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Unter aller Sau

Unter aller Sau

Titel: Unter aller Sau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Limmer
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an.«
    »Genau. Das ist unsere Sache.« Erwin verschränkte die Arme. Jede weitere Diskussion hielt er für müßig.
    »Also, ein, zwei Tage halten die schon noch durch«, meinte Schwester Doris zaghaft. »Aber dann sollte sich schon ein richtiger Arzt drum kümmern.«
    Der größere Rumäne saß mit aufmerksamem Blick auf einem der Stühle und versuchte zu verstehen, was hier verhandelt wurde. Der andere lag auf dem Boden und hatte eine möglichst schmerzfreie Position eingenommen, die Butterhörnchenhaltung, wie Erwin sie nannte.
    Gisela pustete ihre Ratlosigkeit heraus.
    »Wenn wir sie dem Straubinger übergeben, dann werden wir nie was gegen Vlad in der Hand haben. Von denen spricht doch keiner mehr, wenn man sie mit dem Lederer seine Glacéhandschuhe anfasst. Der macht doch alles nach den Paragraphen.«
    »Meinst, wir nicht?«, schnauzte Gisela Erwin an. Ihr Unmut rührte weniger von der Andeutung her, dass sie widerrechtlichen Methoden nicht abgeneigt sei, als vielmehr vom Wahrheitsgehalt seiner Worte. Lederer würde den Dienstweg beschreiten, die Rumänen maximal achtundvierzig Stunden festhalten und befragen. Wenn die außer ihren Personalien nichts sagten, dann müsste er sie laufen lassen. Molotowcocktails herumzutragen war noch nicht strafbar. Und eine Anfrage bei den rumänischen Behörden, um eine Verbindung zu Vlad Tomanovici herzustellen, würde mehrere Tage, wenn nicht gar Wochen beanspruchen.
    »Ich fahr nach Straubing«, sagte sie.
    Enttäuschung und Unverständnis machten sich auf den Gesichtern der anderen breit.
    »Ich hole Doktor Rothaler, der soll sich die beiden mal anschauen. Und bring Jana mit, damit die uns übersetzt.«
    Erwin und Schorsch strahlten begeistert um die Wette.
    Gisela schaute Schwester Doris mahnend an. »Kein Wort zu niemandem.«
    Schwester Doris schüttelte den Kopf. »Ich hab ja auch so eine Art Schweigepflicht als Krankenschwester«, erklärte sie.
    »Wir müssen uns nur überlegen, wie wir Jana von Lederer loseisen, ohne dass der blöde Fragen stellt«, überlegte Gisela laut.
    »Ja, und ob die überhaupt mitkommt, wenn die hört, um was es geht.« Erwin beäugte die bärtigen Rumänen. »Wenn ich nicht müsste, würd ich mit denen auch nicht unbedingt was zu tun haben wollen.«
    Ratlosigkeit machte sich in der Dienststube breit. Schorsch räusperte sich leise.
    »Ich könnt das ja machen.«
    Alle Augen richteten sich auf ihn. Schorschs Gesicht verfärbte sich rot mit weißen Sprenkeln auf den Wangen.
    »Ich könnt ihr ja klarmachen, dass wir über die beiden versuchen, an den Vlad ranzukommen.«
    Erwin seufzte. »Schorsch, das funktioniert nie.«
    »Wieso denn nicht?« Schorschs Rot wurde dunkler, die weißen Flecken heller.
    »Weil da was zwischen euch sein müsste.« Erwin machte mit den Händen Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen, um eine Art Gefühlsaustausch zu demonstrieren. »Aber das ist eine Nutte, und du warst ihr Kunde. Und du hast sie mit einem Felsbrocken niedergeschlagen. Die wird dir was husten.«
    Schorsch presste getroffen die Lippen zusammen.
    »Probieren kann er’s doch mal, oder?« Gisela nahm ihre Jacke vom Haken. »So machen wir’s. Ich hol den Doc, der Schorsch die Jana.« Sie wandte sich an Erwin. »Und du passt auf die beiden hier auf. In eineinhalb Stunden bin ich wieder da.«
    Erwin stöhnte auf.
    »Ich kann den Richie doch nicht so lange alleine lassen.«
    Gisela wischte den Einwand mit einer Handbewegung weg.
    »Den setzen wir in mein Büro. Dort stört er nicht, und du hast ihn trotzdem im Blick. Auf geht’s, packen wir’s.« Dieser Entschiedenheit Giselas hatte niemand was entgegenzusetzen.
     
    Schorsch blieb ein paar Minuten im Streifenwagen sitzen, nachdem er vor Lederers Reihenhaus geparkt hatte. Sein Herz klopfte ihm bis in die Schläfen, er wischte seine schweißnassen Hände an den olivfarbenen Hosenbeinen ab. Schließlich stieg er mit weichen Knien aus und stiefelte auf das Gartentürchen zu. Er las den Namen Lederer auf dem Klingelschild. Eine vorübergehende Lähmung blockierte jeden Muskel in seinem Körper. Schorsch schloss die Augen, stellte sich Janas Gesicht vor, woraufhin sein Zeigefinger wie von alleine gegen den Klingelknopf drückte.
    Das Ding-Dong aus dem Inneren des Hauses ließ Schorsch wieder die Augen öffnen. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich die Haustür. Jana trug einen Trainingsanzug und einen kühlen Blick.
    »Herr Lederer ist nicht da. Der ist im Büro.«
    »Gott sei dank«, entfuhr es

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