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Unter aller Sau

Unter aller Sau

Titel: Unter aller Sau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Limmer
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hockte, den Telefonhörer zwischen Doppelkinn und Schulter geklemmt, während sie gleichzeitig auf die Tastatur ihres iMacs einhackte.
    »Ich hätte noch um vierzehn Uhr einen Termin frei … bei Angela.« Die Kröte erklärte ihrer Gesprächspartnerin den Unterschied zwischen Brazilian Waxing und dem Hollywood Cut. Gisela hörte einen leicht osteuropäischen Akzent heraus. Die Fingernägel der Alten waren künstlich lang, auf dem kleinen klebte ein Strasstattoo. Die Haare waren ebenfalls verlängert, der Haaransatz schimmerte gräulich durch. Am postmodernen Edelstahlkleiderständer hinter der Kröte hing ein taillierter Designermantel aus dünnem schwarzem Leder.
    Gisela schaute sich in dem eleganten Foyer um. Zwei moderne Ledersofas mit Zeitschriftenständer und Internetterminal im Wartebereich, große Kunstdrucke an den beigen Wänden sowie mehrere Zwergpalmen, die an den Blattspitzen bräunlich verfärbt waren, was auf Wassermangel schließen ließ. Eine Milchglastür glitt zur Seite, zwei Frauen tauchten auf. Die eine war etwa zwanzig, zaundürr und hatte lange wasserstoffgebleichte Haare. Unter ihrem weißen Kosmetikkittel wölbte sich ein mächtiger Busen. Silikon, schoss es Gisela sofort durch den Kopf. Ganz anders ihre Begleiterin: untersetzt, das Gesicht derb wie die Kleidung, die Deichmann-Schuhe an den Spitzen abgewetzt und mit abgelaufenen Absätzen. Im krassen Gegensatz dazu standen die weißen eckigen Fingernägel, die gut zwei Zentimeter über die Fingerkuppen hinausragten. Die Derbe traute sich kaum, ihre Kunstlederhandtasche damit anzufassen.
    »Wiedersehen, Frau Breiter, bis nächstes Mal«, flötete die Silikonblondine zum Abschied. »Und wenn eines abfällt, kommen Sie vorbei, mach ich wieder ran.«
    Die Derbe spürte den prüfenden Blick Giselas, lief rot an und vermied den Augenkontakt. Sie murmelte ein paar Worte zum Abschied und quietschte auf ihren Gummisohlen ins Freie. Die Silikonblondine schenkte Lederer einen kurzen Blick und verschwand mit wiegenden Schritten durch die Milchglastür wieder in die Unergründlichkeit der hinteren Räume. Lederer stierte ihrem Hintern nach, bis sich die Milchglastür geschlossen hatte. Gisela konnte direkt hören, wie das Testosteron in Lederers Blutbahn rauschte und die Synapsen britzelten.
    »Bitte?«, wandte sich ihnen die Kröte zu. Sie hatte das Gespräch beendet und den Hörer aufgelegt. Hinter den getönten Brillengläsern waren ihre Augen nur undeutlich auszumachen. Sie schaute Lederer an, für Gisela hatte sie nur einen dürftigen Seitenblick übrig.
    »Ähm, ich bin Hauptkommissar Lederer von der Mordkommission Straubing«, polterte Lederer los, zeigte seinen Dienstausweis. »Ich … wir ermitteln in einem Todesfall, der sich nicht weit von hier ereignet hat. Wir haben die berechtigte Vermutung, dass die Tote hier bei Ihnen gearbeitet hat.« Er legte das Foto von Danijela auf den Tresen. »Das ist Danijela Andreikovici. Können Sie das bestätigen?«
    Die Kröte starrte mehrere Sekunden auf das Foto. »Das ist Danijela, ja.« Sie hob den Kopf. »Wie … wie ist sie umgekommen?«
    »Darüber dürfen wir leider nichts sagen. Seit wann hat sie bei Ihnen gearbeitet?«
    »Seit ein paar Wochen. Aber ich kannte sie nicht sehr gut.«
    »In dem Fall würden wir gern mit Danijelas Kolleginnen sprechen.«
    »Wozu?«
    »Das gehört zu unserem Beruf.«
    Die Haltung der Kröte straffte sich, hinter den getönten Brillengläsern blitzte es kurz auf.
    »Verdächtigen Sie etwa eine von ihnen?«
    »Nein.«
    »Dann sind die Mädchen auch nicht verpflichtet, sich ausfragen zu lassen«, erwiderte die Kröte souverän.
    Lederer klappte den Mund überrascht zu.
    »Verpflichtet nicht, aber es muss doch auch in ihrem Interesse liegen, dass die Umstände des Todes geklärt werden. Schließlich hat sie hier gearbeitet, Sie hatten wahrscheinlich jeden Tag mit ihr zu tun, oder?«
    Der Kopf der Kröte ruckte herum.
    »Die Mädchen hier haben nicht gerne mit der Polizei zu tun«, sagte sie.
    »Den meisten Leuten geht es so …«, setzte Gisela an. Lederer grätschte dazwischen.
    »Und warum nicht?«, zischte er. »Haben die Damen etwas zu verbergen?«
    »Die Damen haben in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht«, zischte die Kröte zurück. »Das soll nicht noch einmal vorkommen.«
    »Na schön, dann werde ich die Personalien aller hier arbeitenden Damen aufnehmen, das zumindest steht mir zu. Und mit Ihnen fange ich an.«
    Insgesamt arbeiteten

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