Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter aller Sau

Unter aller Sau

Titel: Unter aller Sau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Limmer
Vom Netzwerk:
von Erwin bescherte.
    »Kannst du auch mal essen, ohne zu reden?«, motzte er, ungeachtet dessen, dass er selbst volle Backen hatte und Weichteile seiner Breze über den Tisch versprühte.
    »Warum? Hast mich nicht verstanden?« Trotzig biss Schorsch gleichzeitig von seiner Breze ab.
    »Ich hab dich noch nie verstanden, egal ob’s du deinen Mund voll hast oder nicht. Aber ein bisschen Anstand hätten dir deine Eltern schon mitgeben können.«
    »Kannst du das buchstabieren? Weil, so ein schwieriges Wort ist bei euch daheim gewiss nicht vorgekommen. Du kannst doch bis heute nicht mit dem Besteck umgehen.«
    Erwin nahm seine Gabel, hielt sie Schorsch drohend vor die Nase.
    »Soll ich dir zeigen, was ich damit alles kann?«
    »Kruzinesen, jetzt reicht’s aber. Ihr seid im Dienst und nicht in der Krabbelgruppe«, herrschte Gisela die beiden an. »Ich erwarte konstruktive Vorschläge, wie wir bei diesem Rumänen weiter vorgehen.«
    Sie schaute ihre drei Mitarbeiter reihum an. Schorsch und Erwin gaben sich bedrückt, Richie nuckelte selig lächelnd an seiner Weißwurst.
    »Auch von dir, Richie.«
    Richie nickte, aber Gisela hatte ihre Zweifel, dass er dort oben auf Wolke sieben auch nur ein Wort mitkriegte, das am Tisch gewechselt wurde.
    »Wir könnten ja noch eine andere aus dem Paradies anzapfen«, sagte Erwin. »Wir haben da doch einen Spezialisten, so einen echten Frauenschwarm.«
    Er tauchte seine Weißwurst in den süßen Senf, ohne Schorsch anzuschauen. Der hielt die schlaffe, ausgezuzelte Weißwursthaut hoch, schwenkte sie leicht hin und her.
    »Erinnert dich das an was?« Schorsch grinste süffisant.
    »Schorsch, du setzt dich jetzt da rüber.« Gisela deutete auf den Stuhl neben Richie. Schorsch ächzte protestierend.
    »Sofort«, schob Gisela hinterher.
    Schorsch nahm seinen Teller und hockte sich neben Richie. Dem fiel das gar nicht auf, er tauchte den Rest seiner Weißwurst sanft in den Senfklecks und zuzelte erneut zärtlich daran.
    »Hat der gestern wieder zu viel geraucht?«, sagte Erwin.
    »Verliebt«, antwortete Gisela. Sie hatte nicht die Absicht, näher ins Detail zu gehen, geschweige denn, ein Wort über die letzte Nacht zu verlieren.
    »Immer noch? Sind jetzt schon achtundvierzig Stunden, das ist neuer Rekord.« Erwin prostete Richie zu. »Gratuliere.«
    Schorsch schwenkte als Kommentar noch einmal die schlaffe Weißwursthaut und fing sich dafür den Stinkefinger ein.
    Rosi, die handfeste Bedienung, trat heran, räumte die leeren Weißbiergläser ab.
    »Magst noch eins?«, fragte sie Erwin.
    »Nein, mag er nicht«, dröhnte Gisela. »Keiner von denen.«
    Sie versuchte es noch einmal mit einer leisen und festen Stimme, die ihren Männern den Ernst der Lage verdeutlichen sollte.
    »Also, wir haben die unbestätigte Aussage dieser Jana, dass Ionel Tomanovici der Täter ist, wir haben ein Branding auf der Brust des Opfers mit dem Namen des Beschuldigten, und wir haben den begründeten Verdacht«, sie schaute zu Schorsch, »dass auf der Schönheitsfarm Prostituierte Kunden akquirieren.«
    Gisela schaute in die Runde. Keiner sagte was.
    »Am liebsten würd ich dort vorbeifahren und diesem Ionel eine reinhauen«, blubberte Richie vor sich hin.
    Erwin schluckte sein letztes Stück Breze runter, wischte sich die Krümel von den Fingern.
    »Also, ich hätt nix dagegen.«
    »Ich bin auch dabei«, sagte Schorsch. »Superidee.« Er wandte sich an Richie und haute ihm anerkennend auf die Schulter. Der glotzte Schorsch so verständnislos an, als wäre er gerade aus dem Schlaf gerissen worden.
    »Mehr fällt euch nicht ein?«, sagte Gisela.
    Erwin zuckte die Schultern, Schorsch schüttelte leicht verunsichert den Kopf.
    Gisela seufzte. »Ihr seid Polizisten, und Polizisten verprügeln keine Verdächtigen ohne ausreichende Beweise.«
    »Vielleicht prügeln wir die Beweise ja aus ihm raus«, merkte Erwin an.
    »Genau«, unterstützte Schorsch diese Ansicht.
    »Ihr habt Vorbildfunktion für eure Mitbürger«, erwiderte Gisela.
    »Du meinst, die Mitbürger sollten ihn auch verprügeln?«
    »Nein, ich mein, dass hier überhaupt niemand verprügelt werden sollte.«
    »Ja, was machen wir denn dann?«, warf Schorsch ein.
    Gisela spürte kurz das dringende Bedürfnis, laut aufzuschreien. Sie zwang sich zur Ruhe und Beherrschung.
    »Deswegen sitzen wir ja hier, um genau das zu besprechen.«
    »Bist du irgendwie genervt?«, erkundigte sich Richie. Die Frage traf Gisela so unvorbereitet, dass sie zu keiner Antwort fähig

Weitere Kostenlose Bücher