, denn es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, dass die Zeugenbefragung des Buchhändlers Köhler in meinen Unterlagen auftaucht und Ihre vorgesetzte Dienststelle dann unangenehme Fragen stellt.«
    Schorsch, Richie und Erwin verfolgten das Duell mit angehaltenem Atem. Jeder der drei war bereit, sich sofort auf Lederer zu stürzen, sollte der übergriffig werden oder Gisela ihnen ein Zeichen geben. Richie hatte bereits seine Hände zu Fäusten geballt und wartete nur auf den Funken für die Explosion. Lederer ahnte gar nicht, in welcher Gefahr er sich befand. Er hatte nur Augen und Ohren für Gisela, die dem um einen Kopf größeren Hauptkommissar vollkommen angstfrei gegenüberstand. Ihre ganze Haltung, ihr Blick und die Tonlage ihrer Stimme machten ihm klar, dass sie das Gesagte ernst meinte. Lederer blinzelte ein paarmal und verzog

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