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Unter aller Sau

Unter aller Sau

Titel: Unter aller Sau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Limmer
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Kopfkissen. Das Leben hatte auch seine schönen Seiten.
    Völlig verschwitzt und abgekämpft lag Richie neben Ionela auf dem Bauch. Ihre Finger fuhren sanft über seinen Rücken, was ihm ein wohliges Schnurren entlockte.
    »Du bist ein guter Polizist, oder?«
    Richie brummte zustimmend.
    »Du hast ein großes Herz.«
    Brummen.
    »Und du weißt, wer Danijela umgebracht hat.«
    Brummen. Ionela küsste Richies Ohr, saugte an seinem Ohrläppchen, was ein sehr tiefes Brummen zur Folge hatte.
    »Sagst du mir, wer es war?«, hauchte sie Richie ins Ohr.
    Richie bekam seine Stimme nur mit Mühe in Gang.
    »Darf ich nicht«, hauchte er zurück.
    »Kannst du dir vorstellen, wie das ist, wenn die eigene Schwester ermordet wird und du malst dir jede Sekunde aus, wie es passiert ist und wer es war?«
    Richie grunzte, drehte seinen Kopf schwerfällig in ihre Richtung, drückte seine Augenlider mit unglaublicher Willenskraft hoch und schaute in Ionelas türkisblaue Augen.
    »Wir sind dran«, quetschte er heraus. »Schlafen.«
    Seine Augenlider sausten nach unten. Ionela küsste Richies Lippen.
    »War es Ionel Tomanovici?«
    Ein Auge Richies öffnete sich erstaunt.
    »Du musst nichts sagen, aber wenn ich recht habe, blinzle einfach.«
    Richie starrte Ionela an.
    »Okay?« Sie küsste ihn.
    Richie blinzelte einmal in Zeitlupe.
    »Hat Ionel Tomanovici Danijela umgebracht?«
    Sie wartete gespannt auf ein Blinzeln des einen Auges. Endlich kam es.
    »Werdet ihr ihn verhaften?«
    Richies Auge blieb offen. Die Pupille bewegte sich kein bisschen, fast konnte man meinen, Richie sei tot.
    »Habt ihr Beweise gegen ihn?«
    Das Augenlid Richies senkte sich halb, dann sprang es wieder auf. Ionela runzelte die Stirn. Richie wiederholte die Geste.
    »Ihr habt halbe Beweise gegen ihn?«
    Richie blinzelte.
    »Heißt das … ihr … ihr seid noch am Auswerten?«
    Richie blinzelte.
    »Ist es die Waffe, mit der er Danijela umgebracht hat?«
    Richies Auge starr.
    »Blutflecken?«
    Starr.
    »Ein Kleidungsstück? Ein Foto? Etwas, das Danijela aufgeschrieben hat?«
    Richie schloss sein Auge, ein leises Schnarchen schlug Ionela entgegen. Sie schaute ihn in stummer Verzweiflung an, beugte sich noch einmal vor, um ihn sanft zu küssen.
    »Eine Frau«, flüsterte Richie, ohne die Augen zu öffnen. »Sie macht Aussage gegen Tomatschititschitibängbäng.«
    Das letzte Wort versickerte im Kopfkissen. Richie war endgültig eingeschlafen. Ionela streichelte ihm über die Haare, schmiegte sich in Löffelchenstellung an ihn und schaute zum Vollmond, der groß und käsig vor ihrem Fenster stand.
     

Giselas Handy riss sie um Punkt sechs Uhr morgens unsanft aus einem traumlosen Schlaf. Mit verklebten Augen tastete sie nach dem Telefon, drückte halbblind die grüne Taste.
    »Hallo?« Ihre Stimme klang wie grobes Schmirgelpapier.
    »Wissen Sie, dass Sie eine ganz blöde Gans sind?« Lederers schneidende Stimme bohrte sich tief in ihr Trommelfell.
    Gisela rieb sich den Schlaf aus den Augen.
    »Diese Tussi sagt kein Wort, solange ihre Familie nicht hier in Straubing in Sicherheit ist. Das hab ich alles Ihnen zu verdanken, Sie Dorfkuh! Wissen Sie …«
    Gisela drückte die rote Taste. Sie behielt das Handy in der Hand, legte ihren Kopf müde zurück ins Kissen. In der linken Schläfe pochte es rhythmisch, und sie wusste nicht, ob es von Lederers Stimme herrührte oder von den drei Hellen.
    Das Handy piepste erneut. Jetzt war Gisela sich sicher, dass das Pochen von Lederer kam, und sie drückte ihn weg. Ihre Gedanken kreisten um Jana und Ionel. Wenn die junge Frau nicht aussagte, könnten sie nicht gegen den Mädchenhändler vorgehen. Das Pochen breitete sich unter der Schädeldecke aus. Die Ermittlungen würden in eine Sackgasse laufen und Ionel weitermachen wie bisher. Möglicherweise würde er sich in seine Heimat absetzen, wo er sich sicher fühlen konnte. Womöglich hatte er sich schon abgesetzt.
    Gisela fuhr hoch, das Pochen sprengte ihren Kopf. Sie wusste, nicht Lederer war schuld an dem Schmerz, sondern die Angst, Danijelas Mörder könnte entkommen. Es war an der Zeit für eine Lagebesprechung.
    Die fand bei einem Weißwurstfrühstück im Wilden Bock statt.
    »Also, mit dem Lederer, das wird nichts«, eröffnete Gisela die Sitzung. »Der drückt zwar immer aufs Gas, aber letztendlich kommt der nicht vom Fleck. Wir müssen das selber in die Hand nehmen.«
    »Und wie?«, fragte Schorsch, während er an seiner Weißwurst zuzelte, was ihm einen tadelnden Seitenblick

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